Wirtschaft im IHK-Bezirk Rostock: Stillstand im Konjunkturkeller
Die Lage und die Aussichten für die Wirtschaft im Bezirk der IHK zu Rostock sind bereits im zweiten Jahr in Folge mau. Neben der gesamtwirtschaftlich schwachen Nachfragen stehen strukturelle Herausforderungen wie zu viel Bürokratie und hohe Energiekosten einem Aufschwung im Wege.
- Geschäftsklima im Bezirk der IHK zu Rostock
- Geschäftslage: Industrie im freien Fall
- Aktuelle Finanzlage: Forderungsausfälle nehmen zu
- Geschäftserwartungen: Keine Impulse
- Investitionen: Kapazitätserweiterung aktuell keine Option
- Fremdfinanzierung: Noch kein Problem, aber Zinsdruck nimmt zu
- Exporte: Schub aus dem Ausland fehlt
- Beschäftigung: Rezession hinterlässt Spuren
- Probleme: Arbeitskosten und Bürokratielast hemmen
- Geschäftsklima in den Branchen
- Geschäftsklima in den Regionen des IHK-Bezirks
- Die Wirtschaft in ganz Mecklenburg-Vorpommern auf einen Blick
Nach ersten leicht positiven Signalen im Frühsommer hat die gewerbliche Wirtschaft im IHK-Bezirk Rostock den Weg aus dem Konjunkturkeller vorerst nicht fortgesetzt. Der IHK-Geschäftsklimaindex stagniert im Herbst 2024 und liegt bei 92 Punkten. Die Geschäftslageeinschätzungen der Unternehmen verbleiben auf dem Niveau der Vorumfrage. Die Herausforderungen für die Betriebe – besonders in der Industrie – sind noch einmal gestiegen, so dass die Firmen noch etwas skeptischer auf die Entwicklung in den kommenden Monaten blicken. Hohe Kosten für Energie und Arbeit sowie bürokratische Belastungen lähmen viele Befragte: Es bedarf eines deutlichen Aufbruchssignals, um nachhaltige Wachstumsimpulse zu setzen.
Geschäftsklima im Bezirk der IHK zu Rostock
Fragte der IHK-Konjunkturbericht im Frühsommer noch verhalten optimistisch, ob sich ein erstes Licht am Ende des Konjunkturtunnels abzeichnet, ist im Herbst 2024 zu konstatieren , dass der Tunnelausgang noch immer nicht zu sehen ist. Branchenübergreifend stellt sich für viele Betriebe im Bezirk der IHK zu Rostock der geschäftliche Status Quo anhaltend schwierig dar. Trotz der deutlich zurückgegangenen Inflationsrate und einer einsetzenden Belebung auf den wichtigsten ausländischen Absatzmärkten gelingt es nicht, die Wirtschaft mit Schwung aus dem Konjunkturtal herauszubekomme. Neben der weiter schwachen Binnennachfrage und internationalen geopolitischen Risikofaktoren schiebt Deutschland einen großen Berg struktureller Hemmnisse – von verzerrten Netzentgelten auf dem Strommarkt über den Investitionsstau für große Teile der öffentlichen Infrastruktur bis hin zu einer überbordenden Bürokratie – vor sich her. Entsprechend schlecht ist die Stimmung vieler Befragter, die sich ebenso in den Freitextantworten der Umfrage ausdrückt.
Der IHK-Geschäftsklimaindex sinkt im Herbst leicht von 97 auf 92 Indexpunkte (gesamtes Mecklenburg-Vorpommern: ebenfalls 92, deutschlandweiter Wert: 91) und ist damit weit vom langjährigen Mittelwert von 111 entfernt. Zu diesen Ergebnissen kommt die Auswertung der Antworten von 308 Unternehmen im Rahmen der Konjunkturumfrage der IHK zu Rostock, die von Ende September bis Anfang Oktober 2024 stattfand.
