Wo Gründung und Digitalisierung zusammenfinden

Die Digital Hubs in Mainz und Worms sind Musterbeispiele, wie Vernetzung auf einer festen lokalen und organisatorischen Basis funktioniert.
Im September 2022 hat das Digital Hub Worms seine Türen geöffnet. „Wir sehen uns als zentraler Knotenpunkt im Digitalisierungs- und Gründungsgeschehen sowie bei der Vernetzung von Startups mit mittelständischen Unternehmen“, sagt Geschäftsführer Dr. Dennis Stabler. Die Grundidee, die gemeinsam mit Kammern, Hochschule, Stadt und den Unternehmen entstanden ist, war, das Gründungsgeschehen stärker zu promoten und die digitale Transformation der Wirtschaft auf die Agenda zu setzen. Inzwischen sind mehr als 30 Mitglieder an Bord, Unternehmen und Institutionen, aber auch private Fördermitglieder, die häufig als Mentoren für die Startups agieren.
Derzeit befindet sich das Wormser Digital Hub in einer Übergangsimmobilie. Ein Umzug in den Adenauerring 1 steht bevor. Dann stehen in zentraler Lage eine für Events nutzbare Allgemeinfläche, Einzelbüros für Startups, Meetingboxen, Workshop- und Besprechungsräume zur Verfügung. Gemeinsam mit anderen Wirtschaftsorganisationen sollen Synergien, ein Raum für New Work und, besonders wichtig, Vernetzungspunkte auch mit Mitgliedsunternehmen und Experten geschaffen werden. Stabler spricht vom Plattformen-Gedanken für Gründer, denen Coaching und Mentoring geboten werden soll: „Die Gründungsteams sollen auch beim ersten Skalieren begleitet werden.“
Hinzu kommen Veranstaltungen, bei denen sich Startups vor potenziellen Kunden präsentieren können. So soll die Startphase beschleunigt und vereinfacht werden. Und die bereits etablierten Mitgliedsunternehmen haben die Chance, leichter mit Gründerinnen und Gründern in Kontakt kommen. Über ihre Mitgliedsbeiträge leisten sie ohnehin eine gewisse Unterstützung der Startups. Wobei es vor Ort präsente Mitglieder gibt, und ebenso digitale, die den Netzwerk-Vorteil nutzen möchten. Die Lage am Übergang von Rhein-Main- und RheinNeckar-Region zeichnet den Standort aus.
Daher können die Netzwerke in unterschiedliche Richtungen gespannt werden. Aktuell ist Stabler der einzige Angestellte, unterstützt von einem elfköpfigen ehrenamtlichen Vorstand. Personeller Zuwachs durch Werkstudenten oder Angestellte ist geplant. Unternehmen, auch Nicht-Mitglieder, können zudem Einzelworkshops und Beratungen buchen. Geschäftsmodell- und Personalentwicklung, neue Kundengruppen und digitale Geschäftsmodelle sind besonders nachgefragte Themen.

