VV-Resolution, 17. Juni 2021
VV-Resolution zur Kölner Innenstadt
Noch gilt Köln als lebendige, weltoffene, liebenswerte und vielfältige Stadt im Rheinland. Doch Kölns Stern droht zu sinken. Viele Defizite sind schon seit längerem virulent. Die Corona-Krise macht Schwachpunkte jetzt wie unter einem Brennglas deutlich.
Vielfalt, Qualität und Kultur sind in Gefahr. Köln braucht einen Neustart (einen Aufbruch) mit Blick auf die Innenstadt, denn die Attraktivität einer Großstadt spiegelt sich vor allem in ihrer City wider.
Die Lage – eine Bestandsaufnahme
Vielfalt
Wachsender Onlinehandel und vor allem die Folgen der Corona-Pandemie bringen auch in Köln die Vielfalt der Innenstadt, die sich nicht zuletzt in einem breit aufgefächerten Handeln und gastronomischen Angebot zeigt, in Gefahr. Bereits vorhandene und absehbare Leerstände durch Geschäftsaufgaben und Insolvenzen drohen große Einkaufsstraßen veröden zu lassen, da die derzeitigen Rahmenbedingungen für eine wirtschaftliche Zukunft des stationären Einzelhandels unzureichend sind.
Qualität
Qualität hatte bisher in Köln zu wenig Rückendeckung. Es herrscht eine fortschreitende Gleichgültigkeit bis Mutlosigkeit in Sachen qualitative Erneuerung. Viele Qualitätsanbieter im Bereich des Einzelhandels mussten in den letzten Jahren schließen. Eine Metropole ohne Qualität ist glanzlos und wenig attraktiv, der internationale, kaufkräftige und anspruchsvolle Individual-Tourismus geht Köln, zu Gunsten des Massentourismus, zunehmend verloren.
Aufenthaltsqualität, Sicherheit und Sauberkeit lassen an vielen Orten in Köln zu wünschen übrig. Die Attraktivität der Stadt nimmt dadurch weiter ab.
Mobilität und vor allem Erreichbarkeit der City werden in vielen Bereichen eingeschränkt – ohne dass adäquate Alternativen geschaffen werden.
Kultur
Kultur ist in Köln ein entscheidender Wirtschaftsfaktor und Tourismusmagnet und muss zum Wohle der Stadt und ihres gesamten Wirtschaftraumes gefördert und beworben werden. Doch die Kultur hat in den letzten Jahren in Köln zu wenig leidenschaftliche Rückendeckung erfahren. Der Ruf der Stadt als Kultur-Metropole ist in Gefahr.
Die Ziele
Die Coronakrise muss als Chance genutzt werden für einen Neustart – für eine innovative Revitalisierung der Innenstadt. Wir müssen ein umsetzbares Leitbild entwickeln und eine sichtbare Veränderung hin zu einem zukunftsfähigen, vielfältigen und attraktiven Köln mit Nachdruck verfolgen.
- Eine zukunftsfähige Innenstadt braucht Läden mit besonderem Alleinstellungsmerkmal und multikultureller Vielfalt, lokalem Handwerk und Manufakturen, regionalen Lebensmittelproduzenten, Gastronomie mit einladenden Außenbereichen und einem gesunden Mix von Wohnen, Arbeiten, Kultur und Bildung.
- Der „Laissez Faire Vielfalt“ der Innenstadt sollte zumindest in bestimmten Straßenzügen und Plätzen eine Verdichtung von Qualitäts- und Premiumanbietern hinzugefügt werden: Spitzen des Einzelhandels, der Gastronomie, der Hotellerie und des Kulturangebotes, eingebettet in einer unter ästhetischer Führung anziehend gestalteten und mit hoher Aufenthaltsqualität ausgestatteten Urbanität. Zukünftige Orte der Qualitätsverdichtung in der Innenstadt sind – unter Einbeziehung der Vorgaben des Masterplans – zu benennen. Erste Leuchtturmprojekte sollten veranschaulichen, wie die Metropole durch einen derartigen Prozess zukünftig wieder an Attraktivität gewinnen könnte (z. B. die Vision des städtebaulichen Konzeptes „Via Culturalis“). Zur Sichtbarmachung dieses neuen „Spirits für Qualität“ sollte daher zeitnah eine Offensive initiiert werden, die Qualität in Köln fördert und Qualitätsanbieter und Qualitätsveranstaltungen miteinander vernetzt, um so zur Profilierung der Metropole Köln beizutragen.
