Wirtschaft im IHK-Bezirk Rostock: Atempause oder ein erstes Licht am Ende des Tunnels?
Der IHK-Geschäftsklimaindex kann im Frühsommer 2024 wieder etwas Boden gutmachen und setzt die Talfahrt aus den Vorumfragen nicht fort. Der Indexwert steigt um zehn auf 97 Punkte. Die aktuelle Lage der gewerblichen Wirtschaft im Bezirk der IHK zu Rostock hat sich im Vergleich zum Jahresbeginn etwas erholt. Die Erwartungen der befragten Unternehmen sind zwar weiterhin sehr skeptisch, aber bei weitem nicht mehr so düster wie in der Vorumfrage. Die Betriebe stehen im Frühsommer weiterhin vor einer breiten Palette an Herausforderungen. Die Rückkehr zu einer grundlegenden Zuversicht in die eigene Geschäftsentwicklung und das Vertrauen in eine verlässliche Wirtschaftspolitik auf allen föderalen Ebenen müssen oberste Priorität haben.
- Geschäftsklima im IHK-Bezirk Rostock
- Geschäftslage: Dienstleister legen kräftig zu
- Aktuelle Finanzlage: Weniger kritisch
- Geschäftserwartungen: Nicht mehr so düster
- Investitionen: Warten auf die Konjunkturwende
- Fremdfinanzierung: Durchatmen beim Zinsniveau
- Exporte: Trendwende in Sicht?
- Beschäftigung: Personalsicherung für bessere Zeiten
- Probleme: Politischer Dissens und Bürokratie belasten
- Geschäftsklima in den Branchen
- Geschäftsklima in den Regionen des IHK-Bezirks
Geschäftsklima im IHK-Bezirk Rostock
Für viele Unternehmen und fast alle Wirtschaftszweige im IHK-Bezirk Rostock stellt sich die geschäftliche Situation im Frühsommer 2024 weiter als herausfordernd dar, wenngleich weniger schwerwiegend als noch zu Beginn des Jahres. Zwar deuten – neben der verbesserten Stimmung der befragten Unternehmen – erste Frühindikatoren, wie die wieder wachsenden deutschen Exporte oder der anziehende bundesweite Lkw-Maut-Fahrleistungsindex, eine langsame Erholung der konjunkturellen Lage an, dennoch bleiben die weiterhin schwache Inlandsnachfrage und die strukturellen Probleme Deutschlands eine gewaltige Last für Betriebe und Verbrauchende. Hinzukommen auch im Frühsommer eine Vielzahl von Verunsicherungsfaktoren: Die Kriege in der Ukraine und in Gaza, die Spannungen mit dem Iran, die Herausforderungen der Dekarbonisierung sowie die Notwendigkeit der Verringerung energiepolitischer Abhängigkeiten und die "politische Verunsicherung“ in Anbetracht einer Vielzahl bevorstehender Wahlen – von den Kommunal- und Europawahlen in wenigen Tagen bis hin zur mit großer Anspannung erwarteten Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten im November. Neben den ebenso mannigfaltigen wie komplexen politischen Fragen besteht die große Herausforderung in der Überwindung der bereits beobachtbaren ‚Stagnationserwartung‘ vieler Unternehmen und privater Haushalte. Diese birgt das Risiko – teils nicht durch die ökonomischen Fakten gedeckt – die wirtschaftliche Dynamik und damit den Weg aus dem Konjunkturtal zu erschweren.
Der IHK-Geschäftsklimaindex erhöht sich im Frühsommer auf 97 Indexpunkte (gesamtes Mecklenburg-Vorpommern: 96, deutschlandweiter Wert: ebenfalls 97). Er liegt damit zwar zehn Indexpunkte über dem Wert zu Beginn des Jahres, allerdings immer noch deutlich unter dem langjährigen Mittelwert von 111 Indexpunkten. Zu diesen Ergebnissen kommt die Auswertung der Antworten von 341 Unternehmen im Rahmen der Konjunkturumfrage der IHK zu Rostock, die von Mitte April bis Anfang Mai 2024 stattfand.
Die konjunkturelle Verbesserung in der gegenwärtigen Rezession basiert vor allem auf einer Aufhellung der Zukunftserwartungen wie auf leicht positiveren Einschätzungen der Geschäftslage im Vergleich zur Vorumfrage im Januar.
