IHK-Konjunkturumfrage Berlin-Brandenburg Jahresbeginn 2024
Berliner Wirtschaft mit zarten Erholungssignalen - Brandenburger Wirtschaft weiterhin getrübt
Während die Wirtschaft bundesweit abnehmende Tendenzen zeigt, ergeben sich aus der Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn 2024 der IHKn von Berlin und Brandenburg etwas bessere Entwicklungen für die Metropolregion. Mit einem Zähler von 104 Punkten hat sich der Konjunkturklimaindex gegenüber dem Herbst 2023 um 8 Punkte verbessert. Im Vergleich zum Jahresbeginn 2023, wo ebenfalls ein Konjunkturklimaindex von 104 verzeichnet wurde, hat sich die wirtschaftliche Lage kaum verändert, sondern es wurde nur eine zwischenzeitliche Schwäche überwunden. Insgesamt sind die Entwicklungen für Berlin positiver als in Brandenburg.
Gundolf Schülke, Hauptgeschäftsführer der IHK Ostbrandenburg:© IHK Ostbrandenburg„Die angespannte wirtschaftliche Lage trübt die Beschäftigungspläne und Investitionsabsichten in Berlin-Brandenburg. In der gesamten Metropolregion rechnen die Händler mit weniger Beschäftigung und weniger Investitionen. Maßgebliche Ursachen sind der Onlinehandel, die Inflation und die Kaufzurückhaltung. Darüber hinaus zeigt sich ein sehr heterogenes Bild: Beispielsweise rechnet die Industrie in Berlin mit weniger Personalbedarf, in Brandenburg aber mit mehr Personalbedarf. Die Unternehmen brauchen mehr Sicherheit hinsichtlich der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sowie finanzielle Anreize, um Investitionen zu planen und Personal einzustellen.“
Geschäftslage und Geschäftserwartungen
Die Unternehmen schätzen die aktuelle Geschäftslage leicht positiver ein als noch zuletzt und sind etwas weniger pessimistisch in ihren Geschäftserwartungen. Der Saldo aus der Einschätzung einer guten bzw. schlechten Geschäftslage hat sich seit dem Herbst 2023 von 15 auf 17 Prozentpunkte gesteigert. Bezüglich der Geschäftserwartungen zeigt sich eine Verbesserung des Saldos von positiven bzw. negativen Aussichten von 13 Punkten. Insgesamt überwiegen aber weiter die negativen Erwartungen, so liegt der Saldo bei sehr verhaltenen -7 Prozentpunkten. Im Vergleich zu Vorkrisenzeiten zeigt sich also eine Erholung auf sehr niedrigem Niveau. Gleichzeitig sind die positiven Entwicklungen hauptsächlich den Unternehmenseinschätzungen aus Berlin zu verdanken. In Brandenburg berichten die Unternehmen von einer sich weiter verschlechternden Geschäftslage und die Unternehmer zeigen sich weiterhin sehr pessimistisch gegenüber den Zukunftsaussichten.
Beschäftigungsabsichten
Die Beschäftigungsdynamik war zuletzt im Laufe des Jahres 2023 abgeflaut und zeigt jetzt aber wieder eine leichte Erholung. Der Saldo zwischen zunehmenden und abnehmenden Beschäftigungsplänen erreicht im Januar 2024 den Nullpunkt. Abgesehen von akuten Krisen waren die Unternehmen noch nie so zurückhaltend in der Personalplanung wie gegenwärtig. Die doch sehr verhaltenen Verbesserungen basieren nur auf dem wieder etwas auflebenden Optimismus der Berliner Unternehmerschaft. In Brandenburg überwiegen weiterhin die Unternehmen mit abnehmenden Beschäftigungsplänen gegenüber den Unternehmen mit zunehmenden Beschäftigungsplänen. Die Beschäftigungsabsichten haben sich in Brandenburg kaum verändert seit dem Frühjahr 2023 und bewegen sich auf einem niedrigen Niveau.
