Welche Angebote hat das RITZ Innovationszentrum speziell für Einpersonen- und Kleinstunternehmen?
Das RITZ Innovationszentrum bietet innovationsorientierten Einpersonen- und Kleinstunternehmen, also sogenannten EKUs, optimale Bedingungen, um ihre Ideen in die Tat umzusetzen. Unser Slogan lautet „The idea is not enough“ – denn eine Idee allein reicht nicht aus, um sie auch zu verwirklichen.
Für EKUs bieten wir daher zwei zentrale Ressourcen, um ins Doing zu kommen: die notwendige Infrastruktur und das passende Netzwerk. Zum einen eröffnen wir Unternehmen durch unsere flexiblen Anmietungsmöglichkeiten für Coworking Spaces oder Plätze im Open Space Zugang zu einer professionellen Infrastruktur – ohne hohe Einrichtungskosten oder langfristige Mietverpflichtungen. Außerdem vereint das RITZ alles, was für die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen nötig ist, an einem Ort: Büroarbeitsplätze, Besprechungsräume sowie Produktions- und Laborflächen. Zum anderen wird dieses Angebot ergänzt durch den Zugang zur RITZ Community. Dabei profitieren EKUs vom wertvollen Austausch mit Gleichgesinnten – Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Startups. Das eröffnet neue Perspektiven und vielleicht sogar die Möglichkeit für Kooperationen und Partnerschaften. Netzwerkveranstaltungen und thematische Workshops stärken dabei außerdem die fachlichen und persönlichen Kompetenzen.
Mit welchen Herausforderungen haben EKUs am meisten zu kämpfen, und wie könnte man sie entlasten?
Einpersonen- und Kleinstunternehmen stehen vor spezifischen Herausforderungen, die ihrem Erfolg oft im Weg stehen. Eine der größten Hürden ist sicherlich die Finanzierung: Da EKUs häufig weniger Sicherheiten bieten, stufen Banken sie als risikoreicher ein. Das erschwert den Zugang zu Krediten und Fördermitteln. Hinzu kommt, dass EKUs gleichzeitig auch besonders anfällig für plötzliche Einnahmeausfälle sind – wird eine Person krank, kann das gesamte Business zum Erliegen kommen. Eine sinnvolle politische Unterstützung könnte darin liegen, Mikrokreditprogramme zu erweitern, etwa durch zinsgünstige, speziell auf EKUs zugeschnittene Angebote. Außerdem könnten die Auszahlung von Fördergeldern beschleunigt und die Antragsverfahren an sich vereinfacht und verschlankt werden. Damit kommen wir zum nächsten Punkt: der unverhältnismäßig hohen bürokratischen Belastung. Administrative Aufgaben wie Dokumentationen oder Antragstellungen beanspruchen bei begrenzten personellen Ressourcen viel Zeit, die nicht in die Wertschöpfung fließen kann. In zentralen digitalen One-Stop-Shops könnten Anträge dagegen unkompliziert online eingereicht werden. Ergänzend könnten Checklisten und klar strukturierte Übersichten über zu erfüllende Auflagen sowohl Zeit als auch Aufwand erheblich reduzieren. Auch eine Vereinfachung des Steuersystems und der Antragsverfahren für Förderprojekte würde EKUs entlasten und gleichzeitig ihre Innovationskraft stärken. Ein weiterer Stolperstein ist der Zugang zu Netzwerken und Märkten. Viele EKUs verfügen nur über begrenzte Kontakte und Ressourcen, um sich auf größeren Märkten zu positionieren oder in branchenspezifische Netzwerke einzutreten. Hier könnte die Politik regionale Netzwerke und Cluster noch gezielter fördern, um Austausch und Kooperationsmöglichkeiten zwischen Unternehmen zu erleichtern sowie den Marktzugang zu verbessern. Solche Maßnahmen könnten nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit kleiner Unternehmen stärken, sondern auch langfristig zu einer Verringerung ihrer Belastungen beitragen.