Gegenbewegung zum rein digitalen Arbeiten

Bereits auf 130 Mitglieder angewachsen ist der Gutenberg Digital Hub in Mainz, der im Prinzip derselben Grundidee folgt wie das Pendant im Süden Rheinhessens – und am Zollhafen bereits über einen etablierten Standort verfügt. „Ich bin vor sieben Jahren nach Mainz gekommen“, sagt Geschäftsführerin Antje Buchholz, „damals war dieser Bereich eine große Baustelle. Jetzt wird er sehr gut angenommen, strahlt Lebendigkeit und Offenheit aus.“
Mit 1.200 Quadratmetern steht doppelt so viel Fläche zur Verfügung wie demnächst in Worms. Von einem offenen Bereich, wo sich gern Coworker an einem längeren Tisch oder am Tresen versammeln, aus spannen sich quasi zwei Flügel auf. In einem Flügel wird an 20 Schreibtischen gearbeitet, was auch mit Tagespass oder Zehnerkarte möglich ist. Hinzu kommen neun Büroboxen, je etwa 25 Quadratmeter groß, ideal für die Anfangsphase einer Gründung.
VERNETZTE GRÜNDUNGSSZENE
Neben den Digital Hubs in Mainz und Worms, der Mainzer und Wormser Gründungswoche, zahlreichen Ökosystemen und Netzwerk-Veranstaltungen in dem Bereich bündeln die Starterzentren in Rheinland-Pfalz Informationen und Kontakte für Gründerinnen und Gründer, und ebenso zum Thema Nachfolge. Unter der Trägerschaft der Wirtschaftskammern in Rheinland-Pfalz hat sich ein landesweites Netzwerk von insgesamt 31 Starterzentren gebildet.
starterzentrum-rlp.de
Insgesamt sind rund 20 Gründungen unterschiedlicher Branchen im Gutenberg Hub vertreten, im Schnitt gehen am Tag 50 bis 60 Leute ein und aus. „Corona hat viel verändert“, sagt Buchholz. Durch das flexiblere Arbeiten können Kollegen aus größerer Entfernung viel einfacher hinzugezogen werden. So werden auch Flächen wie im Hub immer wichtiger. „Wir stellen aber auch gerade wieder eine Gegenbewegung zum rein digitalen Arbeiten fest“, sagt die Geschäftsführerin.
Auch die Digitalisierung ist keine Einbahnstraße. So wurden drei „Mute Labs“ eingerichtet. „Man könnte sie auch Telefonkabinen nennen“, schmunzelt Buchholz. In der Küche werden immer noch analoge Strichlisten für Getränke geführt, und an einer Tafel am Eingang wird händisch notiert, wer die Workshop-Räume gemietet hat. Das alles ändert nichts an der Grundidee, Unternehmen, Startups und Digitalisierungsexperten zusammenzubringen. Die Innovationsfachleute der Unternehmen finden im Hub einen Ort des Austauschs.
Zum Thema Fachkräfte gibt es regelmäßig kostenlose Veranstaltungen, aktuell mit dem Schwerpunkt innovatives Recruiting. „Wir können dabei auf die Expertise unserer ,Hubbies‘, der jungen Gründer, zurückgreifen“, sagt Buchholz. Die „Master Class“ gibt in Kooperation mit der IHK zu neuen Trends und Themen praxisnah ihr Wissen weiter. Personalwesen und Künstliche Intelligenz sind derzeit Schwerpunkte.
Begegnungsorte wie das Gründerfrühstück in Kooperation mit IHK und Wirtschaftsförderung oder das Gründer-Grillen haben sich etabliert. „Das Gründungs-Ökosystem gewinnt gerade weiter an Schwung“, sagt Buchholz auch mit Verweis auf die mehr als 300 Gäste beim Startup-Slam Mainz-Wiesbaden. „Wir als Hub wollen die erste Anlaufstelle für Gründer sein und schätzen an Mainz die kurzen Wege.“ Dabei ist es der Geschäftsführerin wichtig, Brücken zu bauen, quer durch Rheinhessen und darüber hinaus. Eine besondere Willkommenskultur und Beweglichkeit stellt sie in der Rhein-Main-Region fest.
TORBEN SCHRÖDER, FREIER JOURNALIST
Stimmen zu den Digital Hubs
Durch die Kooperation mit etablierten Unternehmen können die Startups im Digital Hub Worms an deren unternehmensinternen Trainings teilnehmen. Von Verhandlungsführung über Führungskräfteentwicklung bis zu Soft Skills – für uns ein Mehrwert, den wir so auch unseren Beschäftigten bieten können und damit als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen werden. Daneben profitieren wir enorm durch die Kooperation des Digital Hubs mit Fördermittelberatern, wodurch wir bei Suche, Antragstellung und Abwicklung von Förderungen unterstützt werden.
Jonas Deichelmann, 8devs
Durch das Digital Hub Worms haben wir nicht nur unsere zukünftige Arbeitsstätte gefunden, sondern konnten auch in den direkten Kontakt mit Experten aus dem Bereich der Logistik treten, die uns wertvolle Ratschläge für die Entwicklung unserer Software geben konnten. Darüber hinaus verknüpfte uns der Digital
Hub in der Frühphase unserer Gründung mit Finanzexperten, Investoren und Business Angels, mit denen wir die Finanzierung unserer Idee gemeinschaftlich angehen. Dieses weitläufige Netzwerk beschleunigt unser Vorankommen sehr und erleichtert den Gründungsalltag.
Daniel Antonatus und Markus Heidt, Crateflow
Mit seiner Erfahrung konnte uns Dennis Stabler bei der Erstellung von Business Plänen und der Finanzplanung unterstützen und so die Entwicklung unseres Geschäftsmodells beschleunigen. Als Startup, das mit seinen Filmprodukten besonders von dem visuellen Aha-Erlebnis bei Unternehmensvertretern lebt, profitieren wir besonders von den vielen Netzwerkevents, die der Digital Hub Worms ausrichtet. Hier können wir uns und unsere Filme präsentieren und in den Kontakt mit potenziellen Kunden kommen.
Benedict Schulz und Samuel Debus, Lindwurm
Am Gutenberg Digital Hub lieben wir den inspirierenden Austausch mit anderen Startups – schon jetzt sind daraus großartige Ideen-Synergien entstanden. Auch die coolen Events bringen uns jedes Mal neue Impulse und wertvolle Kontakte.
Kevin Handrick, Investmentbuilder
Ich liebe mein Leben als solo-selbstständige Beraterin. Allerdings fehlt manchmal ein Team, um sich auszutauschen oder sich als Teil einer Herde zu fühlen. Genau das bekomme ich im Hub: Teamspirit, Inspiration und gute Intros zu interessanten potenziellen Kunden oder Geschäftspartnern.
Nina Behringer, Beraterin
Der Gutenberg Digital Hub ist seit über einem Jahr mein zweites Zuhause. Hier kann ich meinen Traum vom eigenen Startup leben und habe das passende Netzwerk, anfangs mit flexiblem Arbeitsplatz, jetzt mit festem Schreibtisch und irgendwann dann ein eigenes Team-Büro. Der Gutenberg Digital Hub ist mehr als ein Co-WorkingSpace: mit einer Geschäftsführerin, die uns Gründern durch ihr Engagement nicht nur Sichtbarkeit verleiht, sondern in schwierigen Momenten immer eine Schulter mit Ideen und Lösungen parat hat. Für mich steckt hier 100 Prozent Mainzer Gründungsgeist in den Gemäuern des alten Zollhafens.
Sarah Bunne, Ivy Pow
Das Gutenberg Digital Hub ist ein großer Gewinn für unser Startup. Wir sind nun schon seit vier Jahren Mitglied und schätzen vor allem die immer neuen Möglichkeiten zum Netzwerken, die vielen Events und die familiäre Gemeinschaft. Vom TV-Beitrag über unsere Gründungsgeschichte bis hin zu ersten
Pilotkunden für unser Produkt konnten wir enorm profitieren und freuen uns täglich, dass Mainz einen so zentralen Ort der Startup-Förderung geschaffen hat.
Felix Buchmüller, Resolvio

Bingen, Mainzer Straße 136
Telefon: 06721 9141-0
Mainz, Schillerplatz 7
Telefon: 06131 262-0
Worms, Rathenaustraße 20
Telefon: 06241 9117-3