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Gesprächsbasis für den Ernstfall
Sogar in den ARD-tagesthemen wurde es gelobt: Das Gelsenkirchener Modell - eine Initiative, damit Unternehmen im Fall einer Gasmangellage möglichst handlungsfähig bleiben.
Wie lässt sich wirtschaftlicher Schaden für die Region vermeiden oder zumindest minimieren, wenn eine Gasmangellage eintritt? Diese Frage stellte sich IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel bereits im Frühjahr. Mit Unterstützung der Arbeitgeberverbände Emscher-Lippe und den kommunalen Wirtschaftsförderungen in Gelsenkirchen, Bottrop und Gladbeck initiierte die IHK Nord Westfalen deshalb regelmäßige Gespräche zwischen dem Netzbetreiber ELE Verteilnetz GmbH (EVNG) und energieintensiven Unternehmen, die zu den ungeschützten Kunden zählen.
Führten Gespräche mit ungeschützten Industrieunternehmen: IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel, IHK-Vizepräsident Lars Baumgürtel und Boris Pateisky, Geschäftsführer der ELE Verteilnetz GmbH (EVNG).
© SeitenPlan/Marcel Kusch
Im Bereich der EVNG gibt es in Gelsenkirchen 37 ungeschützte Industriegroßkunden, im Netzbereich Bottrop/Gladbeck nochmals 29. Sollte die Bundesnetzagentur die Gasmangellage ausrufen, kann sie per Allgemeinverfügung die Gasversorgung der ungeschützten Kunden zum Beispiel um einen bestimmten Prozentsatz reduzieren. Diese „Rasenmähermethode“ hat jedoch auf jedes Unternehmen unterschiedliche Auswirkungen.
Grundlegende Intention der Gespräche war es deshalb, einen vertrauensvollen Austausch auf einheitlicher Informationsbasis zu schaffen – mit möglichst hoher Transparenz für die betroffenen Unternehmen und den Netzbetreiber. „Nur die Unternehmen selbst kennen ihr Einsparpotenzial und ihre Möglichkeiten, den Gasverbrauch zumindest phasenweise abwechselnd und nach Absprache zu drosseln“, so Jaeckel, etwa durch Betriebsferien oder den Wechsel auf einen anderen Energieträger, den sogenannten Fuel-Switch. Und nur, wenn dieses Wissen bei allen Beteiligten vorhanden sei, bestehe im Fall der Fälle überhaupt die Chance, auf eine Abschaltverfügung reagieren zu können. Im optimalen Fall kann durch freiwillige Vereinbarungen der Unternehmen untereinander die erforderliche Reduzierung im Netz erzielt werden wirtschaftlicher Schaden für alle minimiert werden.
Bereits im August hatte der Deutsche Städtetag bundesweit alle Kommunen über das „Gelsenkirchener Modell“ informiert. Er hält diesen kontinuierlichen Austausch „für einen empfehlenswerten Weg, Vorkehrungen zu treffen, um einer Gasmangellage entgegenzuwirken. Es ist ganz entscheidend, lokal mit möglichst vielen Akteuren Krisenvorsorge zu treffen, um auf unterschiedliche Szenarien vorbereitet zu sein.“ Am 24. Oktober folgte nach Berichterstattung in landesweiten Sendungen des WDR dann ein Bericht in den ARD-tagesthemen. Ein Kommentator vom Bayerischen Rundfunk lobte: „Eine gute Initiative“.
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Redaktion Wirtschaftsspiegel