Kaufkraft-Kennziffern
Kaufkraft bezeichnet das verfügbare Einkommen (Einkommen ohne Steuern und Sozialversicherungsbeiträge, inkl. empfangener Transferleistungen) der Bevölkerung einer Region.
Bei der Ermittlung der Kaufkraftkennziffern werden berücksichtigt:
- Nettoeinkommen aus den amtlichen Lohn- und Einkommensteuerstatistiken
- sonstige Erwerbseinkommen
- Renten und Pensionen
- Arbeitslosengeld und Arbeitslosengeld II
- Kindergeld
- Sozialhilfe
- BAFöG (ohne Darlehen)
- Wohngeld.
Kaufkraftkennziffern werden als Prognosewerte für das Jahr ihrer Ermittlung erstellt. Diese sind im Prinzip die Summe aller Nettoeinkünfte, die in einem Jahr und einer Region der Bevölkerung zur Verfügung stehen. Kaufkraftkennziffern sind der in der regionalen Absatzplanung am häufigsten eingesetzte Indikator für das Konsumpotential einer Region. Sie bewerten regionale Teilmärkte hinsichtlich der verfügbaren Einkommen der Bevölkerung und der privaten Haushalte des Gebiets. Regional wird die Kaufkraft nach dem Wohnort des Konsumenten zugeordnet.
Somit lassen sich für Vertriebsorganisationen oder Filialnetze
- Regionale Absatzchancen quantifizieren
- Gebiete nach Stärken und Schwächen bewerten
- Unausgeschöpfte Potenziale lokalisieren
- Marketing-Aktivitäten lokal fokussieren
- Realistische Planziele formulieren.
Die Kaufkraft kann vereinfacht als die Summe des verfügbaren Einkommens pro Region bezeichnet werden, die für den privaten Verbrauch ausgegeben werden kann. Als Index bezieht sie sich auf den Bundesdurchschnitt. Ein Wert von 110 sagt aus, dass die Einwohner dieser Region 10 Prozent mehr Kaufkraft zur Verfügung haben als der Bundesdurchschnitt. Ein Index von 90 bedeutet, dass die Kaufkraft der Einwohner in dem entsprechenden Ort 10 Prozentpunkte unter dem Bundesdurchschnitt liegt.
Bei der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft werden nur die Einkommensbestandteile berücksichtigt, die für Ausgaben im Einzelhandel (inklusive Internet- und Versandhandel, Bäckereien, Konditoreien, Metzgereien, Factory Outlet Center) zur Verfügung stehen. Einzelhandel mit Kfz, Krafträdern sowie Tankstellen sind nicht enthalten.
Beim Einzelhandelsumsatz (Umsatzkennziffer) werden die Einkäufe am Einkaufsort der Konsumenten erfasst. Dabei wird der im stationären Einzelhandel erzielte Umsatz zu Endverbraucherpreisen einschließlich Factory Outlet Center, Bäckereien, Konditoreien und Metzgereien zugrunde gelegt. Internet- und Versandhandel und Einzelhandel mit Kfz, Krafträdern sowie Tankstellen sind nicht enthalten.
Die Einzelhandelszentralität (Zentralitätskennziffer) ist der Quotient aus dem Index (Deutschland = 100) des Einzelhandelsumsatzes und der Einzelhandelsrelevanten Kaufkraft (jeweils Index) x 100 (Deutschland = 100). Sie zeigt den Kaufkraftzufluss bzw. -abfluss einer Stadt bzw. einer Region auf und ist ein Indikator für die relative Attraktivität eines Standortes als Einzelhandelsstandort. Eine Zentralitätskennziffer von z.B. 90 besagt, dass 90 Prozent der Kaufkraft der Einwohner eines Ortes in diesem Ort ausgegeben werden. In diesem Fall erfolgt ein Kaufkraftabfluss von 10 Prozent.
Die gewachsene Bedeutung des Online-Handels führt dazu, dass alle Städte mit einer Einzelhandelszentralität von nicht mehr als ca. 115,5 (Stand: 2020) einen Kaufkraftabfluss verzeichnen.
Die Kaufkraftbindungsquote bezieht sich auf die Absolutbeträge in Euro und damit die absolute Fähigkeit eines Gebietes, die einzelhandelsrelevante Kaufkraft der Bevölkerung des eigenen Gebietes und anderer Gebiete innerhalb des eigenen Gebietes zu binden.
Sortiments-Kaufkraft: Die allgemeine Kaufkraft misst das gesamte verfügbare Einkommen der Konsumenten – unabhängig davon, wofür es ausgegeben wird. Die Kaufkraft für einzelne Sortimente, z.B. für das Sortiment Damenmode, spiegelt die Nachfrage in einer Region (inklusive Internet und Versandhandel) für diese Sortimente wieder.
Bei der Online-Kaufkraft für Sortimente handelt es sich um den Teil der Einzelhandelsausgaben, welcher über das Internet für das jeweilige Sortiment ausgegeben wird. Für die Abgrenzung der Online-Kaufkraft zur übrigen einzelhandelsrelevanten Kaufkraft (stationärer Umsatz und klassischer Versandhandel) ist der Ort des Bezahlvorgangs determinierend.
Wir haben die Sortimentskaufkraft für alle Orte im Bezirk der IHK Wiesbaden (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 401 KB) für 38 Sortimente zusammengestellt. Außerdem stehen aktuelle Kaufkraftdaten aus dem Bezirk der IHK Wiesbaden (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 467 KB) auf Gemeindeebene* zur Verfügung. Die Daten wurden von der Michael Bauer Research GmbH, Nürnberg, erhoben und von der IHK Wiesbaden ausgewertet.
Das Hessische Statistische Landesamt veröffentlicht das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte nach kreisfreien Städten und Landkreisen.
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*Die Kaufkraftregionen sind nach Postleitzahlgebieten untergliedert. Diese stimmen nicht immer mit den politischen Verwaltungsbezirken überein. Der Ortsbezirk Wiesbaden-Biebrich umfasst z.B. Teile der Postleitzahlen 65203 und 65187.