Fachkräftemangel

Attraktive Arbeitsbedingungen schaffen: Übersicht Erfolgs­beispiele

Welche Maßnahmen sorgen für attraktive Arbeitsbedingungen? In unserem Fachkräftestrategiepapier, Ende 2022 veröffentlicht, haben wir erste Erfolgsbeispiele benannt. An dieser Stelle sind diese und weitere Beispiele aufgeführt.
Kennen Sie erfolgreiche Methoden und Maßnahmen zur Sicherung des Fachkräftebedarfs? Was können eventuell andere von Ihrem Unternehmen lernen? Wir freuen uns auf Ihre Nachricht an fachkraefte@hk24.de

Betriebliche Kinderbetreuung fördern

Die Beiersdorf AG bietet über den Betriebskindergarten “Troplo Kids" 100 Kindern von neun Wochen bis sechs Jahren ein zweites Zuhause. Das Team aus 22 Erziehern und einer Hauswirtschafterin kümmert sich ganzjährig von montags bis freitags (6.45-18 Uhr) um die Kleinen.
Auf dem Gelände der Schön Klinik Hamburg Eilbek gibt es eine klinikeigene Kindertagesstätte, die von 6 bis 17 Uhr geöffnet ist. Hier werden Kinder bis drei Jahre in der Krippengruppe betreut und Kinder zwischen drei und sechs Jahren in Elementargruppen. Zudem bietet die Schön Klinik ein Ferienprogramm für Mitarbeiterkinder an.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf erhöhen

Mitarbeitern der British American Tobacco (Germany) GmbH am Standort Hamburg steht neben einem Eltern-Kind-Zimmer seit 2016 die bilinguale interne Kita „Alsterzwerge“ zur Verfügung. Auch wer einen Angehörigen pflegt, erhält Unterstützung bei der Suche nach einer Betreuungslösung. Des Weiteren bietet das Unternehmen über den pme Familienservice Beratung in unterschiedlichen Lebenssituationen an.

Gesundheit und Arbeitsschutz stärken

Die Hamburg Port Authority AöR bietet verschiedene Angebote und Kurse zu Achtsamkeit, Resilienz, aktiven Pausen, Ernährung und Pflege von Älteren an. Auch Betriebssportgruppen wie Klettern, Radsport, Wakeboarden und Drachenbootfahren stehen auf dem Programm. Die Hafenbehörde hat das Gesundheitsmanagement in ihren Unternehmenszielen verankert. Diese strategischen Überlegungen sind ein wichtiger Bestandteil der Führungskräfteschulungen. Die Auszeichnung als Preisträger des jährlich verliehenen Corporate Health Award belegt den Erfolg.

Lern- und Weiterbildungsangebote unterbreiten

Die TUI Nordic hat für alle Mitarbeiter in den skandinavischen Ländern pro Jahr ein Lernkontingent von 40 Stunden eingerichtet – ohne ihnen Vorgaben zu machen, für welche Themen sie diese Zeit investieren. Und das Management fordert dazu auf, diese Stunden auch wirklich zu nutzen.

Bildungsrabatt für Azubis und (duale) Studenten ausbauen

Mit der Azubi-Card Digital können Auszubildende ihren Status nachweisen und Vergünstigungen etwa an der Kinokasse, bei lokalen Sportveranstaltungen oder in der Gastronomie in Anspruch nehmen. Die Azubi-Card als Aktion ist nicht auf Hamburg beschränkt, sondern eine bundesweite Initiative vieler Kammern.

Neue Mitarbeiter willkommen heißen und integrieren

Die BLG Logistics Group AG & Co. KG bietet ein Onboarding von Staplerfahrern via virtueller 360-Grad-Standortbegehung und KI-basierten Lernformaten an. Der Prozess startet bereits mit der Bewerbung. Staplerfahrer erhalten direkt im Anschluss einen virtuellen Standortrundgang zur persönlichen Entscheidungsfindung und in einem KI-basierten Modul spielerisch Einblicke in den neuen Arbeitsplatz.
Die Terrot GmbH stellt allen neuen Mitarbeitern mit Migrationshintergrund Paten aus der Belegschaft für den Berufsstart zur Seite. Als feste Ansprechpartner helfen diese den neuen Kollegen, sich im Unternehmen und Team zurechtzufinden. Sie unterstützen auch die soziale Integration außerhalb der Arbeit durch gemeinsame Freizeitaktivitäten, Hilfe und Begleitung bei Behördengängen und Wohnungssuche.

