Wir arbeiten daran, Fachkräfte zu sichern
Die Babyboomer gehen in Rente – und der pfälzischen Wirtschaft fehlen die Fachkräfte. Bereits heute sind viele Unternehmen in der Pfalz nicht nur stark vom Fachkräftemangel, sondern auch vom Mangel an Arbeitskräften betroffen. „Alle Potenziale müssen schnell angegangen und ausgeschöpft werden. Das beginnt bei verlässlicher Kinderbetreuung in Kita und Schule, über Aus- und Weiterbildung, Praktika etc., denn dort sind die Fach- und Arbeitskräfte von morgen“, sagt Martina Nighswonger, Vizepräsidentin der IHK Pfalz.
Als ersten Schritt gilt es daher, die Berufsorientierung von Schülerinnen und Schülern an allen Schulen zu optimieren. Diese Beratung ist der Schlüssel für den Einstieg in den beruflichen Werdegang. Zudem soll unternehmerisches Handeln und Denken in den Schulen gefördert und die Quote der Schulabbrecher gesenkt werden. Praxisnahe Einblicke können zum Beispiel Personen aus der lokalen Wirtschaft in einem Unterrichtsbesuch geben.
Zweitens muss die duale Ausbildung als zentrale Qualifizierungssäule der Wirtschaft weiter gestärkt werden. Viele Unternehmen bilden ihren Nachwuchs selbst aus und sichern sich so die Fachkräfte von morgen. Genau deshalb muss die Berufsausbildung als attraktiver und gleichwertiger Bildungsweg kommuniziert sowie umfassend über ihre Vorteile und Aufstiegsmöglichkeiten informiert werden. Darüber hinaus müssen Auszubildende besser in den Berufsalltag integriert werden, um das Verantwortungsbewusstsein zu stärken und den Spaß an der Arbeit zu fördern.
Alle Potenziale müssen schnell angegangen und ausgeschöpft werden. Das beginnt bei verlässlicher Kinderbetreuung in Kita und Schule, über Aus- und Weiterbildung, Praktika etc., denn dort sind die Fach- und Arbeitskräfte von morgen.
Martina Nighswonger, Vizepräsidentin der IHK Pfalz
Ebenso wichtig ist die berufliche Fort- und Weiterbildung. Die kontinuierliche Qualifizierung muss ein selbstverständlicher Teil des Berufslebens sein, um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu sichern. Dazu bedarf es einer kostenfreien und qualifizierten Beratung ebenso wie der Transparenz aller Weiterbildungsangebote.
Die Integration von Fachkräften aus dem Ausland sowie die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt sind gleichermaßen essentiell für die Fachkräftesicherung. Dafür müssen alle Prozesse, etwa die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse oder die Visa-Verfahren, vereinfacht und beschleunigt werden. Wir brauchen zudem eine echte Willkommenskultur mit Mentoren vor Ort.
Weiter fordern wir, unser heimisches Fachkräftepotential konsequenter zu nutzen. Höhere Beschäftigungsquoten von Frauen, gerade in MINT-Berufen, sind vor allem in Verbindung mit besseren Betreuungsangeboten und gesicherter ärztlicher Versorgung zu erreichen. Obwohl für Kinder ab Vollendung des ersten Lebensjahres ein Rechtsanspruch auf Betreuung in einer Tageseinrichtung besteht, sind in der Pfalz vielerorts keine Plätze vorhanden. Eltern können dadurch häufig nicht so arbeiten, wie sie möchten. Zudem sind Eltern darauf angewiesen im Krankheitsfall ihrer Kinder schnell und einfach einen Kinderarzttermin zu erhalten, um ihren Arbeitsalltag effizient organisieren zu können.
Auch die längere Erwerbstätigkeit von Arbeitnehmern und die Weiterbildung von Geringqualifizierten und Arbeitslosen sind wichtige Bausteine gegen den Fachkräftemangel. Quereinsteiger und Personen ohne Bildungsabschluss müssen mit Kompetenzfeststellungen und Teilqualifikationen gefördert werden. Außerdem müssen die Möglichkeiten für Personen im Rentenalter, die weiter am Arbeitsleben teilnehmen möchten, attraktiver gestaltet und beworben werden. Ebenso gilt es, Menschen mit Behinderung gleichwertig in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Chancengleichheit und eine leistungsgerechte Bezahlung müssen Realität werden.
Darüber hinaus kann auch Bürokratieabbau dazu beitragen, dass gebundene Fach- und Arbeitskräfte an anderen Stellen eingesetzt werden können. Nur durch eine Vielzahl an Maßnahmen wird der Fachkräftemangel abgemildert und die Produktivität der Wirtschaft erhalten.
Unsere Forderungen
- Berufsorientierung an allen Schulen ausbauen
- Duale Berufsausbildung stärken
- Weiterbildung als Teil des Berufslebens etablieren
- Verfahren für ausländische Fachkräfte vereinfachen
- Beschäftigungsquoten bei Frauen und älteren Arbeitnehmern erhöhen
- Kompetenzfeststellung und Qualifizierung von Geringqualifizierten ausbauen
- Chancengleichheit für alle realisieren
- Verlässliche Betreuungsangebote für Kinder schaffen
- Digitale Infrastruktur in Bildungseinrichtungen verbessern
Unsere Angebote und Aktivitäten
- Berufsorientierung und Ausbildungsberatung
- Weiterbildungsberatung und Fachkräfteberatung
- Über Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse beraten
- Teilqualifikationen anbieten, um den Berufsabschluss schrittweise nachzuholen
- Kompetenzen von Menschen ohne Berufsabschluss feststellen
- Familienfreundliche Unternehmenskultur fördern: Netzwerk „Erfolgsfaktor Familie“