Investitionen
Auch hinsichtlich der Investitionsabsichten im Inland zeigen die Unternehmen eine ausgeprägte Zurückhaltung. Während sich die Investitionsplanungen nach dem coronabedingten Einbruch leicht erholt hatten, zeigt sich seit dem Herbst 2021 ein deutlicher Abwärtstrend. Die Investitionserwartungen flauen nun, wenn auch etwas abgebremst, weiter ab. Der Saldo aus zunehmenden und abnehmenden Investitionsplänen liegt aktuell bei 13 Punkten. Zum Vergleich: vor der Corona-Krise lag er bei um die 30 Punkte.LK
Durch die schwächelnde Konjunktur und die sich ständig ändernden wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen fehlt es den Unternehmen an der entsprechenden Planungssicherheit für Investitionen. Deshalb geben auch 63% der Unternehmen an, hauptsächlich im Bereich des Ersatzbedarfs investieren zu wollen. Insbesondere im Bereich der Kapazitätsausweitung nimmt die Investitionsbereitschaft ab und wird nur noch von 34% der Unternehmen als Investitionsmotiv genannt (zum Vergleich: im Herbst 2021 wollten noch 48% der Unternehmen ihre Kapazitäten ausweiten). Auch die Zahl der Unternehmen, die in Produktinnovation und Rationalisierungen investieren wollen, ist mit 34-37% gering.
Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung
Die Zurückhaltung und Verunsicherung der Unternehmen bezüglich der Investitionen geht auch aus der Umfrage hervor. So geben 62% der Unternehmen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als einen ausschlaggebenden Risikofaktor für die wirtschaftliche Entwicklung an - ein Rekordwert abgesehen von akuten Krisen. Ein ähnlich hoher Wert wurde nur im Frühjahr 2020 im Zusammenhang mit dem Ausbruch der Corona-Krise verzeichnet. Weiterhin auf hohem Niveau ist die Anzahl der Unternehmen, die ihre wirtschaftliche Entwicklung vom Fachkräftemangel bedroht sehen. Dies wird von 63% der Unternehmen genannt. Auch wenn die Energie- und Rohstoffpreise hinter diesen brisanten Themen als Risikofaktoren im Vergleich zum Vorjahr etwas an Bedeutung verlieren, wird es weiterhin von 56% der Unternehmen als große Hürde betrachtet. Die Arbeitskosten und der Inlandsabsatz werden mit 50-52% aber fast genauso häufig genannt.
Wirtschaft in Berlin-Brandenburg leidet unter den Investitionshemmnissen
In diesem Jahr wurden, wie zuletzt im Jahr 2017, die Unternehmen zu fördernden bzw. hemmenden Einflussfaktoren auf ihre Investitionsvorhaben befragt. Im Vergleich zu 2017 sind die negativen Einschätzungen gestiegen. Die derzeitige Konjunktur wird von diesen Hemmnissen ausgebremst. Laut Umfrage haben die allgemeine Preissteigerung, die gestiegenen Energie- und Arbeitskosten, die Höhe von Steuern und Abgaben, aber auch der Umfang neuer Gesetzgebungen und Regulierungen, die Effizienz der Behörden sowie der Fachkräftemangel einen negativen Einfluss auf die Investitionspläne. Die Unternehmen sehen hier je nach Faktor zu 65-84% einen hemmenden Einfluss. Das war in 2017 noch deutlich geringer. Ausführliche Informationen wurden von der IHK Berlin für die Metropolregion zusammengefasst und können im folgenden Bericht nachgelesen werden: Konjunkturumfrage2024_B-BB_Sonderbefragung_Investitionshemmnisse (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 159 KB)
Nähere Informationen zu den Ergebnissen der Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn 2024 der IHKs in Berlin und Brandenburg finden Sie im ausführlichen Konjunkturbericht Jahressbeginn 2024 B-BB (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 1227 KB). Bei Fragen oder Anmerkungen wenden Sie sich gerne an die aufgeführten Ansprechpartner.
Aktuelle konjunkturelle Entwicklungen in Ostbrandenburg
Details zu den Ergebnissen aus der Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn 2024 für Ostbrandenburg sind auf der folgenden Seite für Sie zusammengefasst: IHK-Konjunkturumfrage Jahresbeginn 2024-OBB