Die erneute Eintrübung des Geschäftsklimas in der aktuellen Rezession ist auf wieder skeptischere Zukunftsaussichten – bei unveränderter Beurteilung der gegenwärtigen Geschäftslage – im Vergleich zur Vorumfrage im April/Mai 2024 zurückzuführen.
Mit Ausnahme des Baugewerbes und der Dienstleister hat sich das Geschäftsklima in allen Zweigen der gewerblichen Wirtschaft verschlechtert, wenn auch nicht überall gleich stark. Im Ergebnis gibt es keine Belebung bei den Investitionsplänen und die Beschäftigungsabsichten entwickeln sich wieder rückläufig.
Geschäftslage: Industrie im freien Fall
Wie im Frühsommer geben auch in der Herbstumfrage vier von fünf Unternehmen an, dass ihre Geschäftslage „befriedigend“ oder „gut“ sei („gut“: 29 Prozent). Der branchenübergreifende Geschäftslagesaldo verbleibt mit elf Prozentpunkten auf dem Niveau der Vorumfrage und liegt damit deutlich unter seinem langjährigen Mittelwert von 27 Prozentpunkten. Während vor allem der Bausektor aber auch das Dienstleistungsgewerbe eine verbesserte Lage vermelden und gleichfalls das Gastgewerbe bessere Zahlen in diesem Jahr registriert, verzeichnet die Industrie einen beispiellosen Einbruch bei der aktuellen Geschäftslage. Die konjunkturelle Lageeintrübung zeigt sich auch in einer Verschlechterung der Auftragsbestände der Betriebe: 34 Prozent der betreffenden Umfrageteilnehmenden schätzen ihren aktuellen Auftragsbestand als „eher zu gering“ ein (Frühsommer: 28 Prozent). Der Anteil der Unternehmen mit einem „eher großen“ Auftragsbestand bleibt im Vergleich zur Vorumfrage mit 13 Prozent nahezu unverändert.
Aktuelle Finanzlage: Forderungsausfälle nehmen zu
Auch wenn die Geschäftslage der Unternehmen im Vergleich zur Frühsommerumfrage stabil geblieben ist, hat sich die Bewertung der aktuellen Finanzlage der Befragten wieder verschlechtert: 52 Prozent schätzen sie gegenwärtig als unproblematisch ein (Vorumfrage: 58 Prozent). Das Ausbleiben einer substanziellen wirtschaftlichen Erholung belastet anscheinend bereits die Erträge und Umsätze vieler Betriebe, so dass auf die Eigenkapitalreserven zurückgegriffen werden muss (plus vier Prozentpunkte auf 27 Prozent im Vergleich zum Frühsommer). Auffällig ist der merkliche Anstieg des Anteils der Umfrageteilnehmenden, die von zunehmenden Forderungsausfällen berichten (plus neun Prozentpunkte auf 15 Prozent). Der Anteil der Firmen, die sich von einer Insolvenz bedroht sehen, bleibt mit drei Prozent unverändert.
Geschäftserwartungen: Keine Impulse
Frustration und Resignation kennzeichnen die Stimmung in großen Teilen der gewerblichen Wirtschaft im IHK-Bezirk . Viele Betriebe sind in erheblichem Maße verärgert und verunsichert. So wundert es nicht, dass die Befragten in allen Wirtschaftszweigen anhaltend pessimistisch auf die nächsten Monate blicken. Die negativen Erwartungen haben im Vergleich zur Vorumfrage zugelegt, wenngleich nicht in allen Branchen gleich stark. Die in der Rezession schwache Inlandsnachfrage setzt vielen Unternehmen zu und der Politik gelingt es nicht, Aufbruchimpulse an Unternehmen und den Konsum zu senden. Im Ergebnis bleiben die Geschäftsaussichten der Umfrageteilnehmenden für die kommenden Monate im Stimmungskeller: Während nur noch elf Prozent der Firmen optimistisch in die Zukunft blicken (Frühsommer: 15), rechnen dreimal so viele Befragte (34 Prozent, April/Mai: 31) mit einer Verschlechterung ihrer Geschäfte. Der Erwartungssaldo reduziert sich von minus 16 auf minus 23 Prozentpunkte und ist damit weit von seinem langjährigen Durchschnittswert von Null entfernt.
