Juli 2024 | IHK-Jahresempfang

Wirtschaft und Politik diskutieren über die Zukunft der Ernährungswirtschaft

„Die Ernährungswirtschaft ist systemrelevant. Allein in Mecklenburg-Vorpommern arbeiten 882.000 Menschen in der Land- und Ernährungswirtschaft. Die Branche ist modern aufgestellt und wettbewerbsfähiger als viele andere.“ Mit diesen Worten hat Dr. Till Backhaus, Landwirtschaftsminister von MV, beim Jahresempfang der IHK zu Rostock sein Plädoyer für die Branche untermauert, die bei der Veranstaltung im Mittelpunkt stand.
Die Ernährungswirtschaft ist systemrelevant. Allein in Mecklenburg-Vorpommern arbeiten 882.000 Menschen in der Land- und Ernährungswirtschaft. Die Branche ist modern aufgestellt und wettbewerbsfähiger als viele andere.

Dr. Till Backhaus

IHK-Jahresempfang 2024
© Margit Wild
Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Die Zukunft der Ernährungswirtschaft – #Gemeinsam schmeckt es besser“. Mehr als 350 Gäste  hatten sich zu der Veranstaltung in Stralsund angemeldet. In der Logistikhalle der Störtebeker Braumanufaktur bekamen die Gäste im offiziellen Teil Reden und Grußworte mit aktuellen Fakten zur Ernährungswirtschaft sowie eine Podiumsdiskussion mit Unternehmensvertretern der Branche präsentiert. Anschließend tauschten sich die Gäste beim Buffet auf dem Gelände miteinander aus.  

Forderung nach unbürokratischer Einwanderung 

„Die Ernährungswirtschaft ist breit aufgestellt. Ihr Umsatzanteil in Mecklenburg-Vorpommern liegt bei rund 33 Prozent“, betonte IHK-Präsident Klaus-Jürgen Strupp in seiner Eröffnungsrede – und machte sogleich deutlich, dass die Unternehmen bei aller Präsenz am Markt enorm viele Herausforderungen zu stemmen haben. Bürokratie, eine Bundesregierung im ständigen Clinch, hohe Kosten und Personalmangel zählte Strupp als größte Hemmnisse auf, die die Betriebe in der IHK-Konjunkturumfrage aus dem Frühsommer sowie in einer Umfrage der IHK Nord genannt hatten. 
Das Thema Personal- und Fachkräftemangel vertiefte der IHK-Präsident noch weiter mit einer klaren Forderung an die Politik. „Trotz eines verbesserten Fachkräfteeinwanderungsgesetzes gibt es zu lange Wartezeiten“, betonte er. Der Einwanderungsprozess müsse unbürokratischer und transparenter sein – zum Vorteil für die Einwanderer und die Unternehmer.  Das sei essenziell, um die kleinen Unternehmen zu stärken, die das Rückgrat der Wirtschaft seien.  
Die Branche muss alles dafür tun, um Unternehmen anzusiedeln, die in diese Struktur passen. Und sie dann versorgen mit der entsprechenden Infrastruktur.

Dr. Till Backhaus

Bei allen Schwierigkeiten hat die Ernährungswirtschaft in MV laut Strupp einen klaren Vorteil: Die vielen Flächen des Landes seien optimal für die Ansiedlung von Industrie, im Gegensatz zu den Gegebenheiten in dichter besiedelten Regionen Deutschlands. Hier setzte auch der Landwirtschaftsminister an: „Die Branche muss alles dafür tun, um Unternehmen anzusiedeln, die in diese Struktur passen. Und sie dann versorgen mit der entsprechenden Infrastruktur.“  