Mit Ausnahme der Bauwirtschaft hat sich das Geschäftsklima in allen Branchen der gewerblichen Wirtschaft verbessert, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Dies schlägt sich bereits in etwas zuversichtlicheren Beschäftigungsplänen, allerdings noch nicht in einer Erhöhung der Investitionsabsichten nieder.
Geschäftslage: Dienstleister legen kräftig zu
In der aktuellen Befragung konstatieren vier von fünf Betrieben eine befriedigende oder gute Geschäftslage („gut“: 32 Prozent) und auch der Abstand zu den negativen Einschätzungen hat sich vergrößert („schlecht“: 20 Prozent). Der branchenübergreifende Geschäftslagesaldo steigt im Vergleich zur Vorumfrage um sieben auf elf Prozentpunkte. Er liegt damit weiter klar unter seinem langjährigen Durchschnitt von 27 Prozentpunkten. Während der Dienstleistungssektor und das Verkehrsgewerbe sich positiv entwickeln, der Handel auf seinen historischen Tiefststand in der letzten Umfrage wieder Boden gut machen kann und die Industrie sich weder verbessert noch verschlechtert, spüren die Bauwirtschaft und das Gastgewerbe die aktuelle Schwäche der Inlandsnachfrage.
Die leichte konjunkturelle Lageverbesserung zeigt sich auch in – auf niedrigem Niveau – etwas „entspannteren“ Auftragsbeständen der Betriebe: 28 Prozent der betreffenden Umfrageteilnehmenden schätzen ihren aktuellen Auftragsbestand als „eher zu gering“ ein (Jahresbeginn: 35 Prozent). Der Anteil der Firmen mit einem „eher großen“ Auftragsbestandes steigt im Vergleich zur Vorumfrage geringfügig um zwei Prozentpunkte auf 14 Prozent.
Aktuelle Finanzlage: Weniger kritisch
Die wieder etwas positivere wirtschaftliche Situation der befragten Unternehmen findet ihren Ausdruck auch darin, dass die eigene Finanzlage gegenwärtig weniger angespannt eingeschätzt wird: 58 Prozent halten sie im Moment für unproblematisch (Vorumfrage: 53 Prozent). Die Ertrags- und Umsatzsituation ist für viele Befragte weiter so solide, dass nur selten ein Rückgriff auf die Eigenkapitalreserven notwendig wird (minus zwei Prozentpunkte auf 23 Prozent im Vergleich zum Januar). Unverändert stellt sich der Anteil der Betriebe dar, die aktuell mit Liquiditätsengpässen umgehen müssen (21 Prozent). Der Anteil, der sich von einer Insolvenz bedroht sehenden Firmen, bleibt mit drei Prozent ebenfalls stabil.
Geschäftserwartungen: Nicht mehr so düster
Ein nachhaltiger Aufschwung ist für die gewerbliche Wirtschaft im IHK-Bezirk noch nicht in Sicht. Die Befragten sind über alle Branchen hinweg fortgesetzt pessimistisch, wenngleich nicht mehr so stark wie in der Vorumfrage und über die Wirtschaftszweige hinweg in unterschiedlicher Intensität. Die rezessionstypisch schwache gesamtwirtschaftliche Nachfrage belastet viele Betriebe und auch die Unsicherheit über die Umsetzung der Sparmaßnahmen der Bundesregierung sowie deren Auswirkungen auf die Unternehmen und den Konsum tragen zur anhaltenden Skepsis bei. In der Folge verharren die Geschäftserwartungen für die kommenden Monate auf niedrigem Niveau: Während 15 Prozent der Firmen hoffnungsvoller in die Zukunft schauen (Jahresbeginn: elf), rechnen doppelt so viele Befragte (31 Prozent, Jahresbeginn: 39) mit schlechteren Geschäften. Der Erwartungssaldo verbessert sich dennoch merklich von minus 28 auf minus 16 Prozentpunkte, liegt damit aber immer noch sehr deutlich unter seinem langjährigen Mittelwert von Null.
Investitionen: Warten auf die Konjunkturwende
Die anhaltend negativen Geschäftsausblicke dämpfen auch im Frühsommer die Investitionsabsichten der Unternehmen. Branchenübergreifend geben vier von zehn (39 Prozent, Januar: 42) an, Investitionen verringern zu wollen und nur etwas mehr als ein Fünftel (minus zwei Prozentpunkte auf 22) plant, die Investitionsausgaben zu erhöhen. Der Investitionssaldo steigt im Vergleich zum Jahresbeginn marginal um einen auf minus 17 Prozentpunkte. Der Anteil der Betriebe, die in den kommenden zwölf Monaten keine Investitionen planen, kann sich ebenfalls nur um zwei Prozentpunkte auf 38 Prozent verbessern.