Investitionen: Kapazitätserweiterung aktuell keine Option
Die wieder schlechteren Geschäftsausblicke sorgen dafür, dass die Investitionsabsichten der Unternehmen im Herbst auf sehr niedrigem Niveau verharren. Über alle Branchen hinweg geben, wie in der Vorumfrage, 39 Prozent der Betriebe an, ihre Investitionen zurückfahren zu wollen und nur jeder fünfte (22 Prozent) rechnet mit höheren Investitionsausgaben. Der Investitionssaldo verbessert sich im Vergleich zum Frühsommer marginal um einen Punkt auf minus 16 Prozentpunkte.
Der Anteil der Unternehmen, die in den kommenden Monaten keine Investitionen beabsichtigen, sinkt zwar von 33 auf 25 Prozent, allerdings erreicht der Anteil der investitionsbereiten Betriebe, die in die Erweiterung ihrer Kapazitäten investieren wollen, mit 18 Prozent ein Allzeittief im Rahmen der IHK-Konjunkturanalyse (langjähriger Mittelwert: 31 Prozent). Nach wie vor liegt das Augenmerk der betrieblichen Investitionsabsichten auf dem Ersatz abgeschriebener oder verschlissener Produktionsmittel: 78 Prozent der investitionsbereiten Befragten beabsichtigen Mittel für den Substanzerhalt bereitzustellen. Die weiterhin hohen Kostenbelastungen – besonders für Energie und Personal – haben zur Folge, dass, wie in der Frühsommerbefragung, 34 Prozent der Firmen in die Rationalisierung ihrer Prozesse investieren wollen. Bei investitionsbereiten Unternehmen, denen die hohen Energie- und Rohstoffpreise sowie die Arbeitskosten besondere Probleme bereiten, liegt der Anteil für das Rationalisierungsmotiv mit 44 Prozent noch einmal deutlich höher.
Fremdfinanzierung: Noch kein Problem, aber Zinsdruck nimmt zu
Gegenwärtig sieht die Fremdfinanzierungssituation für den Großteil der Befragten weiter überwiegend unproblematisch aus, denn die meisten Firmen haben einen guten (19 Prozent) bzw. zufriedenstellenden (23 Prozent) Zugang zu externen Finanzierungsmöglichkeiten. Weitere 44 Prozent sind nicht auf eine Finanzierung durch Dritte angewiesen. Allerdings steigt der Anteil der Befragten, die von einem schlechten Zugang oder abgelehnten Finanzierungen berichten, leicht um anderthalb Prozentpunkte auf 13 Prozent im Vergleich zur Vorumfrage vom Frühsommer. Obwohl die EZB in diesem Jahr bereits dreimal die Leitzinsen gesenkt hat – die dritte Anpassung auf 3,25 Prozent wurde zu Beginn des Monats angekündigt und trat mit Wirkung zum 23. Oktober in Kraft – schlägt sich die Zinswende bisher noch nicht bei den Unternehmensfinanzierungen nieder: Bei den von einer Verschlechterung der Fremdfinanzierung betroffenen Betrieben geben aktuell 50 Prozent die Zinshöhe als Grund an (Frühsommer: 41).
