Industriekonjunktur, Jahresbeginn 2024
Industrie: Trübe Aussichten
Die regionale Industrie befindet sich seit über vier Jahren im Krisenbewältigungsmodus. Aufgrund ihrer starken Fokussierung auf die Weltmärkte und auf den Export von Investitionsgütern leidet Sie besonders stark unter den Folgen globaler Schocks wie der Corona-Pandemie oder der Energiekrise im Zuge des Ukraine-Krieges, die zu globalen Investitionsschwächen führen.
Die Verunsicherung auch 2024 erneut in den Sog geopolitischer Unwägbarkeiten und deren wirtschaftlichen Kollateralschäden zu geraten, bleibt unverändert groß. Hinzu kommen inländische Unzulänglichkeiten (fehlende wirtschaftspolitische Verlässlichkeit) und zu meisternde Transformationsprozesse (Dekarbonisierung, Digitalisierung, Mobilitätswende).
Angesichts dieser Belastungen und Herausforderungen überrascht es nicht, dass der Rückgang der Energie- und Rohstoffpreise sowie der abflachende Preisanstieg für eine gewisse Entspannung auf der Kostenseite und damit zur Stabilisierung der Ertragsentwicklung beigetragen haben. Zu mehr reicht es jedoch nicht für eine generelle Aufhellung der Stimmung ausreichen. Ihre aktuelle Lage bewertet die regionale Industrie in der Folge merklich besser als noch im Herbst. Der Anteil der Unternehmen, denen es gut geht, ist von 24 auf 32 Prozent gestiegen. 17 Prozent melden schlecht laufende Geschäfte, ein Rückgang um 16 Prozentpunkte.
Mit einer Belebung ihrer Geschäfte in diesem Jahr rechnet die hiesige Industrie jedoch nicht. Die Auftragslage verschlechtert sich weiter, wenn auch nicht mehr so rasch wie noch im letzten Herbst. Folglich wird sich die rückläufige Umsatzentwicklung tendenziell fortsetzten, insbesondere im Inlandsgeschäft. Im Auslandsgeschäft hofft die Industrie auf eine Bodenbildung im Laufe des Jahres. Impulse aus Nordamerika sowie Asien sollten Einbußen im Außenhandel mit der EU und anderen Märkten kompensieren können.
Entsprechend plant die Mehrheit der Industrieunternehmen seinen Personalbestand konstant zu halten. Zwei Drittel von ihnen treibt der Fachkräftemangel Sorgenfalten auf die Stirn. Schon die erneute Besetzung freiwerdender Stellen wird für viele Betriebe zur Herausforderung. 41 Prozent nennen zudem die Arbeitskosten als Risiko: Der Arbeitsmarkt in der IHK-Region Ulm bleibt mit einer Arbeitsquote von 2,5 Prozent im Jahresdurchschnitt 2022 leergefegt. Angesichts der hohen Inflation befürchten viele Betriebe kräftige Lohnsteigerungen, also steigende Arbeitskosten.
Der Blick nach vorn bleibt unverändert skeptisch. Ein knappes Fünftel der Betriebe ist zuversichtlich, fast ein Drittel befürchtet weitere Einbrüche. Sorgen bereiten vor allem die Inlandsnachfrage, die Arbeitskosten sowie die Energiepreise. Jedes zweite Industrieunternehmen nennt die Wirtschaftspolitik als Risikofaktor.
Ohne einen erkennbaren Silberstreif am Horizont wirkt sich die trübe Stimmung zunehmend auch auf die Investitions- und Beschäftigungspläne aus. Erstmals seit dem Corona-Tief wollen wieder mehr Industriebetrieb ihre Budgets für Inlandsinvestitionen kürzen als erhöhen. 24 Prozent der Unternehmen haben ihre Budgets für Investitionen in Deutschland angehoben, 33 Prozent haben sie reduziert.
Auch die Zurückhaltung gegenüber Neueinstellungen bleibt groß. Lediglich 12 Prozent der Unternehmen wollen zusätzliche Fachkräfte einstellen, 38 Prozent rechnen dagegen mit einem abnehmenden Personalbestand.