IHK-Konjunkturumfrage Ostbrandenburg Herbst 2024

In Ostbrandenburg fehlen konjunkturelle Impulse: vielfältige Herausforderungen führen zu einer angespannten, stagnierenden Lage und zu trüben Aussichten

1. Wirtschaftliches Klima weiter angespannt - Ein Auf und Ab in den Branchen

Die aktuelle Lage ist besser als zu Jahresbeginn 2024, aber hat sich seit dem Frühsommer kaum verändert. Der Konjunkturklimaindex steigt leicht um 8 Punkte auf 87 – bleibt jedoch unter der Wachstumsschwelle von 100, was auf eine stagnierende Wirtschaft hindeutet.
Während etwa 20 % der Unternehmen eine schlechte Geschäftslage angeben, etwas mehr als im Frühsommer, stagniert der Anteil mit guten Geschäftslagen bei 31 Prozent. Auch wenn sich der Handel etwas erholt hat, führen Konsumzurückhaltung und die allgemeine wirtschaftliche Schwäche zu Umsatzeinbußen bei fast der Hälfte der Händler. Auch Bau- (61 %) und Industrieunternehmen (49 %) erleben einen Nachfragerückgang und eine leichte Lageverschlechterung. Bei den Dienstleistern ist die Lage stagnierend und überwiegend befriedigend (45 %) oder gut (36 %), aber nicht in allen Teilbranchen - das Verkehrsgewerbe und personenbezogene Dienstleister haben aktuell wieder etwas mehr zu kämpfen.
Der Konjunkturklimaindex basiert auf einer Formel, die die Salden der Geschäftslage und -erwartungen in einen gemeinsamen Index zusammenfasst.

2. Geschäftserwartungen: Talsohle scheint erreicht

Die Erwartungen für die kommenden 12 Monate sind zurückhaltend: Über die Hälfte der Unternehmen erwartet keine Veränderung ihrer Lage (58 %), während Bauunternehmen (51 %) und Händler (52 %) mehrheitlich sogar eine weitere Verschlechterung befürchten. Auch wenn im Vergleich zum Frühsommer insgesamt etwas weniger Unternehmen von einer Lageverschlechterung ausgehen, ist aktuell immer noch jedes dritte Unternehmen pessimistisch. Die leichte Stimmungsaufhellung ist eher als ein Ankommen in der Realität zu bewerten - nachdem die Lageverschlechterungen eingetreten sind, haben sie die Unternehmen angepasst und können besser mit den vielfältigen Herausforderungen umgehen als erwartet und gehen nun eher von einer gleichbleibenden Lage als von einer noch weiteren Verschlechterung aus.


3. Die Unternehmen stehen vor vielfältigen Herausforderungen

Der Fachkräftemangel (62 %) ist als Risiko im Vergleich zum Frühsommer wieder etwas in den Hintergrund getreten, was an dem geringeren Bedarf durch die schwache Konjunktur und bereits stattgefundene Personalanpassungen liegt, dennoch ist das Risikopotential hoch besonders für die Verkehrsbranche und im Gastgewerbe. Aktuell stehen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (64 %) wieder auf Platz 1 der wirtschaftlichen Risiken. In den Freitexten der Umfrage kritisieren die Unternehmer eine zunehmende Bürokratisierung und fordern Entlastung sowie eine zukunftsorientierte Wirtschaftspolitik, um Stabilität und Planungssicherheit zu schaffen. Die hohen Energie- und Rohstoffpreise bleiben ein großes Wirtschaftshindernis für viele Unternehmen (60 %) und auch die hohen Arbeitskosten (54 %) sowie der sinkende Inlandsabsatz (46 %) bereiten vielen Unternehmen Sorge.

4. Fachkräftemangel und personelle Anpassungen sorgen für stagnierende Beschäftigungszahlen

Drei Viertel der Unternehmen planen, ihren Personalbestand zu halten - wohl wissend, dass es schwer ist, bei Bedarf neues Personal zu finden. Es gibt insgesamt etwas weniger Unternehmen, die mit Entlassungen rechnen, als noch im Frühsommer, da die geplanten Anpassungen im Laufe des Jahres vermutlich bereits vorgenommen wurden. Mit Neueinstellungen rechnen nur 8 Prozent der Unternehmen. Je nach Branche stehen diese Zahlen im Verhältnis mit Einsparungen bei den Personalkosten oder fehlenden Möglichkeiten in der Neubesetzung von Arbeits- und Fachkräften.


5. Investitionen: Mehrheit investiert wieder, aber Investitionsvorhaben bleiben unverändert

Insgesamt plant wieder die Mehrheit der Unternehmen zu investieren (60 %) - nach einem 10-Jahres-Tiefstand im Frühsommer. Allerdings gibt die Mehrheit an, gleichbleibende Investitionsvorhaben zu haben (32 %). Demnach bleibt das Investitionsvolumen verhalten, da hohe Arbeits- und Materialkosten die wirtschaftlichen Spielräume einschränken. Der Schwerpunkt der Investitionen liegt auf Ersatzinvestitionen (74 %) und Kapazitätserweiterungen (40 %), während Rationalisierungen (29 %), Innovation (25 %) und Umweltschutz (21 %) geringere Priorität haben.

6. Wissenswertes zur Umfrage

Dreimal im Jahr führt die IHK Ostbrandenburg eine Konjunkturbefragung mit einer repräsentativen Stichprobe der Ostbrandenburger Unternehmen durch, um kurz- und langfristigen Bedarf zu erkennen und gegenüber Politik und Verwaltungen zu artikulieren. An der Konjunkturumfrage der IHK Ostbrandenburg im Herbst 2024 haben 292 Unternehmen teilgenommen (Dienstleistungen: n = 136; Industrie: n = 49; Handel: n = 37; Gastgewerbe: n = 43; Baugewerbe: n = 27). Entsprechend der wirtschaftlichen Struktur in Ostbrandenburg werden die Ergebnisse nach Branchen und Betriebsgrößenklassen gewichtet. Das heißt Abweichungen in der Umfragebeteiligung werden ausgeglichen.
Alle Einzelheiten zu den Ergebnissen finden Sie im Konjunkturbericht_Herbst_24_OBB (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 1711 KB). Der Bericht steht Ihnen rechts unter Weitere Details zum Download zur Verfügung.