Fachartikel

Integration durch Ausbildung

Die duale Ausbildung in Deutschland bietet eine wertvolle Chance, ausländische Jugendliche und junge Erwachsene nachhaltig in die deutsche Arbeitswelt und Gesellschaft zu integrieren und dadurch zur Sicherung des Fachkräftebedarfs in Deutschland beizutragen.
Was muss bedacht werden, wenn junge Menschen aus dem Ausland für eine duale Ausbildung nach Deutschland kommen? Und welche vorbereitenden Maßnahmen sind zu empfehlen?

Sprachkenntnisse der Bewerber prüfen

Damit die Ausbildung für beide Seiten zum Erfolg wird, sollten Arbeitgeber unbedingt die deutschen Sprachkenntnisse der Bewerber prüfen, zum Beispiel in einem Online-Gespräch. Formal ist für das Visum zum Absolvieren einer Berufsausbildung das Sprachniveau B1 notwendig. Empfehlenswert für die Berufsschule ist jedoch das höhere Niveau B2. Nur im direkten Gespräch mit dem zukünftigen Auszubildenden erfährt das Unternehmen die tatsächlichen Hör- und Sprechfähigkeiten. Es kann ratsam sein, dass der Kandidat noch im Heimatland oder vor Aufnahme der Ausbildung in Deutschland die Sprachkenntnisse verbessert. Der Gesetzgeber erleichtert mit dem weiterentwickelten Fachkräfteeinwanderungsgesetz vorgelagerte Deutschsprachkurse, indem er sie bereits in den Aufenthaltstitel zur Berufsausbildung einbindet. Früher notwendige Aufenthaltszweckwechsel und die damit verbundene erneute Befassung der Ausländerbehörde entfallen nun.

Unterstützung im Ausbildungsalltag

Im persönlichen Gespräch bekommt der zukünftige Arbeitgeber auch einen Eindruck von der individuellen Motivation des jungen Menschen und möglicher kultureller Besonderheiten. Der zukünftige Auszubildende soll ja möglichst längerfristig in Deutschland Fuß fassen und zur Fachkraft von morgen werden. Dafür lohnt es sich für den Arbeitgeber, sich vorab Gedanken über die Betreuung und Unterstützung des zugewanderten Mitarbeiters im Alltag zu machen. Informationen über das duale Ausbildungssystem, das Näherbringen der deutschen Kultur und Umgangsformen im Betrieb sind vor dem Start sicher hilfreich, ebenso eine kontinuierliche Begleitung während der Ausbildung durch Mentoren oder Paten aus dem Betrieb.

Hilfe bei der Wohnungssuche

Der Arbeitgeber ist auch gefragt, wenn es um die Unterstützung des Azubis bei der Suche nach einer geeigneten und finanzierbaren Unterkunft geht – und zwar schon vor dessen Einreise. Der junge Mensch muss seinen Lebensunterhalt von seinem Ausbildungsgehalt abzüglich der Kosten für eine Unterkunft sichern können. Außerdem trägt die Wohnsituation entscheidend zur Integration bei.

Rechtzeitig Terminschiene für Visa klären

Ist die Entscheidung für die Einstellung des ausländischen Auszubildenden gefallen, sollte der Arbeitgeber online bei der deutschen Botschaft im betreffenden Land in Erfahrung bringen, wie die Terminvergabe für Visa erfolgt. In vielen Drittstaaten ist das beschleunigte Fachkräfteverfahren empfehlenswert: Es ermöglicht eine Einreise innerhalb mehrerer Monate und gewährleistet damit einen pünktlichen Ausbildungsstart. Für den Arbeitgeber kostet das Verfahren derzeit 411 Euro, ist jedoch angesichts monatelanger Wartezeiten auf einen Termin die einzig verlässliche Möglichkeit.

Welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es?

Unternehmen sind auf diesem Weg nicht auf sich allein gestellt, sondern können sich bei all den genannten Aspekten Unterstützung holen. Mittlerweile gibt es etwa eine Vielzahl privater Agenturen, die gezielt Auszubildende aus einem bestimmten Drittstaat nach Deutschland vermitteln. Hier sollten Unternehmen im Vorfeld die Seriosität des Anbieters und die Kosten genau prüfen.

Kostenfreie Beratung bei den IHKs Bodensee-Oberschwaben und Ulm

Eine individuelle, kostenfreie Beratung bieten die IHKs Bodensee-Oberschwaben und Ulm mit dem Programm „Integration durch Ausbildung“. Unternehmen bekommen hier vielseitige Unterstützung, zum Beispiel bei Fragen im Vorfeld der Einreise des künftigen Azubis, aber auch bei möglichen Problemen nach dem Start der Ausbildung. Die IHKs sind vernetzt mit staatlichen Institutionen wie Ausländerbehörden, dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge oder der Agentur für Arbeit, die Unterstützungs- und Förderprogramme für ausländische Auszubildende bieten. Die Kontaktdaten der Ansprechpartnerinnen bei Ihrer IHK finden Sie im Infokasten.

Weitere Angebote

Sehr gute Informationen und kostenlose Webinare bieten der Webauftritt www.make-it-in-germany.de der Bundesregierung sowie das zur DIHK gehörige „Netzwerk Unternehmen integrieren Flüchtlinge“ (NUiF). Außerdem leisten ehrenamtliche Strukturen wie der Senior Experten Service, VerAplus oder lokale Helfer einen wichtigen Beitrag zur Integration.
Maria Maier, Carola Schmieder