Digitale Welt der Werbeartikel

Digitalisierung greifbar machen und voneinander lernen – darum geht es in dieser Serie. Dritter Teil: die Geiger-Notes AG in Mainz-Kastel. Der inhabergeführte Hersteller von Kalendern, Haftnotizen, Notizbüchern und Print-Werbemitteln hat eine eigenständige E-Commerce-Lösung für die Werbeartikelbranche entwickelt.
Eigentlich ist bedrucktes Papier die Geschäftsgrundlage der Geiger-Notes AG, seit mehr als 25 Jahren. Gut 200 Mitarbeiter drucken und liefern jährlich 15 Millionen Kalender und Haftnotizen, produziert wird in Deutschland. Es waren die Online-Druckereien, die Inhaber Jürgen Geiger erstmals stärker mit dem Thema Digitalisierung in Berührung brachten – vor gut fünf Jahren fragten die ersten von ihnen in Mainz-Kastel an, ob man Kalender zuliefern könne. „Das waren Drei- oder Viermonatskalender, dafür wollten die Online-Drucker keine eigene Fertigungskapazität aufbauen“, sagt der Inhaber des Papierwaren- und Kalenderherstellers.
Und so habe man begonnen, eigene Internet-Schnittstellen zu entwickeln: Aufträge, welche die Online-Drucker über ihre Homepage erhielten, wurden automatisch nach Mainz-Kastel weitergeleitet. Inzwischen gehören Online- Druckereien zu den größten Abnehmern mit den stärksten Zuwachsraten, stellt Jürgen Geiger fest. Dabei sieht er sich selbst nicht gerade als Internet-Freak: „Unsere IT bezeichnet mich freundlich als visuellen User“, sagt der Vorstand und lacht. „Ich betrachte weniger die technische Seite als die Marktseite.“ Und auch auf dieser Seite müsse sich die Branche weiter bewegen: In Zeiten von Portalen wie Druckdiscount24.de und Flyeralarm verliere die stark mittelständisch geprägte Werbeartikelwirtschaft in puncto Digitalisierung sonst den Anschluss. „Die Auftragswerte gehen zurück, die Margen gehen zurück, die Lieferzeiterwartungen werden immer anspruchsvoller“, stellt Geiger fest, der sich auch im Vorstand des Gesamtverbands der Werbeartikelwirtschaft GWW und bei der Initiative „Online Print“ engagiert. Mit der Abwicklung von Aufträgen auf konventionellem Weg könne man da nicht mithalten. „Wer Aufträge im kleineren Bereich ablehnt, kippt aus dem Markt – und wer kleine Aufträge abwickelt, hat weniger Zeit für die Beratung größerer Kunden.“
So sei die Idee entstanden, für die gesamte Branche einen digitalen Weg zu finden, um kleinere und mittelgroße Standardaufträge abzuwickeln – „wir wollen jedem Händler den Einstieg ins E-Commerce ermöglichen, ohne dass er selbst investieren muss“, so die Idee. Daraus ist die Vernetzungsplattform mypromo.com entstanden – ein eigenes Online-Portal für die Branche, das Industriekunden, Handel und Hersteller zusammenbringt. Händler haben die Möglichkeit, ihr Angebot in einem eigenen Online-Shop zu präsentieren und die Aufträge direkt darüber abzuwickeln: Die Druckdaten der Bestellungen werden auf der Plattform direkt hochgeladen, automatisiert geprüft und korrigiert. Die Hersteller erhalten neben den kaufmännischen Auftragsdaten automatisch auch die Druckdaten.
Ein halbes Jahr lang dauerten die Vorbereitungen, eine siebenstellige Summe habe man für die Entwicklung investiert. Im Juni hat Jürgen Geiger die neue Plattform vorgestellt, für die er das Tochterunternehmen Mypromo Service GmbH gegründet hat. Finanziert wird das System über einen Mix aus monatlichen Gebühren und Provisionen, wobei Berater und Lieferanten zu gleichen Teilen zur Finanzierung beitragen sollen. Geigers Vision: „Wir digitalisieren die Welt der Werbeartikel.“
Text: Melanie Dietz, IHK Wiesbaden