Von Self-Service und Prozessleittechnik
Digitalisierung greifbar machen und voneinander lernen – darum geht es in dieser Serie. Vierzehnter Teil: die MEWA Textil-Service AG & Co. Management OHG. Die Wiesbadener Experten für Berufstextilien haben ihre Prozesse über alle Bereiche hinweg digitalisiert.
© Studio Haensel
Textilmanagement und Digitalisierung – wie passt das zusammen? Zum Beispiel, indem man damit anfängt, die eigenen Produktionsprozesse für Anwender, Bediener und das Führungspersonal sichtbar zu machen. Damit hat der Wiesbadener Textildienstleister MEWA im Jahr 2011 begonnen, mit dem Bau einer neuen Putztuchanlage in Lauenburg. Orientiert habe man sich dabei an anderen Branchen wie der chemischen Industrie, wo man schon sehr lange mit Prozessleittechnik arbeite. Dabei wurden nicht nur die verfahrenstechnischen Anlagen ausgestattet – „Wir haben zusätzlich auch andere Anlagen und produktionsbegleitende Prozesse digitalisiert“, erklärt Uwe Schmidt, Leitung Engineering Produktion und Logistik bei MEWA.
Von Beginn an ging es um ein ganzheitliches Konzept über alle Prozessbereiche hinweg – angefangen beim Waschen, Trocknen und Sortieren der Textilien über die Energieprozesse bis hin zur Aufbereitung von Frisch- und Abwasser. Parallel setze man derzeit ein internationales Omni-ChannelProgramm um, in dem Prozesse zum Kunden hin digitalisiert werden. So seien auch ganz neue Prozesse möglich, die eine Interaktion des Kunden direkt in den Systemen des Textil-Dienstleisters möglich machen, beschreibt Philipp Lehmkuhl, Leiter der 2017 geschaffenen Abteilung Digitale Transformation.
Die eigenen Mitarbeiter mitnehmen
Wie wichtig Digitalisierung für MEWA ist, erkenne man aber nicht nur an dieser neuen Abteilung, sondern vor allem daran, dass sich eine Vielzahl an internen und externen Mitarbeitern mit Kundenschnittstellen, Automation und Datenkommunikation beschäftigt. Mit einer digitalen Strategie hat MEWA dazu einen Fahrplan über mehrere Jahre aufgestellt. Dabei sei gerade das Mitnehmen der eigenen Mitarbeiter eine der größten Herausforderungen bei der Umstellung auf digitale Systeme gewesen, so Lehmkuhl.
Hier müsse man die richtige Mischung aus Digitalisierung, Prozessveränderung und Innovation finden und die Vorteile der neuen Prozesse deutlich machen. Im Produktionsbereich gehe es dabei vor allem um die Optimierung von Personaleinsatz und Ressourcenverbrauch, Energiemanagement und das Sicherstellen von gleichbleibender Qualität bei hoher Prozessstabilität, stellt Uwe Schmidt fest. Aber auch für die Kunden habe das positive Effekte: Durch die Digitalisierung der Schnittstellen schaffe man größere Transparenz, moderne Kommunikationswege, Self-Services sowie schnelle und effiziente Prozesse. Darüber hinaus werde durch die digitale Transformation die Erschließung neuer Geschäftskanäle und -modelle überhaupt erst möglich. Durch eCommerce und die Erhebung von Customer Journey-Daten lerne MEWA, seine Kunden besser zu verstehen, und könne dieses Wissen zur Steigerung der Kundenzufriedenheit einsetzen.
Auch in der Corona-Pandemie habe sich der fortgeschrittene Digitalisierungsgrad als hilfreich erwiesen: Mitarbeiter konnten im Home-Office auf die Systeme zugreifen – damit habe man die Anwesenheit des Servicepersonals einschränken und die Gefahr einer Infektionsübertragung reduzieren können. Die neuen Kommunikationswege machten es zudem möglich, den Austausch mit den Kunden aufrecht zu halten, sei es über eine Kunden-App oder das Self-Service-Kundenportal.
„Abgeschlossen ist die Digitale Transformation nicht“, stellt Philipp Lehmkuhl fest. „Sie wird auch nie wirklich zu einem Ende kommen, sondern sich mit dem fortschreitenden digitalen Wandel und technologischen Fortschritt verstetigen. Daran muss man sich gewöhnen und sich von Überholtem immer wieder verabschieden.“
Text: Christoph Jung und Tobias Quoika, IHK Wiesbaden