Exporte: Schub aus dem Ausland fehlt
In den ersten acht Monaten des Jahres 2024 verzeichnet die amtliche Statistik nach vorläufigen Zahlen einen Rückgang der Exporte Mecklenburg-Vorpommerns im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, was sich auch in den Exportabsichten der befragten Betriebe im IHK-Bezirk Rostock niederschlägt. Die Exportaussichten der international aktiven Unternehmen verschlechtern sich im Vergleich zum Frühsommer: Die zuversichtlichen Exporterwartungen sinken leicht um zwei auf 18 Prozentpunkte, wohingegen der Anteil der Unternehmen, die von abnehmenden internationalen Absätzen ausgehen, um fünf auf 32 Prozentpunkte anwächst.
Beschäftigung: Rezession hinterlässt Spuren
Das Ausbleiben einer konjunkturellen Erholung führt dazu, dass die Beschäftigungsabsichten der Unternehmen nicht an die vorsichtig positive Entwicklung aus dem Frühsommer anknüpfen können. Lediglich acht Prozent (April/Mai: zehn) planen die Beschäftigung auszuweiten und 67 Prozent konstant zu halten (Vorumfrage: 69). Der Anteil der Betriebe, die mit einem Beschäftigungsabbau rechnen, erhöht sich von 21 auf 25 Prozent. Insofern nicht überraschend, verliert der Fachkräftemangel als Risiko etwas an Dringlichkeit und nur noch etwas mehr als ein Drittel der Betriebe vermeldet, dass sie offene Stellen längerfristig nicht besetzen können, während es im Frühsommer 2023 noch knapp zwei Drittel waren. Auch wenn für drei von vier Unternehmen die Sicherung ihrer Mitarbeitenden für konjunkturell bessere Zeiten im Fokus steht, wird deutlich, dass auch der Arbeitsmarkt die Auswirkungen der Rezession spüren wird. Selbst in der – sonst stetig suchenden und einstellenden – Industrie ist der Beschäftigungssaldo in diesem Jahr kontinuierlich negativ und erreicht in der aktuellen Herbstbefragung mit minus 29 Prozentpunkten einen Negativrekord.
Dennoch kann keine grundsätzliche Entwarnung in Bezug auf den Fachkräftemangel erfolgen, der nach wie vor Platz fünf der der betrieblichen Risiken und Probleme einnimmt (43 Prozent). Besonders für die Beherbergungs- und Gaststättenbetriebe ist der Fach- bzw. Arbeitskräftemangel ein akutes Hemmnis der eigenen wirtschaftlichen Entwicklung (59 Prozent). Branchenübergreifend konstatieren 77 Prozent der Firmen mit unbesetzten Stellen, dass der Personal- und Fachkräftemangel ihre wirtschaftliche Entwicklung einschränkt. Für 67 Prozent der betreffenden Betriebe trifft dies auch auf die Arbeitskosten zu: Dort wo Personal längerfristig nicht verfügbar ist, schlägt sich dies in steigenden Arbeitskosten nieder.
Probleme: Arbeitskosten und Bürokratielast hemmen
Unabhängig von marktlich bedingten Kostensteigerungen führen steigende Lohn- und Lohnnebenkosten dazu, dass die Problemkategorie „Arbeitskosten“ den aktuellen Spitzenplatz unter den betrieblichen Risiken und Hemmnissen einnimmt (51 Prozent). Fast gleichauf mit der Sorgenkategorie „wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen“ (50 Prozent). Besonders die hohen bürokratischen Belastungen und eine wahrgenommene Überregulierung sowie das Versagen der Politik, die strukturellen Probleme Deutschlands anzugehen und damit gezielte Wachstumsimpulse zu setzen, werden von den Antwortenden hervorgehoben. Die Energiepreise (ebenfalls 50 Prozent) und die schwache Inlandsnachfrage mit 48 Prozent folgen in der Skala der aus Unternehmenssicht schwerwiegendsten Risiken und Probleme.
