IHK-Konjunkturumfrage Ostbrandenburg Frühsommer 2024

Stagnation statt Dynamik: Trotz leicht besser laufender Geschäfte blicken die Unternehmer weiterhin skeptisch in die Zukunft 
Insgesamt fehlt es der Ostbrandenburger Wirtschaft in der Breite an konjunkturellen Impulsen, die nicht saisonal bedingt sind. Ein gemischtes Bild aus etwas verbesserter Lage bei nahezu gleichbleibend schlechten Erwartungen führt zu einem „abwartenden“ Zahlentrend: Der Konjunkturklimaindex steigt leicht um 8 Punkte auf den Indexwert 87 an. Trotz dieser leichten Verbesserung unterhalb der Wachstumsschwelle von 100 Punkten, deutet dies auf eine auf der Stelle tretende Wirtschaft hin.  
Der Konjunkturklimaindex basiert auf einer Formel, die die Salden der Geschäftslage und -erwartungen in einen gemeinsamen Index zusammenfasst. 

Im Folgenden erhalten Sie einen Überblick zu den weiteren Umfrageergebnissen aus dem Konjunkturbericht Frühsommer 2024 für Ostbrandenburg (PDF-Datei · 1666 KB).

Unterschiedliche Lageentwicklungen in den Branchen  

Die aktuelle Geschäftslage ist besser als noch zu Jahresbeginn erwartet, insbesondere im Bereich der Dienstleistung und Industrie. Außerdem zeigt sich eine deutliche Erholung des Verkehrs- und Logistikgewerbes nachdem die Mauterhöhung und die gestiegenen Treibstoffpreise zuletzt die Geschäfte stark eintrübten. Branchenübergreifend verbessert sich die allgemeine Geschäftslage im Vergleich zum Jahresbeginn in der Gesamtheit um 10 auf 12 Prozentpunkte im Saldo, das sich aus guten und schlechten Geschäftseinschätzungen zusammensetzt. Das liegt weit unter dem langjährigen Saldodurchschnitt von 26 Prozentpunkten. Schlechter als noch zu Jahresbeginn laufen die Geschäfte im Handel, Bau und Gastgewerbe. Besorgniserregend ist, dass die Hälfte der befragten Ostbrandenburger Betriebe lediglich eine befriedigende und knapp ein Fünftel sogar eine schlechte Geschäftslage ausweist.  

Geschäftserwartungen insgesamt weiter verhalten 

Die Lageverbesserungen einiger Branchen führen bisher noch nicht zu deutlich positiveren Geschäftserwartungen. Im Saldo verbessern sich die Geschäftserwartungen insgesamt von 38 auf sehr verhaltene 33 Prozentpunkte, was für Stagnation bzw. Erholung auf sehr niedrigem Niveau spricht. Im Schnitt die Hälfte aller Unternehmen stellt eine gleichbleibende und zwei von fünf Unternehmen stellen eine sich weiter verschlechternde Geschäftslage für das Jahr 2024 in Aussicht. Besonders der Handel (66 %), das Baugewerbe (61 %) und die Verkehr- und Logistikbranche (56 %) rechnen angesichts einer gesunkenen Nachfrage sowie Kostensteigerungen im Bereich Personal, Energie und Steuern weiterhin auch mit sinkenden Umsätzen.  

Zurückhaltung bei den Investitionsplänen im Inland 


Die verhaltenen Erwartungen haben ebenfalls Folgen für der gewerblichen Wirtschaft in Ostbrandenburg: Erstmals im Vergleich seit 2013 gibt die Mehrheit (51 %) aller befragten Unternehmen an, nicht (mehr) im Inland zu investieren. Die Bereiche, in die am meisten investiert wird, betreffen weiterhin den Ersatzbedarf (68 %) sowie Rationalisierungen (32 %). Weniger investiert wird in die Entwicklung neuer Produkte und Innovationen, die mit 22 Prozent das Schlusslicht der Investitionsabsichten darstellen. Letztere sinken im Vergleich zum Jahresbeginn um 9 Prozentpunkte, während Investitionen in den Klimaschutz leicht ansteigen auf 27 Prozent.  
Die Ausgabenhöhe für Investitionsvorhaben stagniert bei den noch investitionsbereiten Betrieben im Vergleich zum Jahresbeginn. Dennoch planen immerhin noch 19 Prozent mit steigenden Ausgaben. Die aktuell einzige Branche, die zukünftig wieder nennenswert mehr zu investieren plant, ist die Industrie. Mit 43 Prozent steigt der Anteil zunehmender Investitionsvorhaben sogar um 20 Prozent im Vergleich zum Jahresbeginn. Dabei nehmen Investitionsvorhaben in Ersatzbedarfe im Vergleich zum Jahresbeginn ab, zugunsten der Investitionen in Kapazitätsausweitungen (45 %) und Umweltschutz (44 %).  

Beschäftigungsabsichten stagnierend mit abnehmenden Tendenzen 

Bei den Beschäftigungsplänen macht sich weitgehend Stagnation bemerkbar: die Absicht, neue Mitarbeitende zu beschäftigen nimmt im gleichen Maße ab wie die Erwartung eines Personalabbaus. Bei gleichbleibendem Negativsaldo (-18 Prozentpunkte) im Vergleich zum Jahresbeginn, wächst allein die Zahl der Unternehmen mit gleichbleibenden Beschäftigungsabsichten (66 %). Es ist deshalb damit zu rechnen, dass die Mitarbeiterzahl Ostbrandenburger Unternehmen in den kommenden Monaten weiterhin zurückgehen wird. Insbesondere der Handel rechnet mit mehr Personalabbau (33 %) als noch zu Jahresbeginn (25 %). Im Bau stagniert die Zahl der Unternehmen mit abnehmenden Beschäftigungsabsichten auf hohem Niveau von ca. 40%.  

Wirtschaftliche Risiken  

So stellt auch der Fachkräftemangel mit gut 62 Prozent branchenübergreifend wieder das wirtschaftlich größte Risiko dar und verweist die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (knapp 62 %) und die Energie- und Rohstoffpreise (60 %) mit ähnlichem Gewicht auf Platz zwei und drei. Angestiegen dagegen sind die Arbeitskosten (57 %), die besonders dem Bau- (76 %) und Gastgewerbe (87 %) zu schaffen machen. Aus der untenstehenden Tabelle wird deutlich, welche Top-Risiken sich je Branche ergeben haben und wie unterschiedlich die jeweiligen Branchen von aktuellen Geschehnissen betroffen sind.  

Wissenswertes zur Umfrage 

Dreimal im Jahr führt die IHK Ostbrandenburg eine Konjunkturbefragung mit einer repräsentativen Stichprobe der Ostbrandenburger Unternehmen durch, um kurz- und langfristigen Bedarf zu erkennen und gegenüber Politik und Verwaltungen zu artikulieren. Im Frühsommer 2024 haben von 2022 angeschriebenen Unternehmen 296 an der Befragung teilgenommen (Dienstleistung: 142, Industrie: 45, Gastgewerbe: 39, Handel: 38, Bau: 32).
Entsprechend der wirtschaftlichen Struktur in Ostbrandenburg werden die Ergebnisse entsprechend ihrer Branchen und Betriebsgrößenklassen gewichtet. Das heißt Abweichungen in der Umfragebeteiligung werden ausgeglichen.