Energiekrise

Unabhängigkeit von Gas und Strom

Beispiel: Oexmann GmbH & Co. KG (Von Guido Krüdewagen)
Ein Höchstmaß an Unabhängigkeit und Flexibilität bei der Energieversorgung strebt die Oexmann GmbH & Co. KG an. Und zwar nicht erst seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. „Die Krise begann schon im März 2021 mit der schrittweisen Drosselung der Gaslieferungen“, betont Thomas Oexmann, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens, das zu den weltweit führenden Herstellern von Industriewaffeln gehört. 1,3 Milliarden Eiswaffeln produziert das Unternehmen pro Jahr in Gelsenkirchen. 
Parallel zu der Drosselung der Gaslieferungen stieg der Preis und bei Oexmann die Entschlossenheit, von Erdgas auf Flüssiggas umzusteigen. Seit Februar ist er nicht mehr auf Erdgas angewiesen. Der Beschaffungspreis, den das Unternehmen für LPG zahlt, liegt bei sechs Cent pro Kilowattstunde. „Also noch unter dem Preis, der mit Gaspreisbremse für 70 Prozent des Verbrauchs gilt“, wie Oexmann betont.
Hinter der Produktionshalle stehen sechs Tanks mit insgesamt 30 000 Litern Flüssiggas. „Eine temporäre Lösung, die wir genau 365 Tage nutzen dürfen“, sagt der Unternehmer. Auf eine Genehmigung musste Oexmann nicht warten, die Aufstellung der Tanks war nur meldepflichtig. Eine Verlängerung, so vermutet er, würde angesichts der Situation vielleicht sogar geduldet. Aber Oexmann hat Nägel mit Köpfen gemacht, einen Bauantrag für ein festes Flüssiggastanklager gestellt. Noch vor Weihnachten soll das Lager fertig sein. „Dann können wir 60 000 Liter lagern“, sagt Oexmann zufrieden.
Damit nicht genug. Als der Strompreis je Megawattstunde die 1000-Euro-Marke geknackt hat, fragte sich der Unternehmer, „wie ich auch Strom dauerhaft bezahlbar halten kann“. Eine Photovoltaikanlage soll aufs Dach, klar. Aber er möchte auch unabhängig von der Sonne reagieren können und Strom mit Flüssiggasgeneratoren herstellen können. Dafür plant er ein paralleles betriebsinternes Stromleitungsnetz, das vom öffentlichen Netz unabhängig funktioniert. Stromausfälle kannte Oexmann bis vor fünf Jahren nicht, aber seitdem seien sie häufiger geworden. Oexmanns Motivation für die Investitionen: „Es gibt Kunden, die hätten selbst im Fall eines Blackouts kein Verständnis dafür, wenn wir nicht liefern könnten.“