Die konjunkturzyklusbedingte, anhaltende Investitionsflaute offenbart sich auch in den Investitionsmotiven: Das Motiv der Kapazitätsausweitung wird immer seltener genannt und liegt mit 22 Prozent auch merklich unter seinem langjährigen Durchschnitt von 31 Prozent. Aktuell liegt der Fokus der betrieblichen Investitionsabsichten weiterhin klar auf der Substanzerhaltung: 80 Prozent der investitionsbereiten antwortenden Firmen planen, in den kommenden Monaten Ersatzinvestitionen vorzunehmen. Die anhaltend hohen Kosten für die wichtigsten Produktionsfaktoren bewirken, dass mit 34 Prozent zwar weniger Firmen als in der Vorumfrage (40 Prozent) in Rationalisierungsmaßnahmen investieren wollen, dennoch liegt dieses Investitionsmotiv weiterhin über dem langfristigen Mittelwert von 29 Prozent. Bei investitionsbereiten Betrieben, die die Energie- und Rohstoffpreise sowie die Arbeitskosten als Risiken für ihre wirtschaftliche Entwicklung benennen, ist die Bereitschaft für Rationalisierungsinvestitionen mit 47 Prozent dagegen deutlich stärker ausgeprägt.
Fremdfinanzierung: Durchatmen beim Zinsniveau
Nachdem in der Vorumfrage erste Indizien eine Verschlechterung des Zugangs zur Fremdkapitalfinanzierung bei den befragten Betrieben vermuten ließen, kann dieses Bild im Frühsommer nicht bestätigt werden. Aktuell stellt sich die Fremdfinanzierungssituation für den Großteil der Befragten als überwiegend unproblematisch dar. Die meisten Unternehmen haben einen guten (23 Prozent) bzw. zufriedenstellenden (22 Prozent) Zugang zu externen Finanzierungsquellen. Weitere 43 Prozent benötigen dagegen keine Finanzierung durch Dritte. Der Anteil der Umfrageteilnehmenden, die über einen schlechten Zugang oder abgelehnte Finanzierungen berichten, liegt mit zwölf Prozent zwei Prozentpunkte unter der Vorumfrage vom Januar 2024. Mit dem fortgesetzten Rückgang der Inflation hat auch das Zinsniveau, bei den von einer Verschlechterung betroffenen Firmen, wieder an Brisanz verloren: 41 Prozent geben die Zinshöhe als Grund an (Jahresbeginn: 47 Prozent).
Exporte: Trendwende in Sicht?
Einhergehend mit den wieder ansteigenden gesamtdeutschen Exporten lassen sich auch im IHK-Bezirk Rostock trotz aller Unsicherheitsfaktoren und handelspolitischer Widrigkeiten mögliche erste Anzeichen für eine Trendwende ableiten: Wenngleich noch auf niedrigem Niveau, verbessern sich die Exportaussichten der international aktiven Unternehmen im Frühsommer. Die optimistischen Exporterwartungen können deutlich zulegen (plus zwölf auf 20 Prozentpunkte). Der Anteil der Betriebe, die von abnehmenden internationalen Umsätzen ausgehen, sinkt dagegen um fünf auf 27 Prozentpunkte.
Beschäftigung: Personalsicherung für bessere Zeiten
Die generelle Stimmungsaufhellung führt dazu, dass sich die Beschäftigungsabsichten der Betriebe wieder etwas erholen. Zehn Prozent (Januar: acht) wollen die Beschäftigung ausweiten und 69 Prozent konstant halten (Vorumfrage: 67). Der Anteil der Betriebe, die eine Beschäftigungsreduzierung erwarten, sinkt von 25 auf 21 Prozent. Ebenso gewinnt der Fachkräftemangel als Risiko wieder an Bedeutung. Für die Unternehmen ist völlig klar, dass für eine potenzielle konjunkturelle Belebung qualifiziertes Personal gesichert werden muss.