- Köln braucht Treffpunkte von hoher Aufenthaltsqualität, eine ambitionierte Stadtplanung und -gestaltung mit einladenden Straßenzügen, Plätzen und Vierteln. Köln braucht schon aufgrund des Klimawandels viel mehr beschattendes Grün und Wasser für ein gesundes Mikroklima und Orte des Verweilens und des Wohlfühlens. Gute Beispiele sind Apostelnplatz und Gereonskloster.
- Sicherheit und Sauberkeit für ein entspanntes Erlebnis gelungener Urbanität müssen sichergestellt sein, ebenso, dass alles neu Geschaffene nachhaltig geliebt, gepflegt und erhalten bleibt.
- Köln und vor allem die Innenstadt muss sehr gut erreichbar sein mit einem umweltgerechten Mix aus ÖPNV, PKW und Fahrrad. Dafür braucht es auch eine innovative digitale Verkehrssteuerung.
- Mit seinem einmaligen und reichen Kulturangebot hat Köln eigentlich alle Joker in der Hand. Neben dem Dom und dem immateriellen Weltkulturerbe Karneval, kann sich Köln mit den vielen Museen, der Philharmonie, Oper und Schauspiel sowie den zahlreichen hochwertigen Kulturveranstaltungen, Festivals und Kunstmessen und einer Vielzahl privater Kultureinrichtungen noch viel stärker als Kultur-Metropole profilieren.
- Die hohen Besucherzahlen der Stadt Köln, auch aus dem Messe- und Kongressgeschehen, sind in diese Überlegungen im Hinblick auf Erreichbarkeit der Innenstadt und der Übernachtungsmöglichkeiten einzubeziehen.
Das Vorgehen
Die komplexe Herausforderung zur Schaffung einer zukünftigen „Erlebniswelt Innenstadt“ ist groß, einen Neuanfang müssen Politik und Markt gemeinsam regeln. Köln braucht für die Schaffung der „Erlebniswelt Innenstadt“ und einer anziehenden und gelungenen Urbanität eine orientierende, ordnende und unterstützende Hand, die unter Einbeziehung der relevanten Player (wie Politik und Verwaltung, IHK, KBW, HWK sowie weitere Verbände und Vereine) den Gestaltungsprozess aktiv lenkt, kontrolliert und das Ergebnis zukünftig aufrechterhält.
Das kann eine stadteigene Stabstelle „Kölner Innenstadt“ genauso sein wie ein professionell aufgestelltes „City-Management“. Die Anforderungen an eine Führungspersönlichkeit für diese Aufgaben sollten festgelegt und diese Person gesucht werden.
Ebenso sollte die Vielzahl der zu leistenden Aufgaben klar definiert werden, mit dem Ziel, die Stadt Köln in ihrer relevanten Funktion für die gesamte Region mit seiner Vielfalt wieder ganz nach vorne zu bringen. Die Oberbürgermeisterin sollte zeitnah den Aufbau eines personell hervorragend aufgestellten City-Managements zur Chefsache machen.
Von großer Bedeutung ist die Verortung dieses für Köln so relevanten und aktuellen Themas in der Stadtverwaltung. Hierbei kommt der Besetzung des Dezernates für Stadtentwicklung/Wirtschaft/Digitales eine wichtige Rolle zu. Ähnliches gilt für die Neubesetzung der Dezernate Mobilität und Verkehr sowie für Kunst und Kultur.
Auf die Zukunft ausgerichtetes Denken und Handeln mit klar definierter Strategie muss Köln wieder ganz nach vorne bringen:
- als liebenswerte und vielfältige Stadt im Rheinland
- als Metropol-Innenstadt mit hohem Qualitätsanspruch und positiven Auswirkungen auf den gesamten Wirtschaftsraum
- und als Kulturmetropole
Die IHK Köln macht mit dieser Resolution einen ersten Aufschlag für einen Aufbruch und Neustart in Köln. Weitere Vorschläge zum Thema „City Management“ und Qualität in Köln sollen folgen.