Geschäftsklima in den Branchen
Industrie
Die Geschäftslage der befragten Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes hat sich im Herbst 2024 stark verschlechtert. Der Anteil der Betriebe, die ihre aktuellen Geschäfte als „gut“ beurteilen, liegt mit 13 Prozent erheblich unter dem Wert der Vorumfrage von 30 Prozent, während der Anteil der negativen Rückmeldungen um vier Prozentpunkte auf 26 Prozent ansteigt. Sechs von zehn Industriebetrieben bewertet die aktuelle Lage mit „befriedigend“.
Auch die Geschäftsaussichten trüben sich merklich ein: Blickten im Frühsommer noch 20 Prozent optimistisch auf die kommenden Monate, so halbiert sich dieser Anteil in der Herbstumfrage fast (11 Prozent). Aktuell geht knapp ein Viertel der Branche pessimistisch (24 Prozent) in die kommenden Monate (Vorumfrage: 22). Im Vergleich der Wirtschaftszweige rutscht das Verarbeitende Gewerbe damit auf einen leicht unterdurchschnittlichen Geschäftsklimaindexwert von 87 Indexpunkten (Frühsommer: 103). Das gegenwärtig sehr schwierige Geschäftsumfeld für die Industrie wirkt sich unmittelbar in ihren Beschäftigungsabsichten aus, was für die Branche ungewohnt ist: Der Beschäftigungssaldo stürzt um 20 auf minus 29 Prozentpunkte ab und liegt damit sehr deutlich unter dem Wert der gesamten gewerblichen Wirtschaft von minus 18 Prozentpunkten.
Anders sieht das Bild bei den Investitionsabsichten aus. Hier zeigen sich die Industrieunternehmen deutlich investitionsbereiter (Saldo: minus drei Prozentpunkte), was auf eine deutlich höhere Bereitschaft, Rationalisierungsinvestitionen vorzunehmen, zurückzuführen ist: 58 Prozent planen mit derartigen Investitionen auf die stark gestiegenen und auch absehbar steigenden Kosten für die Produktionsfaktoren zu reagieren.
Baugewerbe
Anders als im Verarbeitenden Gewerbe entwickelt sich die Bauwirtschaft seit der Frühsommerumfrage deutlich positiver. Die zuletzt deutlich gestiegenen Umsätze im Tief- und Wirtschaftsbau und sich positiv entwickelnde Auftragseingänge im Öffentlichen Bau schlagen sich in den Antworten der befragten Baubetriebe nieder: 45 Prozent melden eine „gute“ Lage (Frühsommer: 27) und mit 14 Prozent annähernd gleich hoch wie in der Vorumfrage stellen sich die negativen Rückmeldungen dar. Folglich blickt die Branche bei weitem nicht mehr so pessimistisch auf die kommenden Monate wie noch im Frühsommer. Der Anteil der optimistischen Antworten verharrt mit fünf Prozent, fast unverändert, auf dem Niveau der Vorumfrage, allerdings schrumpft der Anteil der pessimistischen Rückmeldungen von 73 auf 32 Prozent.
Der Branchengeschäftsklimaindex verbessert sich in der Folge erheblich von 61 auf 98 Indexpunkte (langjähriges Mittel: 110). Die Verbesserung der Lage- und Erwartungsindikatoren spiegelt sich auch in der Beurteilung des eigenen Auftragsbestands wider: 55 Prozent vermelden einen „ausreichend großen/saisonüblichen“ (Vorumfrage: 47) und 20 Prozent einen „eher großen“ Auftragsbestand (April/Mai: 7).
Handel
Die allgemein schlechte gesamtwirtschaftliche Lage und nur schwer identifizierbare bzw. nicht vorhandene Signale für einen Aufschwung führen dazu, dass auch die Verbraucherinnen und Verbrauer den Pessimismus vieler Unternehmen teilen und entsprechend zurückhaltend in ihrem Konsumverhalten sind. Zumal der – mittlerweile zwar wieder deutlich gebremste – allgemeine Preisniveauanstieg und andere Belastungen des verfügbaren Einkommens auf die Konsumbereitschaft nachwirken. 70 Prozent der befragten Händler geben die Inlandsnachfrage als ihr größtes Problem in der Rangfolge der Risiken und Hemmnisse an (branchenübergreifend: 47).