Ein Indiz dafür ist auch, dass selbst in der aktuellen konjunkturellen Schwächephase bei vier von zehn befragten Firmen Stellen offen bleiben müssen, weil sie keine passenden Mitarbeitenden finden können. Besonders im Gastgewerbe stellt sich der Fach- bzw. Arbeitskräftemangel als besonders gravierend dar: 55 Prozent der Gaststätten- und Beherbergungsbetriebe geben an, dass Stellen vakant bleiben müssen. Über alle Wirtschaftszweige hinweg schätzen 81 Prozent der Firmen mit unbesetzten Stellen ein, dass der Personal- und Fachkräftemangel die wirtschaftliche Entwicklung des eigenen Betriebes beeinträchtigt. Für 58 Prozent der betreffenden Betriebe trifft dies auch auf die Arbeitskosten zu: Der Wettbewerb um knappe Arbeitskräfte schlägt sich auch abseits von Aufschwung und Boom in einer Verteuerung des Faktors Arbeit nieder.
Probleme: Politischer Dissens und Bürokratie belasten
Erstmalig seit acht Umfragen (Herbst 2022) stehen die „Energiepreise“ in dieser Umfrage nicht mehr allein auf der ‚pole position‘ der betrieblichen Risiken und Probleme, sondern teilen sich diesen eher unrühmlichen Spitzenplatz mit der Sorgenkategorie „wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen“ (beide 50 Prozent). Besonders der – häufig als unproduktiv wahrgenommene – Dissens zwischen den Koalitionspartnern der Ampelregierung und hohe bürokratische Belastungen werden von den Befragten hier genannt. Die Arbeitskosten (49 Prozent) und die schwache Inlandsnachfrage (48 Prozent) folgen in der Rangfolge der aus Firmenperspektive gravierendsten Hemmnisse und Probleme.
Geschäftsklima in den Branchen
Industrie
Der Geschäftslage der befragten Industrieunternehmen zeigt sich im Frühsommer 2024 weitgehend unverändert. Der Anteil der Unternehmen, die ihre aktuellen Geschäfte positiv beurteilen, liegt mit 30 Prozent einen Prozentpunkt über der Vorumfrage, währen der Anteil der „schlechten“ Rückmeldungen ebenfalls um einen Prozentpunkt auf 22 Prozent zulegt. Knapp jeder zweiter Betrieb im Verarbeitenden Gewerbe bewertet die aktuelle Lage mit „befriedigend“ (48 Prozent).
Dahingegen haben sich die Geschäftsaussichten kräftig aufgehellt: Blickten im Januar noch 35 Prozent mit wenig Zuversicht auf die kommenden Monate während 15 Prozent optimistisch waren, stellt sich dieses Verhältnis im Frühsommer weitgehend ausgeglichen dar. 20 Prozent gehen von einer Verbesserung aus und 22 Prozent erwarten schlechtere Geschäfte. Im Branchenvergleich steht das Verarbeitende Gewerbe mit einem Geschäftsklimaindexwert von 103 Indexpunkten am zweitbesten dar. Während die Industrie bei Investitionen und Beschäftigungsplänen noch eher skeptisch agiert, stellen sich die Exporterwartungen der Branche hoffnungsvoll dar (Exportsaldo: plus 25 Prozentpunkte vs. minus sechs für alle international aktiven Unternehmen).
Baugewerbe
Die deutlich negativen Zukunftserwartungen der letzten beiden Befragungen entfalten in der Frühsommerumfrage ihre Wirkung, indem der Wirtschaftszweig nach langen Zeiten der Bauhochkonjunktur nahezu auf dem branchenübergreifenden Niveau angekommen ist. Im Frühsommer zeichnet sich ein noch überwiegend positives Bild der aktuellen Lage: 27 Prozent melden eine „gute“ Lage, während 13 Prozent eine negative Rückmeldung geben. Allerdings blickt die Branche mit Abstand am pessimistischsten auf der kommenden Monate: fast drei von vier Baufirmen gehen von einer Verschlechterung aus. Nur sieben Prozent erwarten eine Verbesserung. Der Branchengeschäftsklimaindex stürzt in der Folge von 87 auf 61 Indexpunkte ab (langjähriger Durchschnittswert: 111). Diese Entwicklung deckt sich auch mit den Einschätzungen zum Auftragsbestand: 47 Prozent konstatieren einen „ausreichend großen/saisonüblichen“ (Vorumfrage: 55) und nur noch sieben Prozent einen „eher großen“ Auftragsbestand (Januar: 18). Eine Besserung ist in Anbetracht der rückläufigen Nachfrage nach Bauleistungen in MV und einer bevorstehenden harten Tarifauseinandersetzung nicht zu erwarten.
