Wirtschaft braucht Planungssicherheit

Um auch herausfordernde Zeiten zu stemmen, braucht es neben unternehmerischer Weitsicht ein wirtschaftliches Umfeld, das die betriebliche Resilienz fördert. In den letzten Jahren der Krise konnten sich viele Unternehmen in der Pfalz mit ihrer Widerstandsfähigkeit beweisen. Dennoch haben uns die vergangenen Ereignisse gelehrt, dass unvorhersehbare Situationen jederzeit auftreten können. Der Klimawandel und damit einhergehende Extremwetterereignisse wie sommerliche Trockenheit oder Niedrigwasser im Rhein und dadurch drohende Versorgungsengpässe sind ebenso bleibende Herausforderungen wie die notwendige Umstellung auf erneuerbare Energien und der Umgang mit drastisch gestiegenen Kosten für die Energieversorgung. Geopolitische Entwicklungen können ganze Lieferketten zum Erliegen bringen und Märkte innerhalb kürzester Zeit verändern. Cyberattacken bedrohen alle Unternehmen – egal wie groß sie sind und ob sie international agieren oder lediglich regional tätig sind.

Diesen Herausforderungen müssen Unternehmen in erster Linie selbst begegnen, indem sie ihre Geschäftsmodelle anpassen. Sie sind dabei jedoch auf Unterstützung in Form von geeigneten Rahmenbedingungen angewiesen. So dürfen sie bei der Anpassung ihrer gewerblichen Tätigkeit nicht durch überbordende und langwierige Genehmigungsverfahren ausgebremst werden. Um die Energieversorgung nachhaltig zu sichern, muss darüber hinaus eine technologieoffene Energieversorgungsstrategie konsequent umgesetzt werden. Heimischen Ressourcen kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Bisher kaum genutzte Potentiale ergeben sich aus den geologischen Bedingungen des Oberrheingrabens, die eine Förderung von zum Beispiel Wärme und Lithium ermöglichen.

Die Bündelung von Ressourcen kann eine große Chance sein, Branchen krisenfest aufzustellen. Fachliche Hilfestellungen in Form von branchenspezifischen Beratungsangeboten durch geeignete Institutionen können wertvolle Dienste leisten, damit das Rad nicht immer wieder neu erfunden werden muss. Netzwerke von Unternehmen und fachlichen Partnern können zusätzliche Unterstützung geben, um sich vor Krisen zu wappnen. Unternehmen, die sich bereits in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befinden, benötigen ein engmaschiges Netz an Erstinformationsanlaufstellen sowie gezielte und niedrigschwellige Unterstützung in Form von Förderungsprogrammen, um rechtzeitig die Wende zu schaffen.

„Im Fall einer branchenübergreifenden Krise ist es dringend notwendig, größtmögliche Vorhersehbarkeit und Verlässlichkeit von gesetzlichen und behördlichen Anordnungen sicherzustellen“, sagt Albrecht Hornbach, Präsident der IHK Pfalz. Unternehmen dürfen nicht der Gefahr ausgesetzt sein, im rechtsfreien Raum zu agieren, da ihnen keine gesicherten Informationen über die aktuelle Rechtslage zur Verfügung stehen. Anordnungen, die an der Landesgrenze enden, haben sich in unserer hochverdichteten Wirtschaftsregion nicht als hilfreich erwiesen. Es ist aus Sicht der Wirtschaft dringend erforderlich, dass Gesetzgebung und staatliche Verwaltung aus den Fehlern der Corona-Krise lernen und in Krisensituationen klare Zuständigkeiten festlegen. Sowohl die Träger öffentlicher Belange als auch die Unternehmen brauchen erreichbare Ansprechpartner, an die sie sich bei Austauschbedarf und Fragen wenden können.

Zu allen Wirtschaftspolitischen Forderungen der IHK Pfalz