Konjunkturumfrage zeigt: Ballung von Geschäftsrisiken lähmt potenziellen Wiederaufschwung der Wirtschaft

IHKs in MV, 13. Februar 2024. Die gewerbliche Wirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns befindet sich zu Jahresbeginn 2024 in einem Konjunktur-Tal. Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen zählen zu den Top-Risiken. Die IHKs in MV sehen die Lage mit Sorge, benennen Probleme und machen deutlich, was helfen könnte.
Der IHK-Konjunkturklimaindex, das wirtschaftliche Stimmungsbarometer für die aktuelle Geschäftslage und Perspektiven der gewerblichen Wirtschaft, liegt nach der jüngsten Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammern in Mecklenburg-Vorpommern bei 87 Punkten (Herbst 2023: 92 Punkte; Jahresbeginn 2023: 97 Punkte). Er bleibt damit weiterhin klar unter der 100-Punkte-Marke, die die Grenze zwischen positiver und negativer Gesamtstimmung kennzeichnet und deutlich unter dem langjährigen Mittel von 111 Indexpunkten.

Geschäftslage branchenübergreifend schwierig, der Handel leidet

Die aktuelle Geschäftslage der Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern wird stetig schwieriger. 30 Prozent der Betriebe schätzen ihre Lage als gut ein (Herbst 2023: 37 Prozent), 21 Prozent als schlecht (Herbst 2023: 16 Prozent) und 49 Prozent beurteilen ihre Lage als befriedigend (Vorumfrage: 48 Prozent). Besonders schwierig stellt sich die Situation im Handel dar: Die höheren Preise und die damit verbundene Neigung der privaten Haushalte zu sparen, führen zu einer spürbaren Konsumzurückhaltung mit der Folge, dass sich sechs von zehn Handelsbetrieben wegen der gesunkenen Inlandsnachfrage Sorgen machen.
Auch die Geschäftserwartungen der Unternehmen für die eigene Wirtschaftsentwicklung in den kommenden Monaten verheißen kaum Hoffnung. 50 Prozent der befragten Unternehmen rechnet mit einer höchstens gleichbleibenden und 41 Prozent sogar mit einer schlechteren Geschäftsentwicklung.
„Die negative Stimmung ist bei vielen Unternehmen deutlich wahrnehmbar. Viele Betriebe sind in schwerem Fahrwasser, der Ausblick verspricht keine durchgreifende Besserung“, fasst Klaus-Jürgen Strupp, Präsident der IHK zu Rostock, die derzeit geschäftsführende IHK der Landesarbeitsgemeinschaft der IHKs in MV ist, ein wesentliches Ergebnis der Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammern in Mecklenburg-Vorpommern (IHKs in MV) zu Jahresbeginn 2024 zusammen.
Der Rückgang der deutschen Wirtschaftsleistung im vergangenen Jahr, ist auch in Mecklenburg-Vorpommern zu spüren, so dass die befragten Betriebe ihre Geschäftslage zu Jahresbeginn 2024 deutlich schlechter beurteilen als noch in der Vorumfrage im Frühherbst 2023 beziehungsweise vor einem Jahr. Dies auch in Verbindung mit den geschäftlichen Erwartungen für 2024 besorgt die IHKs in Mecklenburg-Vorpommern.
IHK-Präsident Klaus-Jürgen Strupp: „Die Unternehmen fühlen sich immer stärker unter Druck. Einen derart hohen Anteil an negativen Erwartungen gab es zuletzt bei der IHK-Konjunkturumfrage im Januar 2009 – damals auf dem Höhepunkt der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise. Der Mangel an Zuversicht zeigt sich in allen Branchen. Jedes zweite Unternehmen betrachtet die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als Hemmnis für die eigene wirtschaftliche Entwicklung.”

Multiple Belastungen und geringe Wachstumsaussichten

Als Gründe für die belastete Stimmungslage führen die Unternehmen verschiedene Geschäftsrisiken auf: 67 Prozent der Unternehmen geben die Energie- und Rohstoffpreise an – diese haben sich zwischenzeitlich zwar abgeschwächt, doch wird dies erst verzögert bei den Unternehmen zu spüren sein, als zweitgrößtes Risiko bewerten die Unternehmen die Arbeitskosten (52 Prozent), gefolgt von den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und dem Fachkräftemangel (je 51 Prozent).
Das führt dazu, dass es relativ wenig Bewegung bei erwarteten Investitionen und Beschäftigungsabsichten gibt: Nur ein Fünftel der Betriebe plant höhere Investitionen, nur neun Prozent erwarten einen Personalzuwachs. Dabei sind die Herausforderungen zahlreich: Fachkräftemangel und Transformation in den Unternehmen sind längst zu spüren – doch die fehlende Planbarkeit hemmt viele Unternehmen. In vielen von ihnen ist laut den IHKs in MV Frust zu spüren. Angesichts der ernüchternden Daten ist IHK-Präsident Strupp genauso wie seine Kollegen der anderen beiden IHKs überzeugt: „Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen tragen erheblich zur großen Verunsicherung der regionalen Wirtschaft bei. Das Vertrauen der Wirtschaft lässt sich nur zurückerlangen, wenn politische Entscheidungen wieder vernünftig vorbereitet, abgewogen, sachgerecht erklärt und begründet werden.“ Es bestehe kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem. Ob bei der Digitalisierung von Verwaltungen, Änderungen bei den Netzentgelten, wirklichem Bürokratieabbau statt Lippenbekenntnissen: „Wir brauchen eine neue Sachlichkeit statt Emotionen. Die Politik muss ins Handeln kommen, dann sorgt das auch für mehr Zuversicht in der Wirtschaft“, so Klaus-Jürgen Strupp. Die IHK-Organisation hat Ende 2023 Vorschläge der Wirtschaft an die Politik auf den Tisch gelegt, diese müssen nun umgesetzt werden: #GemeinsamBesseresSchaffen – jetzt.
Hintergrund:
Befragt wurden von Anfang bis Mitte Januar 2024 5.887 Unternehmen in den drei IHK-Bezirken, die Rücklaufquote beträgt 16 Prozent.
Unter dem Namen „IHKs in MV“ haben sich die drei IHKs in Neubrandenburg, Rostock und Schwerin als Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen. Sie vertreten rund 85.000 Unternehmen, die etwa 500.000 Mitarbeiter beschäftigen. Ungefähr 3.700 Unternehmerinnen und Unternehmer engagieren sich ehrenamtlich in den drei IHKs. Die Geschäftsführung der IHKs in MV obliegt für die Dauer von zwei Jahren rotierend jeweils einer der drei IHKs: seit dem 1. Februar 2023 der IHK zu Rostock.