Handel
Nachdem der Handel im IHK-Bezirk in der vergangenen Umfrage auf ein Allzeittief im Rahmen der IHK-Konjunkturbeobachtung gefallen war (Ausnahme: Coronalockdownzeit im Frühsommer 2021), kann sich die Branche in der aktuellen Umfrage etwas erholen. Zwar sind die Händler nach wie vor stark von der schwachen Inlandsnachfrage betroffen – mit 65 Prozent der Nennungen die gewichtigste Problemkategorie – allerdings deuten auch hier die ersten Frühindikatoren auf eine leichte Aufwärtsbewegung im privaten Konsum hin: So stiegen deutschlandweit die realen Einzelhandelsumsätze im März um 1,8 Prozent, nachdem sie seit November 2023 ununterbrochen rückläufig waren. Im Frühsommer beurteilen fast gleich viele Handelsunternehmen ihre Lage als „gut“ (23 Prozent) wie als „schlecht“ (27 Prozent). In der Vorumfrage übertrafen die negativen Einschätzungen die positiven annähernd um das Doppelte. Auch die Geschäftserwartungen können einen ersten Schritt aus dem Stimmungstal vollziehen: Während wie in der Vorumfrage gerade mal jedes zehnte Unternehmen der Branche optimistisch ist, nimmt jedoch der Anteil der Betriebe mit einer explizit negativen Zukunftssicht von 47 auf 33 Prozent ab. Der Branchengeschäftsklimaindex klettert von seinem Tiefstwert auf 86 Indexpunkte (plus 13).
Verkehrsgewerbe
Einen noch größeren Schritt in Richtung Erholung als der Handel vollzieht die Verkehrs- und Logistikwirtschaft. Der Branchenklimaindex steigt nach zwei Umfragen im Keller auf 95 Indexpunkte (Herbst 2023: 74, Jahresbeginn 2024: 73, Mittelwert: 116). Sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen machen im Frühsommer 2024 einen deutlichen Sprung nach vorne: Der Lagesaldo verbessert sich zur Vorumfrage um 24 auf 13 Prozentpunkte und auch der Erwartungssaldo kann sich um 20 auf minus 20 Prozentpunkte verbessern. Der positive Trend lässt sich vorsichtig auch an den Auftragsbeständen der Branche erkennen, wenn auch auf sehr niedrigem Niveau: Während der Anteil der Verkehrsdienstleister die von einem „eher großen“ Auftragsbestand berichten mit drei Prozent unverändert minimal bleibt, sinkt auf der anderen Seite der Anteil der „zu gering“-Meldungen um zehn Prozentpunkte auf 38 Prozent. Ein wichtiger Faktor, in dem wieder deutlich weniger düsteren Geschäftsklima der Logistiker, ist der nachlassende Problemdruck in Bezug auf die Energie-/Kraftstoffpreise: Gaben noch in der Vorumfrage 66 Prozent der Betriebe dies als (Haupt-)Problem an, sinkt dieser Anteil in der Frühsommerumfrage auf bemerkenswerte 37 Prozent. Eine mögliche Erklärung kann sein, dass die zum Ende des vergangenen Jahres gestiegene CO2-Abgabe auf Kraftstoffe doch besser als erwartet auf die Kundschaft umgelegt werden konnte. Weitere Frühindikatoren wie der zuletzt gestiegene bundesweite Lkw-Maut-Fahrleistungsindex (April 2024: kalender- und saisonbereinigt plus 0,9 Prozent zum Vormonat und plus 0,2 Prozent zum Vorjahresmonat) bestätigen das positivere Stimmungsbild in der Branche.
Dienstleistungsgewerbe
Nachdem das Dienstleistungsgewerbe – als langjähriger „Konjunkturbranchenprimus“ des IHK-Bezirks – in der Vorumfrage merklich Federn lassen musste, deuten auch hier in der Frühsommerumfrage die Signale in eine bessere Richtung: 42 Prozent der Befragten beurteilen die aktuelle Lage als „gut“ (Jahresbeginn: 33), 41 Prozent als „befriedigend“ und 17 Prozent als „schlecht“ (minus zwei Prozentpunkte). Der Geschäftslagesaldo verbessert sich im Vergleich zur Vorumfrage um zehn auf 25 Prozentpunkte und liegt damit deutlich über dem branchenübergreifenden Wert von elf Prozentpunkten. Die Mehrheit der befragten Dienstleistungsbetriebe geht weiterhin von gleichbleibenden Geschäften aus (56 Prozent). Eine Verbesserung der Geschäfte erwarten 15 Prozent (plus drei Prozentpunkte zum Januar), 28 Prozent rechnen mit einer negativen Entwicklung (minus vier). Der Branchenklimaindex steigt um zehn auf 105 Indexpunkte (langfristiger Mittelwert: 120).
