IHK äußert erhebliche Kritik an Planung eines LNG-Terminals vor Sellin
Rostock / Stralsund, 9. März 2023. Die IHK zu Rostock hat in einer Stellungnahme an das Bergamt Stralsund zum Planfeststellungsverfahren im Hinblick auf die Errichtung und den Betrieb der LNG-Anbindungsleitung vor Rügen erhebliche und beachtliche standortbezogene Bedenken geäußert.
Auch wenn die Notwendigkeit einer sicheren Gasversorgung für Deutschland sowie die Anlandung am Standort Lubmin, wie in der Stellungnahme betont, grundsätzlich anerkannt wurde, überwiegt die Kritik am Verfahren und am gewählten Standort erheblich. Den im gegenwärtigen Verfahren festgelegten Standort für die Regasifizierungsschiffe FSRU etwa 5 km vor der Ostküste Rügens mit seinen bedeutenden Seebädern Baabe, Sellin und Binz sieht die IHK überaus kritisch. Die Auswirkungen auf die Tourismuswirtschaft müssten mitgeprüft werden, da sie ansonsten ganze Existenzen auf Deutschlands größter Insel bedrohen können.
„Vor dem Hintergrund der erwartbar erheblichen Störungen wie andauernden Maschinengeräuschen, Emissionen, Gefahrenpotenzial und hohem Schiffsverkehr unmittelbar vor der Küste sei die Frage erlaubt: Wer würde dann dort noch verweilen wollen?“, so IHK-Präsident Klaus-Jürgen Strupp.
Kritisiert wird unter anderem auch die Dreiteiligkeit des Verfahrens. Gegenstand des jetzigen Genehmigungsverfahrens ist lediglich die Anbindungsleitung von den FSRU- Standorten vor Rügen zum Anlandepunkt bei Lubmin. Damit wird bereits in diesem Verfahren der Standort für die FSRUs festgelegt, die später im Dauerbetrieb dort die Regasifizierung vornehmen werden. Das gegenwärtige Verfahren lässt jedoch alle Aussagen zur Anzahl der Schiffe und allen technischen Daten offen, die entscheidend für die Akzeptanz des gesamten Vorhabens sein werden. Zum jetzigen Verfahrensstand sieht die IHK die Gefahr erheblicher Umweltstörungen und Geräuschbeeinträchtigungen, die so dicht vor der Küste Rügens ohne Alternativenprüfung so nicht hinnehmbar sind und zu einer erheblichen Gefährdung der Tourismuswirtschaft und der gesamten Region führen können.
Diesen Aspekt greift auch die IHK-Stellungnahme auf, indem sie auf das hohe Störfallpotenzial der gasgefüllten FSRUs hinweist und den Vorteil einer stärkeren Diversifizierung der Standorte (gestreut statt konzentriert an einem Ort) betont.
„Im Rahmen der Planungsphase bitten wir um eine erneute Standortsuche sowie um weitere Alternativprüfungen, mit der Option einen Standort mit wesentlich größerem Abstand zum Land auf der Ostsee zu ermitteln. Dabei könnten auch die Erweiterung des Betrachtungsradius von 50 km oder der Ausschluss anderer Kriterien zu Alternativlösungen führen“, zitiert Klaus-Jürgen Strupp aus der Stellungnahme.
Zudem solle der Tiefgang von 19 Metern, der zum größten Flächenausschluss im Rahmen der Standortwahl führt, nochmals anhand der FSRU-Daten technisch genau überprüft und hinterfragt werden. Zudem müssten auch andere, bisher nicht in Betracht gezogene Energieträger unter dem Aspekt der Technologieoffenheit in die Diskussion einbezogen werden, appelliert der IHK-Präsident an die Projektverantwortlichen.
Ausschuss macht sich Bild vor Ort
Die IHK zu Rostock wird ihre Stellungnahme in Bezug auf den Standort der FSRUs nach jetzigem Kenntnisstand aufrechterhalten. Ablehnend kritisch zum Projekt äußerten sich auch die Mitglieder des IHK-Ausschusses für die Region Vorpommern-Rügen auf ihrer Sitzung vom 6. März 2023. In Baabe kritisierten sie das aktuelle Planungsvorhaben zur Errichtung und zum Betrieb eines LNG-Terminals vor Rügen. Deutlich wurde vor Ort die Sorge, dass je nach Witterung das niederfrequente Brummen der Maschinen bis in die Gemeinden hineingeht.
Positiv wertete der Ausschuss, dass der anwesende parlamentarische Staatssekretär für den Landesteil Vorpommern und das östliche Mecklenburg, Heiko Miraß, im Hinblick auf die Dreiteiligkeit des Verfahrens beteuerte: „Wir stellen gegenüber dem Bund ganz klar fest, mit uns wird es keine Salamitaktik geben“.
Hierauf, so IHK-Präsident Klaus-Jürgen Strupp, würden die Unternehmerinnen und Unternehmer der Insel vertrauen. Bereits am 28. Februar 2022 hatte der Ausschuss für Industrie und Nachhaltigkeit der IHK zu Rostock dieses Thema mit deutlichen Kritikpunkten am aktuellen Verfahren behandelt.
Die Stellungnahme lassen wir Ihnen auf Anfrage gern zukommen. Bitte melden Sie sich unter Tel.: 0381 338700