Dithmarschen: Das bringt Northvolt

Eine Region im Aufschwung

Olaf Timm führt in dritter Generation die Otto Timm Kies- und Grandgruben, Fuhrunternehmen GmbH & Co. KG in Nindorf.  Neben dem Kies- und Fuhrgeschäft ist das Unternehmen Entsorgungsfachbetrieb für die Abfallwirtschaft.
Northvolt kommt – seit Januar 2023 konnte ich die Nachricht wirklich glauben. Damals wurden zunächst kleine Mengen Füllsand für ein Baucamp angefordert. Im November 2023 haben wir dann zusammen mit weiteren Marktteilnehmern den Auftrag erhalten, fast eine Million Tonnen Sand auf das Baufeld zu liefern. Bis heute ist davon etwa ein Drittel vor Ort. Für mich als Baustofflieferant sehe ich die Ansiedlung der Batteriezellenfabrik als große Chance. Es gibt viel zu tun: Allein der Bau wird unsere regionale Branche für die nächsten drei bis fünf Jahre voll beschäftigen. Aber auch alle nachfolgenden Maßnahmen werden weiterhin für Auslastung sorgen.
Die Rede ist von Tausenden, überwiegend jungen Menschen, die in die Region kommen. Für uns bedeutet das, es müssen Häuser, Kindergärten und weitere Infrastruktur gebaut werden. Damit entsteht  langfristig eine gute Perspektive. Aber auch andere Branchen werden davon profitieren: Familienmitglieder können vakante Arbeitsplätze besetzen, sie werden hier leben, einkaufen, essen gehen und Besucher anziehen. Das zieht neue Hotels und Gaststätten in die Gemeinden, benötigt Infrastruktur und lässt das kulturelle Angebot wachsen. Das wird auf lange Sicht unserer Region einen Aufschwung geben.
An einen spürbaren Abbau von Bürokratie glaube ich nicht mehr.

Olaf Timm

Doch damit das erfolgreich gelingen kann, sind einige Stellschrauben zu drehen. Wir müssen die Betriebsgrößen der Bauwirtschaft anpassen, um weiterhin schnell liefern und den Bedarf langfristig decken zu können. Gleichzeitig sind die Kosten im Rahmen zu halten. Unsere größte Herausforderung ist die zeitnahe Beschaffung und Genehmigung neuer Flächen, um Rohstoffe wie Sand und Kies abzubauen. Diese sind immer schwerer zu finden und sehr teuer geworden. Die Genehmigungen dafür dauern mindestens drei Jahre; bei unserem letzten Kieswerk haben wir sogar elf Jahre bis zum Abbaubeginn gebraucht. Das liegt vorrangig an immer knapper werdenden Eignungsflächen, denn die guten Vorkommen sind längst abgebaut. Es müssen in Konkurrenz zu Landwirtschaft, Wassereinzugs- und anderen Schutzgebieten sowie PV- und Windanlagen freie Flächen gefunden werden. Dazu kommen dann langwierige Grundstücksverhandlungen und kaum verfügbare Planungsleistungen.
An einen spürbaren Abbau von Bürokratie glaube ich nicht mehr. Diese wird uns weiterhin hemmen und unnötig Arbeitskraft binden. Daneben muss die Politik dafür sorgen, dass Infrastruktur wie Straßen, Häfen, Ver- und Entsorgung in Schleswig-Holstein nicht nur notdürftig instandgehalten wird, sondern vorrausschauend auf den Bedarf in einigen Jahren hin modernisiert wird, damit wir ein zukunftsfähiges Industrieland bleiben.

Olaf Timm
Veröffentlicht Juli 2024