Gastgewerbe
Die schwache Inlandsnachfrage beeinträchtigt die Geschäfte vieler Beherbergungs- und Gaststättenunternehmen im IHK-Bezirk weiterhin stark. Außerdem müssen viele Betriebe noch mit den Auswirkungen der zum Jahresbeginn ausgelaufenen Mehrwertsteuersatzreduzierung umgehen. Aktuell bewerten mit jeweils 24 Prozent gleich viele Gastbetriebe ihre Lage als „gut“ wie als „schlecht“, während zu Jahresbeginn die positiven Einschätzungen noch schwach überwogen (25 zu 21 Prozent). Hier kann eine Rolle gespielt haben, dass zum Zeitpunkt der Befragung ein im Vergleich zum Vorjahr schlechterer Vorbuchungsstand für die Himmelfahrtstage gemeldet wurde. Für die kommenden Monate ist das Gastgewerbe jedoch deutlich weniger pessimistisch gestimmt als noch zu Jahresbeginn: 20 Prozent der Branche rechnen mit einer Aufhellung (Vorumfrage: acht), 29 Prozent gehen von einer Verschlechterung aus (Jahresbeginn: 41). Der Branchenklimaindex kann sich um zwölf auf 96 Indexpunkte verbessern (langfristigen Durchschnittswert: 108).
Geschäftsklima in den Regionen des IHK-Bezirks
Auch in der Frühsommerumfrage 2024 gilt: Die konjunkturelle Situation im Bezirk der IHK zu Rostock bietet ein regional deutlich differenziertes Bild. Zwischen den beiden Landkreisen im IHK-Bezirk und Rostock, als der größten Stadt des Bundeslandes, bestehen teils sehr deutliche Unterschiede. In der Hanse- und Universitätsstadt gestaltet sich die aktuelle Geschäftssituation merklich positiver. Die befragten Betriebe sind im Schnitt viel hoffnungsvoller für die kommenden Monate (Lagesaldo: plus sieben auf 18, Erwartungssaldo: plus 16 auf minus drei Prozentpunkte). Der IHK-Konjunkturklimaindex für Rostock macht zur Vorumfrage einen kräftigen Satz um 13 auf 107 Indexpunkte. Im regionalen Vergleich am herausforderndsten stellt sich der wirtschaftliche Status quo für die Unternehmen im Landkreis Vorpommern-Rügen dar: Der IHK-Konjunkturklimaindex verbessert sich vergleichsweise gering um sieben auf 86 Punkte. 28 Prozent der Umfrageteilnehmenden aus Vorpommern-Rügen beschreiben eine gute Lage, 22 Prozent ziehen ein negatives Fazit, wobei die Skepsis für die kommenden Monate deutlich stärker als im gesamten IHK-Bezirk ausgeprägt ist (Lagesaldo: sechs, Erwartungssaldo: minus 29 Prozentpunkte). Die Lage der gewerblichen Wirtschaft im Landkreis Rostock pegelt sich zwischen diesen beiden „regionalen Geschäftsklimapolen“ ein (IHK-Konjunkturklimaindex: plus zehn auf 94 Indexpunkte). Hier schätzen mit 30 Prozent fast gleich viele Betriebe wie in der Januarumfrage (28 Prozent) ihre aktuelle geschäftliche Situation als „gut“ ein. Allerdings nimmt der Anteil der „schlechten“ Lagebeurteilung um sechs Prozentpunkte auf 22 Prozent ab. Hinsichtlich der Aussichten können die Betriebe im Landkreis den Optimismus ihrer Kolleginnen und Kollegen im angrenzenden Rostock bei Weitem nicht in gleichem Maße teilen: Zwölf Prozent erwarten bessere Geschäfte und 31 Prozent gehen von einer schlechteren Entwicklung aus (Lagesaldo: acht Prozentpunkte, Erwartungssaldo: minus 19).