Bargenstedt, Heide und Langenhorn: Marketing

Der Schlüssel zur eigenen Marke

Marketing ist Chefsache – da sind sich ein Lohnbetrieb aus Dithmarschen, ein Professor und eine Agentur aus Nordfriesland einig. Wie eine authentische Marke entsteht, erzählen sie der Wirtschaft.
24.000 Follower, eigene Fanartikel und der Leitspruch „#WirhabenBock“: Das Lohnunternehmen Beckmann aus Bargenstedt in Dithmarschen schreibt Marketing groß. Mit Erfolg: „Die Auftragslage ist gut und es ist leichter, passende Mitarbeiter zu finden“, sagt Annika Beckmann.
Als Ole Beckmann 2016 in den Betrieb einstieg, war seiner Frau Annika sofort klar, dass mit dem Einsatz von digitalen Marketing- Maßnahmen noch einiges herauszuholen wäre. Also musste ein Konzept her: „Mit der ersten Facebook-Seite haben wir ‚#Wirhaben- Bock‘ eingeführt. Unsere Follower haben das direkt angenommen“, so die Dithmarscherin. Mit neuen sozialen Netzwerken haben sie die Inhalte thematisch und qualitativ weiterentwickelt. „Nach und nach kamen Instagram und Snapchat dazu, um jüngere Zielgruppen anzusprechen“, erklärt sie.
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© IHK/Dewanger
Auf den Plattformen zeigt Beckmann Bargenstedt, wer und was hinter ihrer Arbeit steckt, welche Maschinen im Einsatz sind und sie geben einen Blick hinter die Kulissen. „Unser Team beziehen wir dabei gerne ein. Zu Beginn waren manche etwas verunsichert, andere wollten nicht gezeigt werden – das respektieren wir natürlich.“ Vielen mache es mittlerweile aber Spaß, so dass sie eigene Bildund Videoideen entwickeln oder ihr Material direkt zuschicken. „Zudem veröffentlichen unsere Kunden und Agrar-Videografen immer häufiger Bilder und Videos, die wir teilen können. Dadurch haben wir eine große Community aufgebaut“, sagt Annika Beckmann.

Dahinter steckt jeden Tag viel Arbeit, aber es lohnt sich. Wir profitieren von den Langzeiteffekten.

Annika Beckmann

Um über die sozialen Netzwerke hinaus auf sich aufmerksam zu machen, lässt das Lohnunternehmern sämtliche Maschinen mit dem Logo, „#WirhabenBock“ und Bildern vom Team bedrucken. „In den letzten Jahren ist zudem die Nachfrage nach Fanartikeln gestiegen. Zur Zielgruppe passende Produktideen wurden entwickelt, sodass das Sortiment derzeit Energy Drinks, Pullover, Mützen, Tassen und Frühstücksbretter umfasst“, so die Grafikerin. Ein einheitlicher, kontinuierlicher Auftritt ist ihr Geheimrezept. Annika Beckmann sagt: „Dahinter steckt jeden Tag viel Arbeit, aber es lohnt sich. Wir profitieren von den Langzeiteffekten.“
Professor Arnd Zschiesche von der Fachhochschule Westküste in Heide sieht Marketing ebenfalls als Teil des Tagesgeschäfts. Was Beckmann Bargenstedt in der Praxis umsetzt, bestätigt er in der Theorie: „Jedes Unternehmen hat seinen eigenen genetischen Code. Wenn sie diesen in jede Äußerung, in jeden Auftritt einfließen lassen, schaffen sie einen Wiedererkennungswert.“ Der Kern dieser DNA bestehe aus eigenen Merkmalen, die den Betrieb von seinen Konkurrenten abhebt, so der Experte: „Die Unternehmen sollten sich darauf besinnen, was sie können und mitbringen und das für sich nutzen. Eine Marke entsteht von innen nach außen – nicht andersherum“, erklärt er.
Die Unternehmen sollten sich darauf besinnen, was sie können und mitbringen und das für sich nutzen.

Prof. Arnd Zschiesche, FH Westküste


Eine Eigenschaft könne etwa die Herkunft sein. „Regionalisierung ist derzeit ein großerTrend. Auch große Unternehmen machen sich kleiner, indem sie regional – etwa durch einen besonderen Aufdruck auf der Verpackung oder regionale Zutaten – auftreten“, so Zschiesche. Er warnt aber davor, Trends grundlos zu folgen: „Die Eigenschaften müssen zum Unternehmen passen und auf die Zielgruppe abgestimmt sein. Auf Regionalität zu setzen, bringt nichts, wenn ich bundesweit oder darüber hinaus Kunden gewinnen möchte.“ Zschiesche hält zudem einen konstanten Auftritt für wichtig: „Wenn die Merkmale etabliert sind, ist ein Imagewechsel eine extreme Herausforderung – mit wirtschaftlich hohem Risiko. Das könnte unter Umständen an der Authentizität kratzen.“ Konstanz sei das Nonplusultra einer ganzheitlich orientierten Markenführung. Die Marke mitzudenken sei für ihn heute kein Zusatz mehr, sondern ein Muss: „Wer das nicht tut, verliert potenzielle Kunden, denn er oder sie schädigt das eigene, mühsam erarbeitete Erfolgskonzept.“
Für Betriebe, die keine eigene Marketingabteilung haben, schaffen die Storyfischer aus Langenhorn in Nordfriesland Abhilfe. Egal ob Handwerksbetrieb, Dienstleister oder der Einzelhandel von nebenan – der Kundenstamm der Agentur ist breit gefächert. Seit 2018 entwickeln Geschäftsführerin Levke Jannichsen und ihr mittlerweile neunköpfiges Team Social-Media-Inhalte, Kampagnen und Workshops für regionale Unternehmen.
„Wir haben angefangen, Content für kleine und mittlere Betriebe zu erstellen. Leider haben die Ergebnisse keinen Weg ins Internet gefunden, denn den Führungskräften fehlten schlichtweg die Zeit und das Know-how, um die Inhalte zu veröffentlichen“, sagt die Gründerin. Die Idee: ein Content-Abo, mit dem sie wöchentlich neue Inhalte für Unternehmen planen, produzieren und veröffentlichen. Dazu gehört auch das Community-Management: „Kommentare verwalten, Nachrichten beantworten oder Anfragen bearbeiten – das kostet Zeit“, erklärt die Gründerin.
Das Thema ist Chefsache und nicht mehr wegzudenken – so sollte es auch behandelt werden.

Levke Jannichsen, Storyfischer

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© Storyfischer
Ihr Ziel ist ein einheitliches, stimmiges Auftreten. „Wir helfen bei Bedarf, fehlende Teile wie etwa Logo, Schriftarten oder Designs gemeinsam auszuarbeiten“, sagt sie. Ihre Kernarbeit ist, die passende Zielgruppe zu definieren und einen individuellen, authentischen Online-Auftritt zu erzeugen. „Unsere Kunden sollen sich mit ihren Inhalten identifizieren können. Sie sollen sich nicht verbiegen – ihre Kompetenzen und ihr Angebot sind besonders und das wollen wir zeigen“, so die gebürtige Nordfriesin.
Mit Schulungen und Workshops zeigt die Agentur Außenstehenden und potenziellen Kunden, was hinter ihrer Arbeit steckt. Damit möchten sie besonders in der Führungsebene mehr Bewusstsein für ihre Branche schaffen. „Richtiges Marketing kann Zeitersparnis und höhere Gewinne bringen. Das Thema ist Chefsache und nicht mehr wegzudenken – so sollte es auch behandelt werden.“

Joana Detlefs
Veröffentlicht Juli 2024