Schuh-Tradition trifft Online-Netzwerk
Digitalisierung greifbar machen und voneinander lernen – darum geht es in dieser Serie. Zweiter Teil: schuhe24.de, einer der zehn größten Online-Schuhhändler, gegründet im Jahr 2014 von Dominik Benner in Wiesbaden. Zugleich führt der Jungunternehmer in fünfter Generation die Schuh Benner GmbH & Co. KG.
© Paul Müller
Im Unterschied zu Anbietern wie Zalando, die sich auf Zielgruppe im Alter von 18 bis 35 konzentrieren, richtet sich schuhe24.de an Käufer zwischen 35 und 65 Jahren. Um den Online-Shop bekannt zu machen, warben Benner und sein Team anfangs viel auf Messen für Endkunden wie zum Beispiel die Modemesse in Berlin. Zudem arbeitet das Unternehmen mit Influencern und Modebloggern zusammen, nutzt Social-Media-Kanäle wie Instagram, Pinterest, Twitter und Youtube und bietet einen Newsletter und eine eigene App an. Derzeit verhandelt das Unternehmen mit einer prominenten Markenbotschafterin und entwickelt eine eigene Schuhmarke. Jeder Kauf bei schuhe24.de nütze Fachgeschäften und helfe, den stationären Handel in den Innenstädten zu erhalten, sagt Benner, das finde bei den Kunden großen Anklang.
Um den Online-Shop kümmern sich mittlerweile 20 seiner 100 Mitarbeiter. Sie schulen auch die teilnehmenden Händler. Die verschicken die bestellte Ware selbst – in neutralen Kartons. Der Versand ist für die Kunden kostenfrei. Die Zahl der Retouren liegt bei schuhe24.de bei 33 Prozent, bei Zalando sind es Benner zufolge mehr als 65 Prozent. Inzwischen beteiligen sich 800 Fachgeschäfte, weitere 50 Händler stehen auf der Warteliste. In diesem Jahr rechnet Benner mit 50 Millionen Euro Umsatz. „Die Zeiten, als Einzelhändler einen eigenen Online-Shop ins Web zu stellen, sind vorbei“, konstatiert Benner. Zumal den meisten Händlern die nötigen Kompetenzen hinsichtlich Online-Marketing und Kundenbindung fehlen. Er rät, sich darauf zu konzentrieren, das eigene Geschäft vor Ort attraktiver zu machen und sich mit anderen Fachhändlern oder einer Einkaufsvereinigung zusammenzuschließen, um einen Online- Shop zu betreiben. „Gemeinsam verfügt man über mehr Kapital und kann dem Kunden mehr Auswahl anbieten.“
Text: Mirjam Ulrich, freie Wirtschaftsjournalistin, Wiesbaden