Womit können EKUs bei der Suche nach Fachkräften punkten?
EKUs bieten zahlreiche Vorteile, gerade für Arbeitnehmer, die nach Gestaltungsmöglichkeiten und einer sinnstiftenden Tätigkeit suchen. Durch flache Hierarchien und kurze Kommunikationswege entsteht eine enge Zusammenarbeit. Entscheidungen können so schneller getroffen werden – und Mitarbeiter daran aktiv beteiligt werden. Dadurch sehen die Beschäftigten unmittelbar, wie ihre Ideen und Vorschläge umgesetzt werden. Diese direkte Beteiligung schafft ein hohes Maß an Identifikation mit der eigenen Arbeit und dem Arbeitgeber. Außerdem profitieren Arbeitnehmer in EKUs von vielfältigen Aufgaben, die ihnen mehr Verantwortung und die Freiheit geben, kreative Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Mit flexiblen Strukturen bieten EKUs oft auch mehr Möglichkeiten, um schneller und vor allem umfassender zu lernen und neue Fähigkeiten zu entwickeln. Für viele jüngere Arbeitnehmer ist zudem der Purpose ihrer Arbeit ein wesentlicher Motivator. In einem kleinen Unternehmen ist es spürbar, wie jede einzelne Person zum Erfolg beiträgt. Da ist man kein kleines Rädchen im großen Getriebe, sondern essenzieller Bestandteil des Motors, der das Unternehmen voranbringt. Diese direkte Wirkung auf den Unternehmenserfolg und die Möglichkeit, die Werte des Unternehmens mitzugestalten, machen die Arbeit in einem EKU besonders attraktiv.
Die Vernetzung mit anderen Unternehmen ist für kleine Betriebe ein entscheidender Faktor.
- Marian Duram
Welche Vorteile haben EKUs, wenn sie sich vernetzen?
Die Vernetzung mit anderen Unternehmen ist für kleine Betriebe ein entscheidender Faktor, um große Ideen zu realisieren. Mein Tipp: Vernetzung muss ernstgenommen und strategisch betrieben werden. Besonders Networking in Präsenz ist sehr wichtig. Denn Netzwerk- und Fachveranstaltungen sind ideale Gelegenheiten, um auf neue Trends und interessante Personen aufmerksam zu werden. Dennoch sollte auch digitale Vernetzung nicht vernachlässigt werden – Personal Branding und die aktive Präsenz auf sozialen Plattformen helfen dabei, das eigene Unternehmen und seine Expertise sichtbar zu machen. Besonders wichtig ist es, dass EKUs den Mehrwert vermitteln können, den sie zu bieten haben. Eine Kooperation auf Augenhöhe führt zu gegenseitigem Nutzen und stärkt das Wachstum beider Partner. Zudem sollte Netzwerkpflege nicht nur dann stattfinden, wenn eine direkte Kooperation geplant ist. Es lohnt sich, mit bestehenden Kontakten in Verbindung zu bleiben und das Netzwerk kontinuierlich auszubauen. Das RITZ Innovationszentrum bietet eine ideale Plattform, um solche Partnerschaften anzubahnen und zu unterstützen. Zum Beispiel haben wir im November 2024 gemeinsam mit dem TIM Transformationsnetzwerk die Großveranstaltung Driving Change ausgerichtet. Aus einer Idee, der Automobil- und Zulieferindustrie Wege durch die Transformation aufzuzeigen, entstand ein Konzept für eine Innovationskonferenz. Mithilfe des Netzwerks und der fachlichen Expertise des TIM-Teams und unseren Erfahrungen in der Ausrichtung und Vermarktung von Veranstaltungen haben wir ein hochwertiges Angebot geschaffen, das auf großes Interesse stieß.
Interview: Jürgen Kuhn, Gudrun Hölz