Dementsprechend schwierig gestaltet sich auch im Herbst die Situation der Handelsunternehmen im IHK-Bezirk: Jeweils ein Viertel beurteilt die aktuelle Situation als „gut“ bzw. als „schlecht“ und beschreiben damit eine annähernd unveränderte Situation im Vergleich zum Frühsommer. In Bezug auf die Geschäftsaussichten für die kommenden Monate zeichnet sich ein düsteres Bild: Während, wie in der Vorumfrage, ungefähr jedes zehnte Unternehmen zuversichtlich ist, steigt der Anteil der Händler mit pessimistischen Erwartungen von 33 auf 49 Prozent. Der Branchengeschäftsklimaindex fällt um sechs auf 80 Indexpunkte.
Verkehrsgewerbe
Ähnlich wie bei den Handelsbetrieben ist die Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Inlandsnachfrage für die Verkehrs- und Logistikwirtschaft ein wichtiger Einflussfaktor für den eigenen geschäftlichen Erfolg. So wundert es nicht, dass diese 58 Prozent der Betriebe der Branche große Sorgen bereitet, was seinen Ausdruck auch darin findet, dass der bundesweit erhobene Lkw-Maut-Fahrleistungsindex als wichtiger Konjunkturfrühindikator nach einem kurzen Zwischenhoch im Frühsommer bereits seit Monaten wieder rückläufig ist (September 2024: kalender- und saisonbereinigt minus 1,5 Prozent zum Frühsommerwert im April und minus 1,2 Prozent zum Vorjahresmonat). Der Branchenklimaindex sinkt im Vergleich zur Vorumfrage um sechs auf 80 Indexpunkte (langjähriger Mittelwert: 115).
Sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen sind im Herbst in einer Abwärtsbewegung: Der Lagesaldo verschlechtert sich zur Vorumfrage um fünf auf acht Prozentpunkte und auch der Erwartungssaldo gibt um 19 auf minus 39 Prozentpunkte nach. Die negative Entwicklung zeigt sich auch in den Auftragsbeständen des Sektors: Keiner der befragten Logistikbetriebe gibt an, einen „eher großen“ Auftragsbestand zu besitzen, während der Anteil der „zu gering“-Nennungen um zehn Prozentpunkte auf 48 Prozent im Vergleich zum Frühsommer ansteigt. Ein wichtiger Punkt für das düsterere Geschäftsklima der Logistiker ist der wieder zunehmende Kostendruck bei den Energie-/Kraftstoffpreisen: Waren diese in der Vorumfrage für 37 Prozent der Betriebe ein wichtiger Risikofaktor, so steigt dieser Anteil im Herbst auf 50 Prozent.
Hauptsorgenfaktor des Verkehrsgewerbes sind für 71 Prozent der Befragten die Arbeitskosten. Der akute Personalmangel – mehr als jeder zweite Betrieb kann offene Stellen längerfristig nicht besetzen (branchenübergreifend: 36 Prozent) – schlägt sich in gestiegenen Lohnkosten nieder.
Dienstleistungsgewerbe
Anders als alle anderen Branchen, mit Ausnahme des Baugewerbes, hat sich die konjunkturelle Situation der Dienstleistungswirtschaft im Vergleich zur Vorumfrage nicht verschlechtert: Zwar schätzen mit 35 Prozent weniger Befragte die aktuelle Lage als „gut“ ein (Frühsommer: 42), auf der anderen Seite sinkt jedoch auch der Anteil der negativen Meldungen von 17 auf zwölf Prozent, so dass der Geschäftslagesaldo mit 23 Prozentpunkten fast konstant bleibt und merklich über dem branchenübergreifenden Wert von elf Prozentpunkten liegt. Mehr als sechs von zehn befragten Dienstleistern rechnen weiterhin mit gleichbleibenden Geschäften. Eine Verbesserung der Geschäfte erwarten 14 Prozent (minus einen Prozentpunkt zum Frühsommer) und 23 Prozent rechnen mit einer negativen Entwicklung (minus fünf). Der Branchenklimaindex bleibt mit 105 Indexpunkten konstant (langfristiger Mittelwert: 120).
