Fachkräfte durch Einwanderung

Rundum-Service bei der Fachkräftesuche

Wer Azubis aus dem Ausland gewinnen will, kann sich auch von spezialisierten Agenturen dabei helfen lassen. Das BEVERLAND Gruppen-Resort ist diesen Weg erfolgreich gegangen – und probiert es nun in Eigenregie.
Seit 2019 ist Anja Pohlmann im BEVERLAND für Personal und Recruiting zuständig. Als sie nach Ostbevern kam, wurden dort bereits zwei Köche und eine Hotelfachfrau aus Indonesien ausgebildet. Kurz darauf folgte eine weitere Hotelfachfrau aus Vietnam. „Schreiben wir Ausbildungsstellen für diese Berufe aus, bewirbt sich so gut wie niemand aus Deutschland“, stellt sie fest. Deshalb wählte das Unternehmen den Weg über eine Agentur, die junge Leute aus Drittstaaten für den deutschen Ausbildungsmarkt vermittelt.

Von der Vorauswahl bis zum Flug

Der internationale Personalvermittler, für den sich das BEVERLAND entschied, hat sich auf Indonesien und Vietnam spezialisiert. Die Agentur liefert Rundum-Service: „Sie kümmert sich um das Recruiting der zukünftigen Auszubildenden, prüft die Sprachkenntnisse und die Voraussetzungen für die Ausbildung“, erläutert Anja Pohlmann. Die Vermittlung organisiert dabei komplett die Vorauswahl. „Erst wenn feststeht, dass die Kandidatin oder der Kandidat nach Deutschland kommen wird, erhalten wir genaue Daten.“
Auch mit Formalitäten wurde das Unternehmen nicht belastet. Die Agentur sorgt dafür, dass die zukünftigen Auszubildenden die Unterlagen aus Deutschland, darunter den Ausbildungsvertrag, unterzeichnen. Sie holt die Vorabzustimmung bei der Bundesagentur für Arbeit ein und unterstützt die Auszubildenden bei der Vorbereitung auf den Besuch der Botschaft. „Die Vermittlungsagentur bucht die Flüge und nimmt die Auszubildenden am Flughafen in Empfang“, berichtet sie. Und letztlich sorgt sie auch dafür, dass die neuen Kolleginnen und Kollegen in der Ausbildungsstätte ankommen.
Darüber hinaus sind internationale Personalvermittler auch dann Ansprechpartner, wenn die neuen Mitarbeiter in Deutschland eintreffen und vielleicht Probleme entstehen. Ein Angebot, das das BEVERLAND bisher nicht in Anspruch genommen hat. „Dazu haben uns unsere Auszubildenden aber bisher gar keinen Anlass gegeben“, versichert Pohlmann.

Gute Zusammenarbeit mit Behörden

Gleichwohl muss sich das Unternehmen um einiges kümmern. Zimmer und Verpflegung werden benötigt. Dazu kommen auch nach dem Ausbildungsstart Formalitäten mit der Agentur für Arbeit und der Ausländerbehörde in Ahlen – beispielsweise um die Aufenthaltstitel für die Dauer der Ausbildung zu beantragen. „Die Zusammenarbeit mit der Behörde ist völlig unproblematisch“, erklärt die Personalerin. Das BEVERLAND habe in Ahlen eine feste Ansprechpartnerin, „die uns sagt, welche Formulare wir benötigen und wie wir sie ausfüllen. Auch Termine seien gut zu bekommen. Wichtig sei, dass man dies früh genug in Angriff nehme.
Was ohnehin keine Agentur einem Unternehmen abnehmen kann: „Wir müssen die jungen Leute integrieren“, unterstreicht Anja Pohlmann. Behördengänge seien vielleicht nervig, aber nicht schwierig. Wichtiger sei das Zwischenmenschliche, gerade in Corona-Zeiten. Die Neuankömmlinge bräuchten das Gefühl, gut aufgehoben zu sein.

Sprache als Schlüssel

Der Schlüssel ist die Sprache: Deutschkenntnisse auf dem Niveau „B1“ hätten alle Kandidatinnen und Kandidaten zwar nachgewiesen. Was auf dem Zertifikat gut aussieht, ist aber noch nicht praxistauglich. „Ich habe selbst einige Zeit Sprachkurse angeboten, das wollen wir wieder aufleben lassen“, berichtet sie. Außerdem helfen die Kolleginnen und Kollegen bei der Integration: Der Chefkoch lädt ein zum Grillen, die Mit-Azubis fahren mit den Neuankömmlingen nach Münster oder helfen im Alltag.
Die Bemühungen lohnen sich: Sarah Namira Amanda, die 2019 aus Indonesien kam, legt bald ihre Prüfung ab und wird übernommen. „Sie ist auch sprachlich an ihren Aufgaben gewachsen“, erklärt Anja Pohlmann. Die komplette Arbeit an der Rezeption schafft sie sehr selbstständig. Dies sei ein „wahnsinniger Fortschritt“, hinter dem viel Arbeit stecke.

Erstmals in Eigenregie

Den bewährten Weg setzt das Resort 2022 fort. Diesmal allerdings nimmt das Unternehmen nicht nur den Service eines Dienstleisters in Anspruch, sondern sucht zusätzlich in Eigenregie Azubis aus dem Ausland. Dazu hat das BEVERLAND über die Agentur für Arbeit international Stellenanzeigen geschaltet – mit großer Resonanz. 35 Bewerbungen gingen allein bis Mitte Dezember ein, aus Ländern wie Marokko, der Ukraine oder Kamerun.
Mit vier jungen Leuten aus Kamerun führte Anja Pohlmann bereits Vorstellungsgespräche – jeweils eine halbe Stunde per Video. Ihr Tipp für solche Schalten: „Mit einigen unerwarteten Fragen lässt sich herausfinden, wie gut die Bewerber wirklich Deutsch sprechen.“Außerdem sollte man die Identität der Ansprechpartner genau prüfen, zum Beispiel indem sie einen Reisepass neben ihrem Gesicht in die Kamera halten.
Bei einem der Bewerber könnte es nun ganz schnell gehen: Er hat bereits einen Termin bei der Deutschen Botschaft. „Wer diesen Termin noch nicht hat, wartet darauf in Kamerun mehr als ein Jahr“, erklärt sie. Wenige Wochen sind es dagegen bei einem „beschleunigten Verfahren“ bei der Zentralstelle Fachkräfteeinwanderung (ZFE NRW). Dafür zahlt ein Unternehmen 411 Euro – gut angelegtes Geld, wie Anja Pohlmann findet.