Luxus unterm digitalen Hammer

Digitalisierung greifbar machen und voneinander lernen – darum geht es in dieser Serie. Neunter Teil: die Online-Auktionsplattform auctopus. Hier bestimmen die Kunden den Preis und können seit Anfang Juni auf Luxusartikel wie Kreuzfahrten, Autos oder Elektronik bieten.
Das Traumauto, die Luxuskreuzfahrt oder der 4K-Fernseher sind nur wenige Klicks entfernt – und das auch noch zum Schnäppchenpreis. Die neue Online-Auktionsplattform auctopus macht es möglich. Seit Anfang Juni ist die Webseite von Thomas Götzfried und Peter Fries online und hat bereits 4.000 registrierte Nutzer. Im Herbst letzten Jahres kamen die zwei erfahrenen Unternehmer auf die Idee, in das E-Commerce-Geschäft einzusteigen. Rund neun Monate habe es gedauert, bis die Plattform an den Start gehen konnte, erläutert Thomas Götzfried.
Aber wie genau funktioniert auctopus? Anbieter aus dem Luxussegment melden sich beim Wiesbadener Start-Up, wenn sie ein Absatzproblem haben. Zum Beispiel, wenn ein Überangebot bei bestimmten Produkten oder Dienstleistungen besteht. Auf seiner Plattform stellt auctopus diese Angebote dann zeitlich begrenzt zur Auktion ein. Im Vorfeld verständigt sich der Anbieter mit auctopus auf einen Mindestpreis. auctopus sammelt alle Gebote über diesem Preis und übermittelt sie an den Anbieter. Er übernimmt dann die weitere Abwicklung mit dem Kunden. Der Nutzer erhält bei der Auktion eine Übersicht mit allen wichtigen Informationen zum Angebot – inklusive Normalpreis. Die Auktionen laufen geheim ab und so weiß der Bieter nicht, wo das Höchstgebot liegt. Es gibt auch keinen Anhaltspunkt, wie seine Chancen auf den Zuschlag für das Angebot stehen – also wie weit er vom Mindestpreis entfernt ist. Hier soll künftig eine Skala die Orientierung erleichtern. Diese Form der geheimen Auktion ermöglicht dem Anbieter, einen attraktiven Rabatt zu gewähren, der sonst nicht möglich wäre, ohne einen Imageverlust zu riskieren.
Das System hinter der Plattform wurde eigens für auctopus entwickelt und programmiert, da es kein vergleichbares Produkt am Markt gab, erläutert Götzfried. Die Anbieter konnte man Größtenteils über das eigene Netzwerk gewinnen. Um die Plattform bekannter zu machen, greifen Götzfried und Fries überwiegend auf Online-Marketing zurück: Google-Werbung, Influencer und verschiedene Medienpartner wie zum Beispiel Bild Online sollen dabei helfen, Angebot und Nachfrage stets im Gleichgewicht zu halten. Bis hierhin sei auctopus bereits ein MillionenInvestment, berichtet Götzfried. Neben den beiden Gründern wirken zehn Mitarbeiter an auctopus mit – unter anderem auch ein Plattform-Manager, der zuvor für Zalando tätig war. Das Start-Up finanziert sich derzeit über Vertriebsprovisionen, zukünftig aber auch über Werbekostenzuschüsse. Einen Teil der Provision spendet auctopus an die Reiner Meutsch Stiftung FLY & HELP, die sich für die Förderung von Schulbildung einsetzt und mit Hilfe der Spenden neue Schulen in Entwicklungsländern errichtet.
Derzeit gibt es keinen vergleichbaren Anbieter, sagt Götzfried. Da das Geschäftsmodell aber nicht schützbar ist, bestehe das Risiko, dass große Unternehmen das Konzept übernehmen. Deshalb sei es besonders wichtig, möglichst schnell zu wachsen. Zukünftig soll acutopus autonomer werden. Die Anbieter können dann Auktionen selbst einstellen und verwalten, wie man es bereits von anderen Auktions-Plattformen kennt. Außerdem plane man die Einführung einer auctopus App, um auch über Smartphone oder Tablet an Auktionen teilnehmen zu können. Gegen Ende des Jahres strebe man zudem eine Kapitalerhöhung an.
Tipps für Unternehmen, die ebenfalls in das E-Commerce Geschäft einsteigen möchten, hat Thomas Götzfried auch parat: Es sei wichtig geduldig zu sein, das nötige Kapital mitzubringen und natürlich hilft ein Quäntchen Glück. Ein starker Partner an seiner Seite, der das Vorhaben unterstützt, sei Gold wert. Zudem biete die hessische Landeshauptstadt ein vielfältiges Netzwerk mit klugen Köpfen und kreativen Ideen. Die besten Voraussetzungen also, um etwas Neues zu unternehmen.
Text: Christoph Jung und Tobias Quoika, IHK Wiesbaden