Gastgewerbe
Das aktuelle Geschäftsklima im Gastgewerbe des IHK-Bezirks lässt sich als Mix aus Licht und Schatten charakterisieren. Einerseits hat sich die Lage vieler Betriebe im Vergleich zum April/Mai merklich verbessert: In der Herbstumfrage bewerten 30 Prozent der Beherbergungs- und Gaststättenunternehmen ihre Lage als „gut“ (plus sechs Prozentpunkte) und 18 Prozent diese als „schlecht“ (minus sieben), so dass der Lagesaldo sich von null auf elf Prozentpunkte verbessert.
Dieser Befund deckt sich mit den Gäste- und Übernachtungszahlen für das erste Halbjahr 2024, die sowohl gestiegene Übernachtungen als auch steigende Umsätze belegen. Andererseits sind die Gastbetriebe für die kommenden Monate merklich pessimistischer eingestellt als noch im Frühsommer: Nur fünf Prozent gehen von einer weiteren Verbesserung ihrer Geschäfte aus (Vorumfrage: acht) und 37 Prozent rechnen wieder mit einer Verschlechterung (Frühsommer: 29). Der starke Skepsis-Zuwachs führt zu einem Absinken des Branchenklimaindex um neun auf 87 Indexpunkte (langfristiges Mittel: 108).
Geschäftsklima in den Regionen des IHK-Bezirks
Im IHK-Bezirk Rostock bildet sich die konjunkturelle Situation wie üblich zwischen den einzelnen Regionen sehr unterschiedlich ab und es besteht ein deutliches West-Ost-Gefälle. Während das Geschäftsklima in der Hanse- und Universitätsstadt Rostock und im Landkreis Rostock in diesem Herbst eng beieinander liegen, ist es gegenwärtig für die Unternehmen im Landkreis Vorpommern-Rügen am schwierigsten (IHK-Konjunkturklimaindex: 86 Punkte, wie in der Vorumfrage). Die Lage der gewerblichen Wirtschaft im Landkreis Rostock stellt sich merklich besser dar (95 Punkte, Frühsommer: 94 Punkte). Im regionalen Wirtschaftszentrum Rostock sehen die aktuellen Geschäfte etwas positiver als im angrenzenden Landkreis aus, ohne dass die Unternehmen der Hanse- und Universitätsstadt jedoch optimistischer wären (Lagesaldo: 14, Erwartungssaldo: minus 20 Prozentpunkte).
Der IHK-Konjunkturklimaindex für Rostock sinkt deutlich um elf auf 96 Indexpunkte im Vergleich zur Vorumfrage. Im Landkreis Rostock sehen mit 29 Prozent der Betriebe eine „gute“ und 19 Prozent eine „schlechte“ aktuelle Lage. 35 Prozent sehen skeptisch auf die kommenden Monate, während 15 Prozent von einer Aufhellung ausgehen (Lagesaldo: 10, Erwartungssaldo: -31). Im Landkreis Vorpommern-Rügen sieht die aktuelle Geschäftslage trüber aus und 36 Prozent der befragten Betriebe blicken negativ in die nähere Zukunft (Lagesaldo: 7, Erwartungssaldo: -32).
Die Wirtschaft in ganz Mecklenburg-Vorpommern auf einen Blick
Für Daten, die Gesamt-Mecklenburg-Vorpommern betreffen, haben wir ein gesondertes Faktenblatt zum Download (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 575 KB) aufbereitet.