Gründungsidee

„Ein zweischneidiges Schwert“

Das Team von Edyoucated weiß manchmal mehr über die Kunden, als die Kunden selber wissen. Das ist ihr Job. Denn Edyoucated erfasst das Wissen des Unternehmens und evaluiert die Skills der Mitarbeitenden und hilft dabei, Wissenslücken effektiv zu schließen. | Text: Ingrid Haarbeck
Das vor fünf Jahren gegründete Unternehmen bietet ein Weiterbildungsmanagement und Lernlösungen für Unternehmen. Das heißt: Auf den Einzelnen zugeschnittene Lernlösungen, die das Wissen und die Skills der Mitarbeitenden auf dem aktuellen Stand halten, dabei aber überflüssige Schulungen und Langeweile bei den Mitarbeitenden vermeiden. Vor allem bei neuen Mitarbeitern, weiß Geschäftsführer Marius Vennemann, ist es lohnend zu erfassen, „welche Skills schon vorhanden sind, welche gebraucht werden, um dann diese Skill-Gap möglichst passgenau zu schließen.“
Ein gutes Beispiel dafür ist das Onboarding – „Das ist auch nichts anderes als Informationsaufnahme, und zwar mit dem Ziel, dass der neue Mitarbeiter sich schnell zurechtfindet und seine Fähigkeiten gewinnbringend einbringen kann.“ Bisher gebe es dafür zwei weit verbreitete Methoden in den Unternehmen: „Entweder übernehmen das die Kolleginnen und Kollegen, oder aber es gibt ein  standardisiertes Onboarding, und das ist dann häufig für jeden Neuen gleich, ganz egal, ob da jemand seine erste Stelle antritt oder vielleicht schon Branchenkenntnisse aus einem anderen Unternehmen hat.“

Temporär auf Eis

Für Edyoucated war die Corona-Pandemie „ein zweischneidiges Schwert“. Vennemann erinnert sich an die „Untergangsstimmung im Markt“ vom März 2020. Das Unternehmen stand gerade in einer Finanzierungsphase, etliche Gespräche mit Financiers waren für März/April terminiert. „Von einem Tag auf den anderen wurden die meisten dieser Gespräche temporär auf Eis gelegt.“ Doch nur wenige Wochen später ging es weiter, und die erste Finanzierungsrunde war im Sommer 2020 erfolgreich abgeschlossen.



Unternehmensgründungen sind immens wichtig für die Wirtschaft einer Region. Aber laut IfM Bonn liegt der Anteil der Unternehmen, die nach den ersten fünf Jahren noch existieren, bei ca. 45 bis 35  Prozent. Die Redaktion sprach daher mit Gründern, die vor Jahren bereits im Wirtschaftsspiegel vorgestellt wurden – alle drei aus dieser kleinen Zufallsauswahl existieren noch, teilweise mit veränderter Geschäftsführung, teilweise mit leicht verändertem Unternehmensgegenstand. Aber sie sind nach wie vor erfolgreich und wachsen. 

Wer sich für die Selbstständigkeit begeistert, kann sich bei der IHK Nord Westfalen umfangreich beraten lassen. 

Ganze Wirtschaftsbereiche wurden und werden auch erschüttert von den zahlreichen Anwendungen für generative KI. Bei Edyoucated jedenfalls ist „KI im Produkt, aber auch intern im Unternehmen“, wie Vennemann erläutert. Die Produktivität wurde durch die  rasanten Entwicklung bereits jetzt enorm gesteigert: „Wenn wir zunächst einmal das Wissen eines Unternehmens erfassen müssen, haben mehrere Mitarbeiter mitunter wochenlang Handbücher und PDF-Unterlagen erfasst – das geht mit KI in wenigen Stunden.“
Besonders hilfreich ist KI bei der Formulierung der falschen Antworten. Wenn das erworbene Wissen der Mitarbeiter mit einem Quiz getestet wird, ist es einfach, die richtige Antwort zu formulieren. Aber falsche Antworten zu formulieren, die zumindest auf den ersten Blick plausibel klingen, das kann die KI wesentlich schneller als es Mitarbeitende in der Personalentwicklung im Unternehmen typischerweise können.

Ziel? – „besser, schneller, effektiver“

Das Angebot des jungen Unternehmens aus Münster überzeugt offensichtlich: Auf der Website finden sich Lobeshymnen von vielen großen und renommierten Kunden. Für einige Unternehmen bietet edyoucated die gesamte Lerninfrastruktur, bei anderen decken sie nur spezialisierte Bereiche ab. Denn das Lernmanagement von Edyoucated erlaubt auch, Content anderer Lernplattformen einzubinden. „Das machen wir zum Beispiel dann, wenn ein Kunde noch an einen Vertrag gebunden ist zum Thema Sicherheitsunterweisung.“ Vennemann zieht hier einen Vergleich zu einem Auto, das jemand bei Anbieter A gekauft hat, um es dann bei Anbieter B tunen zu lassen. Hier stecken also noch reichlich Entwicklungsmöglichkeiten.


Bei der Frage nach den Zukunftsplänen gibt der Geschäftsführer die, wie er selber sagt, „langweilige Antwort“: „Wir machen das weiter, was wir jetzt machen, nur besser, schneller, effektiver. Wir wollen unseren starken Wachstumskurs weiter fortführen.“  Das ist vermutlich auch anspruchsvoll genug, denn auch bei Edyoucated intern muss das Team ständig beisammengehalten und erweitert werden. Vorteil für die Münsteraner: Die derzeit etwa 25 Teammitglieder müssen nicht alle am Hafen von Münster sitzen, sondern arbeiten (derzeit) auch von München, Düsseldorf, Berlin, Köln, Hamburg, Frankreich und Portugal aus. Mit gutem Skill-Management kein Problem.
Edyoucated
Geschäftsführung: Marius Vennemann, David Middelbeck
Sitz: am Hafen in Münster
Gegründet: 2019
Mitarbeiter: derzeit rund 25 (inklusive Teilzeit und Werkstudenten)