Konkrete Vorschläge für eine zukunftsfähige Wirtschaft 

IHK-Jahresempfang 2024
Jahresempfang der IHK 2024 © Margit Wild/ fotowild.de
Die Festrede des Abends hielt Prof. Dr. Joachim von Braun, Professor (em.) für wirtschaftlichen und technologischen Wandel an der Universität Bonn und Präsident der päpstlichen Akademie der Wissenschaften. Er machte deutlich, dass MV grundsätzlich viel wirtschaftliches Potenzial zu bieten habe, aber noch einiges verbesserungswürdig sei. Was genau braucht MV? Laut von Braun muss unter anderem die gewerbliche und industrielle Clusterbildung im Land gefördert werden. Außerdem sei der Abbau von Regulierungen nötig und eine Stärkung der Wissenschaftskapazitäten, durch die Gründung einer eigenständigen Akademie der Wissenschaften in MV, ratsam.  

Unternehmen schildern ihre Sicht 

In der Podiumsdiskussion konnten Vertreter der Ernährungswirtschaft ihre Standpunkte vortragen. Tobias Blömer, Geschäftsführer von Die Rostocker, sprach sich dabei unter anderem für die Errichtung eines Regionalschlachthofes aus – ein Wunsch, den auch IHK-Präsident Strupp im Vorfeld geäußert hatte. „Wir sollten dabei auf kleinere Strukturen und Nachhaltigkeit setzen“, sagte Blömer.  
Dr. Sylva Rahm-Präger, Geschäftsführerin der Molkerei-Naturprodukt GmbH Rügen und Vorsitzende des Agrarausschusses im Landtag, machte deutlich, wie hart vor allem kleine Betriebe der Branche täglich arbeiten. Sie selbst beschäftige 23 Mitarbeiter, die jedes Produkt selbst entwickeln, von der Herstellung bis zur Verpackung. „So einen kleinen Betrieb langfristig vertraglich auf den Beinen zu halten, ist komplex“, so Rahm-Präger.  
Jürgen Nordmann, Geschäftsführer der Störtebeker Braumanufaktur, appellierte an die Unternehmen, „nicht immer nach dem Staat zu fragen“. Während der Pandemie sei die Unterstützung durch den Bund super für die Unternehmen gewesen, aber nun müsse wieder gelernt werden zu sparen und gut zu wirtschaften. 
Klaus-Jürgen Strupp freute sich darüber, dass eine Online-Publikumsumfrage während der Veranstaltung ganz klar ergab: 77 Prozent der Jahresempfang-Gäste achten beim Einkauf auf die regionale Herkunft der Produkte. Die Frage „Welche Themen sollte die Politik im Bereich der Ernährungswirtschaft angehen?” beantwortete das Publikum mir besonderem Gewicht auf „Region, Land, Wertschöpfung und Entbürokratisierung”, was sich mit den Forderungen der IHK deckt. 

„Besorgniserregende Tendenzen“ 

Nach dem Programm nutzten die Gäste die Chance, sich über die angesprochenen Themen auszutauschen. Cathérine Reising, Geschäftsführerin der Marketinggesellschaft der Agrar- und Ernährungswirtschaft Mecklenburg-Vorpommern, begrüßte, dass die IHK den Fokus auf „ihre“ Branche setzte. Denn diese müsse noch mehr von der Politik wahrgenommen werden. „Allein im ersten Quartal 2024 hatten wir unter unseren Mitgliedern drei Insolvenzen. Das haben wir so noch nicht gehabt. Weitere kamen bislang zum Glück nicht dazu, aber das sind sehr besorgniserregende Tendenzen.“  
Uns fehlen Hände. Und diese maschinell zu ersetzen, das können sich kleine Unternehmen nicht unbedingt leisten.

Cathérine Reising, Geschäftsführerin der Marketinggesellschaft
der Agrar- und Ernährungswirtschaft Mecklenburg-Vorpommern

Das größte Problem ist laut Reising, der Personalmangel. „Das ist wie in allen Branchen. Uns fehlen Hände. Und diese maschinell zu ersetzen, das können sich kleine Unternehmen nicht unbedingt leisten.“ Daher seien Unterstützungsprogramme der Politik dringend nötig.
Christina Milbrandt 
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