Wertschätzung fördern

Der Softwareentwickler Slashwhy GmbH & Co. KG, 2022 mit dem Hamburger Gesundheitspreis ausgezeichnet, möchte die Mitarbeiter glücklich machen. Das Leitbild für die Unternehmenskultur setzt auf Menschlichkeit, Wertschätzung, Verantwortung, Mut, Teamgeist und Begeisterung. Die Beschäftigten haben durch eine 25,1 Prozent-Unternehmensbeteiligung Mitwirkungsmöglichkeiten. Jeder Mitarbeiter kann 30 Tage im Jahr für die persönliche Weiterentwicklung beanspruchen. Über regelmäßige Mitarbeiterbefragungen werden Bedarfe und Stimmungsbilder ermittelt und so Maßnahmen geplant. Auch der Mobiliarkauf für mobiles Arbeiten wird unterstützt.

Neue Bürokonzepte schaffen

Die Kasse.Hamburg, ein öffentliches Unternehmen, das mit rund 400 Mitarbeitern den Zahlungsverkehr und die Buchhaltung der Stadt abwickelt, wird 2023 einen neuen Standort in Bahrenfeld beziehen. Durch ein modernes Bürokonzept unterschreitet das Unternehmen mit 19,85 Quadratmeter pro Mitarbeiter deutlich den Richtwert des Senats, wonach bei Anmietungen 24 Quadratmeter pro Mitarbeiter zulässig sind. Hier entsteht die erste Co-Working-Zone in einer Hamburger Behörde. Die offene Fläche mit 30 Arbeitsplätzen kann auch von Mitarbeitern anderer Behörden genutzt werden, die sich den Weg zu ihrem möglicherweise entfernteren Arbeitsplatz einmal ersparen wollen.

Attraktivität der Arbeitgeber durch Gemeinwohlprojekte stärken

Bei der Aurubis AG ist gesellschaftliches Engagement ein fester Bestandteil des unternehmerischen Selbstverständnisses, gebündelt unter dem Hashtag #togetherwecare. Häufig umfasst das soziale Engagement Spenden- und Sponsoringprojekte. So engagiert sich der internationale Konzern beispielsweise an Schulen, in der Aus- und Weiterbildung, in der Sport- und Kulturförderung oder bei nachbarschaftlichen Veranstaltungen. In Hamburg ermöglicht Aurubis schon seit mehreren Jahren die Kurse “Learn4Life” von Sport ohne Grenzen an Schulen auf der Elbinsel.
Über das ökologisch-soziale Projekt “Fame Forest” werden in Schnelsen Bäume gepflanzt, Nisthilfen für Insekten und Bienenstöcke aufgestellt sowie Wildblumenwiesen angelegt. Hinter der Idee stehen die Anschutz Entertainment Group, die in Hamburg die Barclaycard-Arena betreibt, die gemeinnützige GmbH “Das Geld hängt an den Bäumen” sowie Hamburg Wasser. Für jede Veranstaltung in der Barclaycard-Arena wird auf dem 2,5 Hektar großen Brunnenschutzgebiet von Hamburg Wasser ein Baum gepflanzt – und das seit Herbst 2019. Mittlerweile stehen dort über 1.500 Bäume und Sträucher.

Wohnraum bzw. betrieblicher Unterkünfte schaffen

Die Iwan Budnikowsky GmbH & Co. KG hat in Wandsbek die Tradition der Werkswohnungen wiederbelebt. Auf dem Firmengelände an der Wandsbeker Königstraße stehen 45 Sozialwohnungen mit Größen zwischen 45 und 90 Quadratmetern mit Solarpanels und Dachbegrünung vorrangig Mitarbeitern zur Verfügung. Bis Ende der 1970er-Jahre gab es in Deutschland noch rund 450 000 Wohnungen, überwiegend im Besitz der Deutschen Bahn, der Deutschen Post und von Konzernen wie Volkswagen und RWE. Später trennten sich die meisten Unternehmen von ihrem Wohnungsbestand. Nun setzt im Kampf um Arbeitskräfte wieder ein Umdenken ein: Auch die Hochbahn vermietet in Hamburg und Reinbek mehr als 2.000 Wohnungen.
Die Hamburger Sparkasse AG baut ein Azubi-Wohnheim auf dem Alsenplatz in Altona-Nord (Fertigstellung Februar 2023). Geplant sind 63 Apartments für zwei Personen sowie fünf für drei Personen, also insgesamt Wohnraum für 140 Auszubildende und Studenten. Die Nettomiete beträgt 235 Euro pro Mieter. Wohnräume, die von der Haspa nicht benötigt werden, können Azubis anderer Betriebe zu gleichen Konditionen beziehen. Das Wohnprojekt ist zu 100 Prozent öffentlich gefördert.

Angebote für umweltfreundliche Mobilität durch den Arbeitgeber schaffen

Mit dem HVV-Bonus-Ticket für Azubis, für das sich die Handelskammer Hamburg stark gemacht hat, erhalten Auszubildende einen stark rabattierten Preis für die Nutzung des Hamburger Nahverkehrs.