IHKplus | Ausgabe 03.2023

Betriebliches Gesundheitsmanagement: Auf die vorbeugende Art

Ein betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) zahlt sich aus – beim Krankenstand wie bei der Personalfindung und -bindung. Auch kleinere Betriebe können dank Förderung und der Unterstützung von Krankenkassen und Netzwerken aktiv werden.
Text: Julia Leendertse
Stressmanagement, Ergonomie und Rückenschulung – das sind die drei Top-Themen, wenn es darum geht, die Gesundheit von Mitarbeitenden durch Programme des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) zu steigern. Das gaben zumindest die Unternehmen an, die sich kürzlich an einer Umfrage des Westdeutschen Diabetes- und Gesundheitszentrums (WDGZ) zum Thema BGM beteiligten.
BGM im Unternehmen Strabag
© IHK Köln / Michael Claushallmann
„So pauschal lässt sich diese Einschätzung nicht auf alle Unternehmen übertragen“, erklärte der Leiter des WDGZ Prof. Dr. Stephan Martin, als er im April 2023 auf einer Veranstaltung des Netzwerks Mittelstand der IHK Köln Unternehmerinnen und Unternehmern aus Köln und der Region die Ergebnisse seiner Studie vorstellte.
„Generell sollte jedes Unternehmen individuell analysieren, welche Belastungen im eigenen Betrieb bestehen", so Prof. Dr. Martin. Ganz allgemein gelte aber jüngsten Studien zufolge – so der Chefarzt für Diabetologie – dass Adipositas und Rauchen mit Abstand die größten Ausfallrisiken darstellen. In Deutschland sind fast 60 Prozent der Erwachsenen übergewichtig und 35 Prozent der Deutschen rauchen nach wie vor.

Anonyme Begleitangebote

„Unternehmen sollten Mitarbeitende daher verstärkt dabei unterstützen, Gewicht zu reduzieren und mit dem Rauchen aufzuhören. Wer vermeiden möchte, dass sich Betroffene stigmatisiert fühlen, kann anonyme und individuell abrufbare Schulungs- und Begleitangebote machen", so Prof. Dr. Martin.
Unbestritten ist, dass die Gesundheit ein Schlüsselfaktor für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen ist. „Immer mehr Betriebe erklären deshalb Gesundheit zur zentralen Managementaufgabe “, sagt BGM-Experte Wolf-Michael Seelig aus Bergisch-
Gladbach.

Menschlicher Führungsstil

Harald Goost, Geschäftsführer des Kölner Herstellers von Arbeitskleidung Bierbaum-Proenen und Mitglied des Netzwerks Mittelstand der IHK Köln, bietet seinen 135 Mitarbeitenden in Köln und 300 Beschäftigten am Produktionsstandort Tunesien ein ganzes Bündel an BGM-Maßnahmen wie Fitness und Stressbewältigungsseminare an. „Doch die allein entfalten unserer Erfahrung nach kaum Wirkung, wenn der wichtigste Baustein fehlt: eine gesunde Unternehmenskultur. Wir führen daher regelmäßig Mitarbeiterbefragungen und Workshops zur Stärkung der Firmenkultur durch und bilden unsere Führungskräfte darin aus, einen dem Menschen zugewandten Führungsstil zu pflegen.“

Rückentraining für Baugeräteführer

Wie wichtig es bei BGM-Maßnahmen ist, die Bedürfnisse der Beschäftigten zu berücksichtigen, weiß Johannes Burchard. Der Mitarbeiter des Konzernstabsbereichs Health, Safety & Wellbeing (HSW) beim Kölner Baukonzern STRABAG AG reagierte sofort, als ihm Baugeräteführende von Rückenbeschwerden berichteten. STRABAG ließ von sportwissenschaftlich Tätigen Rückenübungen entwickeln, die die Baggerfahrenden trotz der räumlichen Enge ausführen können. „Die Aktion ist auf ein breites Echo gestoßen“, freut sich Burchard.

Steuervorteile, Netzwerkkontakte und Fördermittel

Bis zu 600 Euro pro Jahr und Mitarbeitenden kann ein Unternehmen lohnsteuerfrei in Gesundheitsmaßnahmen investieren. Die Krankenkassen sind per Gesetz dazu verpflichtet, Betriebe, die aktiv werden wollen, in puncto BGM zu unterstützen. „Es lohnt sich auf jeden Fall, Kontakt zu den Krankenkassen aufzunehmen“, sagt Timo Knauthe, der bei der IHK Köln für die Gesundheitswirtschaft zuständig ist.
Betriebe, die mehr als zehn und weniger als 250 Beschäftigte haben, können zudem Zuschüsse zu Beratungsleistungen beantragen. Das Förderprogramm „Potentialberatung“ deckt auch Gesundheits-Projekte ab. Eine Erstberatung zum Thema BGM gibt es bei der IHK Köln.
Weiterbildung BGM Manager/-in (IHK)
Der Blended-Learning Zertifikatslehrgang Betriebliche/r Gesundheitsmanager/-in (IHK) vermittelt innerhalb von sechs Workshop-Tagen das Know-how für das Management von BGM-Projekten im Unternehmen.
Termin: Montag, 16. Oktober 2023 bis Montag 18. Dezember 2023 (jeweils 9 bis 17 Uhr).
Mehr Infos bei Bernd Leuchter, bernd.leuchter@koeln.ihk.de, Tel. 0221 1640-6730, www.ihk-koeln.de/weiterbildung
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