Direkter Draht zur Behörde

Von der Bleistift-Bestellung über den IT-Auftrag bis hin zum Bauprojekt – das Land Rheinland-Pfalz ist ein wichtiger Auftraggeber für Unternehmen. Derzeit wird an einer Plattform für Einzelbeschaffungen gearbeitet – insbesondere regionale Mittelständler sollen davon profitieren.
Ziel des Angebots ist es, eine Lücke zu füllen: „Wir wollen besonders kleine und mittelständische Unternehmen ansprechen, die sich bis jetzt wegen bürokratischer Hürden von öffentlichen Ausschreibungen distanziert haben“, sagt Sascha Konieczny vom Landesbetrieb Mobilität in Koblenz. Die Lösung soll ein kostenloser, unkomplizierter und unverbindlicher Einstieg in das Beschaffungswesen öffentlicher Verwaltungen sein. Für eine erfolgreiche Umsetzung ist aber die Zusammenarbeit der Unternehmen mit der Behörde erforderlich.
Gemeinsam mit der Bund-Länder-Kooperation zur Digitalisierung der Beschaffung arbeitet Rheinland-Pfalz daran, den Zugang zu öffentlichen Aufträgen zu vereinfachen: „KleBe.digital“ nennt sich das Pilotprojekt der Uni Koblenz und des Landesbetriebs
Mobilität (LBM), das es Mittelständlern leichter machen soll, bei kleinteiligen Einzelbeschaffungen des Landes zum Zuge zu kommen. Dafür sollen Ausschreibungsinformationen zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer vollautomatisiert ausgetauscht werden. Basis dafür ist der internationale Übertragungskanal Peppol der EU.
„Dabei soll der bislang im kleinteiligen Bereich übliche Griff zum Telefon durch einen medienbruchfreien Gesamtprozess ersetzt werden“, sagt Konieczny. Wenn zum Beispiel eine Verwaltungsstelle Schrauben benötigt, stellt sie ihren Bedarf ins System. Jedes Unternehmen kann das Inserat sehen und Angebote unterbreiten, auch unter dem Gesichtspunkt kurzer regionaler Wege. Der Zuschlag soll ebenfalls papierlos erteilt werden. Mit dem System-Standard „XRechnung“ könne dann die Rechnung nach Überprüfung automatisch durchlaufen und beglichen werden.

Barrieren für Unternehmen senken

„Wir erhoffen uns durch eine Art Nutzerfläche für Lieferanten einen einfacheren Zugang für den lokalen Mittelstand“, sagt Konieczny. Beim LBM, der für die Verkehrsinfrastruktur und damit für viele Großprojekte zuständig ist, liegen mehr als 50 Prozent der Abrechnungsvolumen bei maximal 250 Euro – und nur drei Prozent bei mehr als 20.000 Euro. Kleinteilig ist also Standard, und der Aufwand der Beschaffung oft auch für die öffentliche Hand unverhältnismäßig. Materialmangel und lückenhafte Verfügbarkeit setzen auch den Behörden zu. Abhilfe soll eine deutliche Absenkung der Barrieren, gerade für lokale und regionale Unternehmen, schaffen. Zudem erhoffen sich die Behörden realistischere Preise.
„Wichtig ist uns, dass der Prozess zu jeder Zeit mit EU- und nationalem Recht vereinbar ist“, betont Konieczny. Sind die Unternehmen einmal auf der Plattform registriert, sollen viele Formalitäten entfallen. Hat ein Unternehmen beispielsweise die Einheitliche Europäische Eigenerklärung einmal digital abgegeben, kann diese immer wieder genutzt werden. Auch Lieferketten ließen sich hinterlegen. „Noch befinden wir uns in der Pilotierungsphase“, sagt Konieczny. „Wir gehen jedoch davon aus, dass der Prozess bis Ende 2024 vollständig EU-konform über Peppol abgebildet werden kann.“ 2025 soll dann die Umsetzung folgen. Zudem wird ein einheitliches Behördenverzeichnis angestrebt, was eine Lücke schließen würde.
TORBEN SCHRÖDER, FREIER JOURNALIST
PILOTPROJEKT SUCHT UNTERNEHMEN
Der Landesbetrieb Mobilität sucht noch Unternehmen, die sich am Pilotprojekt zur Digitalisierung der Beschaffung beteiligen. Die Plattform kann bereits unter http://141.26.157.226/ ausprobiert werden.
Kontakt: Sascha Konieczny, Landesbetrieb Mobilität,
Telefon 0261 3029-1364,
sascha.konieczny@Lbm.rlp.de
www.digitale-beschaffung.de

Bingen, Mainzer Straße 136
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