Gründungsidee

Die Welle der KI nutzen

Das Start-up Loyjoy ist nicht der größte Fisch im Teich der Chatbot-Anbieter – aber einer der schnellsten. Das zahlt sich aus, denn auch bei der Einbindung von KI waren die Münsteraner weit vorn. | Text: Ingrid Haarbeck

„Wir sind ein westfälisches Start-up“, formuliert es Geschäftsführer Ulf Loetschert, „wir sehen uns in der Tradition des ehrbaren Kaufmanns, und Unabhängigkeit ist uns wichtig.“ Daher haben er und sein Geschäftsführungskollege Dr. Ulrich Wolffgang keine Investoren an Bord geholt, sondern sind lieber aus eigener Kraft gewachsen. Während Mitbewerber Millionenbeträge eingesammelt hatten, ging Loetschert beim Unternehmensstart 2018 „Klinken putzen“, um erst einmal ein paar Referenzkunden vorzeigen zu können. Zu den Kunden gehören beispielsweise WestLotto (von Anfang an), Vaillant, Westfalen AG, SCHOTT, Melitta und Beiersdorf.
Geschäftsführer Ulf Loetschert © Möller/IHK
Loyjoy
gegründet: 2018
Geschäftsführung: Ulf Loetschert und Dr. Ulrich Wolffgang
Sitz: Münster
Mitarbeiter: 15
www.loyjoy.com
Der Vorteil der Unabhängigkeit: Als die generative KI ChatGPT auf den Markt kam, konnte LoyJoy direkt anfangen, diese Software tief in das System einzubauen, ohne lange Abstimmung mit Geldgebern. „Chat-GPT ist ein echter Game-Changer in der Branche. Bei uns ist es schon seit Februar 2023 im Produkt. Und seitdem sind viele bessere KI-Modelle dazu gekommen.“ Denn wenn die Kunden der LoyJoy-Kunden dem Chatbot Fragen stellen, müssen die Antworten darauf aus einer Wissensdatenbank gefunden werden – Genau die richtige Aufgabe für Chat-GPT. Allerdings gilt auch hier: „Schlechter Input gleich schlechter Output“, die guten Daten müssen also irgendwo vorhanden sein, erläutert Loetschert.

Riesenwelle der KI

Die explosionsartige Entwicklung der generativen KI ist etwas, was Loetschert beim Start von LoyJoy „nicht so groß“ vorausgesehen hat. Aber die Riesenwelle der KI hat auch LoyJoy enormen Auftrieb gegeben. Und damit können sie sich weiter ihrer Kernkompetenz widmen, nämlich Geschäftsprozesse vollständig im Chat abzubilden. Ziel ist beispielsweise, dass ein Versicherungsnehmer bei seiner Versicherungsgesellschaft über den Chatbot die komplette Schadenmeldung vornehmen kann – ohne Formulare durchzuarbeiten. Mancher Mitbewerber dagegen, vermutet Loetschert, müsse jetzt wohl erst einmal manche Investition in seine veraltete KI abschreiben.



Unternehmensgründungen sind immens wichtig für die Wirtschaft einer Region. Aber laut IfM Bonn liegt der Anteil der Unternehmen, die nach den ersten fünf Jahren noch existieren, bei ca. 45 bis 35 Prozent. Die Redaktion sprach daher mit Gründern, die vor Jahren bereits im Wirtschaftsspiegel vorgestellt wurden – alle drei aus dieser kleinen Zufallsauswahl existieren noch, teilweise mit veränderter Geschäftsführung, teilweise mit leicht verändertem Unternehmensgegenstand. Aber sie sind nach wie vor erfolgreich und wachsen.

Wer sich für die Selbstständigkeit begeistert, kann sich bei der IHK Nord Westfalen umfangreich beraten lassen.