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Klickstark und nahbar
Brigitte Honeck ist mit Leib und Seele Einzelhändlerin. In der Beckumer Innenstadt betreibt sie seit 2006 das „Design & Blume“, verkauft modische Accessoires, Dekoration und Gourmet-Artikel. Die Einzelhändlerin ist ihrer Konkurrenz gern mindestens einen Schritt voraus. Dabei setzt sie auf eine starke Online-Präsenz – mit Erfolg. | Text: Mareike Scharmacher-Wellmann
„Ich liebe meine Kunden“, sagt Brigitte Honeck. In ihrem Geschäft Design & Blume in der Innenstadt von Beckum spürt man das. „Ich möchte vor ihnen stehen, mit ihnen reden und lachen“, erklärt sie. Denn die Kunden wollen die persönliche Beratung, wollen die kleineren Städte, wollen die inhabergeführten Geschäfte, ist sie überzeugt. Für sie ist es kein Widerspruch, dann auch online mit ihren Kunden in Kontakt zu treten.
Ursprünglich wollte Brigitte Honeck einen Blumenhandel betreiben. Die Räumlichkeiten machten ihr einen Strich durch die Rechnung. Ihr Mann Achim Honeck ist seit drei Jahren im Design & Blume-Team, um sie zu unterstützen.
© Kaup-Büscher/IHK Nord Westfalen
Online sichtbar und im Laden verkaufen
Denn wenn mittlerweile 95 Prozent der Deutschen ab 14 Jahre das Internet täglich als Informationsquelle nutzen, wie die aktuelle Onlinestudie der ARD und des ZDF zeigt, dann können Unternehmen mit Social-Media-Auftritt in der Region besser gefunden werden, wenn Kunden nach lokalen Angeboten suchen.
Diejenigen, die sich den Möglichkeiten des Internets und der sozialen Medien verschließen, laufen Gefahr, langfristig ihre Wettbewerbsfähigkeit einzubüßen. „Es geht in erster Linie nicht darum, Waren oder Dienstleistungen unmittelbar online zu verkaufen, sondern vielmehr darum, überhaupt online sichtbar zu sein”, weiß Lena Majnaric, Handelsreferentin bei der IHK Nord Westfalen.
Social Media: Kundenbeziehungen online pflegen
Dieses Prinzip hat Honeck verinnerlicht: „Meine Website, mein WhatsApp-Kundenkanal und die Profile auf Instagram und Facebook verstehe ich als Mittel, digital sichtbar zu sein und die Menschen dann in den eigenen Laden zu ziehen“, erklärt sie. Dabei ist sie absolut kein Digital Native. „Ich hatte überhaupt keine Ahnung. Ich habe es einfach probiert und ich denke, ich habe online mittlerweile eine ganz gute Connection zu den Kunden“, gibt sie zu. Mittlerweile ist das Smartphone ihr steter Begleiter.
Mit dem schießt sie auch die Fotos für ihre Beiträge auf Instagram und Facebook. „Ich fotografiere nie nur ein Produkt, sondern immer eine Vielfalt aus dem Geschäft. Der Kunde soll sehen, wie der Laden aufgestellt ist“, erklärt sie. Während die sozialen Medien ihr die Chance geben, die Liebe zum Detail zu zeigen, ist ihre Website die digitale Visitenkarte. Das Google-Unternehmensprofil sorgt dafür, dass ihre Telefonnummer und die Öffnungszeiten direkt bei Google erscheinen. Doch: „Der Onlineshop spielt bei mir überhaupt keine Rolle. Der läuft nicht wirklich gut.“ Vermutlich, weil Beratung viel besser über Social Media funktioniert als über den Shop.
Alle zwei Tage postet sie neue Inhalte. „Ich merke gerade bei Instagram, dass mich immer viele Leute anschreiben“, sagt sie. Ihre Follower wollen wissen, ob sie den Artikel in der passenden Größe vorrätig hat und wie teuer er ist. Und sie nimmt sich Zeit für alle Fragen und Kommentare: „Egal ob 22 Uhr abends oder 6 Uhr morgens: Ich antworte sofort, wenn ich etwas sehe.“
Notwendigkeit und Herausforderung
Brigitte Honeck verkauft im Design & Blume modische Accessoires, Dekoration und Gourmet-Artikel.
© Kaup-Büscher/IHK Nord Westfalen
Einzelhändlern, Dienstleistern, Gastronomiebetrieben und Handwerkern, die sich eher offline bewegen, rät Design & Blume-Inhaberin Honeck: „Stellt euch online gut auf. Geht in den Kontakt mit euren Kunden. Seid gut drauf. Macht einfach.“
Wettbewerbsfähig mit Online-Präsenz
Auch für die Dattelner Innenstadt wurde im vergangenen Jahr ein City-Monitor erstellt. Dafür wurden 171 Unternehmen unter die Lupe genommen. Besonders im Fokus standen die 135 Betriebe, die ausschließlich regional tätig sind. Am präsentesten sind der Einzelhandel und die Dienstleistungen: Acht von zehn Unternehmen verfügen über eine eigene Website. Das Gastrogewerbe und das Handwerk haben noch Luft nach oben: Nur jeder zweite Betrieb stellt Informationen für die Kunden auf eine Website. Der Anteil von Websites im responsiven Design ist mit 96 Prozent überdurchschnittlich hoch. Allerdings: nur 14,8 Prozent der Unternehmen in der Dattelner Innenstadt betreiben einen eigenen Onlineshop. Ganz darauf zu verzichten, online gefunden zu werden und damit weniger wettbewerbsfähig zu sein, ist keine Option: „Wer am Markt bestehen will, muss eine Multi-Channel-Strategie aufbauen“, so Paasche.
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Redaktion Wirtschaftsspiegel