Konjunktur Frühsommer 2024

Dienstleistungen Frühsommer 2024: Auf gutem Niveau

Abgesehen von einigen Ausnahmen verbleiben die Unternehmen der Dienstleistungsbranche in der Region Stuttgart weiterhin auf einem guten Niveau. Die konjunkturelle Schwäche, die in anderen Sektoren vorherrscht, ist bei den Dienstleistern noch nicht in gleichem Maße sichtbar. Die wirtschaftliche Lage bleibt im Vergleich zur vorherigen Konjunkturumfrage annähernd stabil. Der Lageindikator fällt leicht von 32 auf 31 Punkte. Aktuell beurteilen 44 Prozent der Unternehmen ihre Geschäftslage als gut, 42 Prozent als befriedigend und 14 Prozent als schlecht. Ein ähnliches Antwortmuster zeigte sich bereits zum Jahreswechsel. Innerhalb der Dienstleistungsbranche gibt es unterschiedliche Entwicklungen: Insbesondere die Unternehmen im Finanzdienstleistungssektor erzielen mit der Anhebung des Leitzinses auf zuletzt 4,5 Prozent hohe Erträge aus Spareinlagen und Tagesgeldern. In anderen Dienstleistungsbereichen, wie dem Hotel- und Gaststättengewerbe, ist der aktuelle Ertrag aufgrund hoher Kostenbelastungen eher negativ.
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Die unternehmensnahen Dienstleister sind nicht gänzlich unberührt von der schwächelnden Konjunktur in der Industrie. Lediglich 27 Prozent der Unternehmen verzeichnen eine steigende Tendenz beim Auftragseingang – zu Jahresbeginn waren es noch 31 Prozent. Zudem ist der Anteil der Unternehmen, die die Inlandsnachfrage als Geschäftsrisiko einstufen, von 57 Prozent zu Jahresbeginn auf nunmehr 59 Prozent gestiegen und bleibt somit vergleichsweise hoch. Trotzdem wird die wirtschaftliche Lage der unternehmensintensiven Dienstleister insgesamt als gut bewertet und liegt mit 37 Punkten auf einem soliden Niveau.
Die Unternehmen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien erleben einen leichten Aufschwung, der hauptsächlich durch die fortschreitende Digitalisierung getrieben wird. Die Ertragslage wird von 44 Prozent der Unternehmen als positiv eingeschätzt, was einem Anstieg von etwa 7 Prozentpunkten gegenüber Jahresbeginn entspricht. Zudem verzeichnen 36 Prozent der Unternehmen einen Umsatzanstieg im Vergleich zum Frühsommer 2023. Jedoch zeigt sich bei den Auftragseingängen ein abnehmender Trend, wobei der Indikator von 10 Punkten auf -4 Punkte fällt. Trotzdem herrscht bei den Unternehmen Optimismus. Rund 30 Prozent erwarten in den nächsten 12 Monaten eine Verbesserung der Geschäftslage, was 10 Prozentpunkte mehr sind als im Januar. Lediglich 12 Prozent rechnen mit schlechteren Geschäftsaussichten.
Verschiedene Kostenfaktoren setzen die Unternehmen des Hotel- und Gaststättengewerbes unter Druck. Aktuell beurteilen 37 Prozent der Gastronomen und Hoteliers ihre Gewinnsituation als unbefriedigend. Mit dem Jahreswechsel ist die Mehrwertsteuer auf Speisen von 7 auf 19 Prozent gestiegen, und der Mindestlohn erhöhte sich von 12 Euro auf 12,41 Euro – eine Entwicklung, die das Gastgewerbe besonders trifft, da hier häufig angelernte Aushilfskräfte tätig sind. Zudem belasten hohe Energiekosten viele Betriebe. Mit 72 Prozent der Nennungen bleiben die Energiekosten das größte Risiko der Branche. Mittlerweile bewerten 29 Prozent der Unternehmen ihre wirtschaftliche Lage als schlecht – ein Anstieg um 13 Prozentpunkte seit Januar. Auch die bevorstehende Fußball-Europameisterschaft, für die Stuttgart als Spielort fungiert, scheint die Stimmung nicht zu verbessern. Der Indikator für die Geschäftserwartungen im kommenden Jahr ist von 16 Punkten auf -2 Punkte gefallen.
Die wirtschaftliche Lage der Unternehmen im Transport- und Verkehrsgewerbe bleibt weiterhin volatil. Die anhaltend schwache Konjunktur beeinträchtigt die Betriebe sowohl am Anfang als auch am Ende der Wertschöpfungskette. Seit dem Frühsommer 2023 verzeichnet der Auftragseingang eine abwärtsgerichtete Tendenz. Die Kapazitätsauslastung liegt momentan bei 77 Prozent und damit ungefähr 5 Prozentpunkte unter dem Zehnjahresdurchschnitt. Erstmals seit dem Frühsommer 2022 fällt der Indikator der Ertragslage wieder in den negativen Bereich und befindet sich aktuell bei –18 Punkten. Rund ein Drittel der Unternehmen stuft die Ertragslage als schlecht ein. Der Fachkräftemangel, von 77 Prozent der Betriebe angeführt, sowie das Risiko steigender Energiekosten, das 70 Prozent der Nennungen ausmacht, werden als signifikante Herausforderungen genannt. Obwohl sich die Prognosen für die Geschäftsentwicklung von –37 auf –27 Punkte leicht verbessert haben, ist die Gesamtaussicht nach wie vor trüb.
Die Zinswende hat für Finanzdienstleister eine Wende in der Ertragssituation eingeleitet. Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins in mehreren Schritten auf zuletzt 4,5 Prozent angehoben. Infolgedessen sind die Erträge aus Spareinlagen und Tagesgeldkonten deutlich attraktiver geworden. Der Ertragslageindikator beläuft sich auf etwa 46 Punkte. Jedoch führte dies auch zu einer Verteuerung von Krediten, was einen spürbaren Rückgang der Kreditnachfrage bei Privat- und Firmenkunden zur Folge hatte. Trotzdem berichten 44 Prozent der Finanzdienstleister von einer guten und 56 Prozent von einer befriedigenden wirtschaftlichen Situation.