Die Wirtschaft ist ein wichtiger Teil von Zukunftslösungen – sie erwartet, ein dauerhafter und aktiver Partner bei der Gestaltung dieser Lösungen zu werden. Daher fordern die Industrie- und Handelskammern Flensburg, Kiel und Lübeck mehr Mut und Vertrauen in die freiheitlichen Komponenten unserer Wirtschaftsordnung und die Ausrichtung politischer Entscheidungen an den Anforderungen heutiger Wirtschaftsdynamiken.
Zur Bewältigung der vor uns liegenden Herausforderungen und Aufgaben braucht unser Land jetzt einen echten Mentalitätswechsel. Ein „Weiter so“ wie vor der Coronapandemie kann und darf es aus Sicht der der drei IHKs nicht geben. Die Landesarbeitsgemeinschaft IHK Schleswig-Holstein hat daher ein Positionspapier mit Forderungen und Empfehlungen für die künftige Landesregierung erstellt. Ziel ist, die Rahmenbedingungen für die mehr als 175.000 Mitgliedsunternehmen nachhaltig zu verbessern.
Die Pandemie hat alle Regionen und Branchen getroffen. Ebenso stellen der größer werdende Fachkräftemangel und die Lieferengpässe, aber auch die Digitalisierung und die Dekarbonisierung die deutsche Wirtschaft insgesamt vor große Herausforderungen. Es kommt daher darauf an, in diesen Bereichen jetzt die Weichen für die Zukunft richtig zu stellen und nicht in alte Verhaltensmuster zurückzufallen. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist, dass Politik und Verwaltung die Leistungen des Unternehmertums anerkennen, das Staat und Gesellschaft in der von Corona geprägten Zeit – jetzt und in Zukunft – nachhaltig stützt. Die Wirtschaft geht zum Beispiel beim nachhaltigen Umgang mit Ressourcen und beim Klimaschutz voran.
Die Politik muss der Wirtschaft daher mehr Freiheiten sowie Verantwortung übertragen und sie als Partnerin auf Augenhöhe bei der Suche nach Antworten auf die drängenden Herausforderungen einbeziehen. Vor allem müssen sich politische Entscheidungen, Verwaltungsprozesse und Genehmigungsverfahren an der Dynamik und Lebenswirklichkeit in der Wirtschaft orientieren. Es gilt, Planungen überall zu beschleunigen, um den Unternehmen und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Verlässlichkeit zu geben. Weiterhin gehört dazu, „Gutes Recht“ zu schaffen sowie Hürden abzubauen und damit die Unternehmen zu entlasten. Infrastrukturausbau und Fachkräftesicherung sind Themen, bei denen Weichenstellungen von heute die Zukunft von morgen sichern.
Seine großen Chancen kann der echte Norden nutzen, wenn er seine Spitzenposition in entscheidenden Bereichen weiter ausbaut: beim Breitbandausbau, bei den erneuerbaren Energien, im Tourismus, in der Ernährungswirtschaft, in der Gesundheitswirtschaft, im Bereich Lifesciences und in der maritimen Wirtschaft. Eine weitere Unterstützung und Entwicklung der bestehenden Cluster kann hier wertvolle Impulse liefern. Mit einer entsprechenden Innovationsförderung wird die Wirtschaft zukünftig einen noch größeren Beitrag zur Vereinbarkeit von Ökonomie und Ökologie leisten. Eine stärkere Zusammenarbeit der verschiedenen Ministerien ist hier mehr als wünschenswert.
Andererseits wollen Unternehmen und Bürger im Energiewendeland Nr. 1 von günstiger Energie profitieren und nicht mehr Geld bezahlen als in anderen Ländern. Hier muss das Land seinen Beitrag zur Entlastung leisten, um Wachstum und Wohlstand zu stärken.
Darüber hinaus benötigt das Land eine Innovationsförderung, die gezielt nach Themen/Unternehmen/Experten sucht und diese zur Stärkung der schleswig-holsteinischen Wirtschaft ins Land holt.
Nicht alles kann das Land Schleswig-Holstein im Alleingang durch- und umsetzen, die Landesgesetzgebung hat ihre Grenzen. Aus Sicht der IHKs ist es daher entscheidend, dass die norddeutschen Länder in strategischen Feldern noch stärker den Schulterschluss suchen, vernetzt zusammenarbeiten und im von den südlichen Bundesländern dominierten Berlin mit einer Stimme sprechen.