Flensburg: Standortpolitik

Auf einen Schnack mit Julius Krüger

Julius Krüger ist Referent für Infrastruktur, Mobilität und maritime Wirtschaft im Geschäftsbereich Standortpolitik der IHK.
Welche Rolle spielt das Thema Infrastruktur in der IHK-Arbeit?
Ob Tourismus oder Energiewende: Eine starke Wirtschaft braucht eine gut funktionierende Infrastruktur. Deshalb ist das Thema für die IHK-Arbeit von zentraler Bedeutung. Eine zeitgemäß ausgebaute Infrastruktur ist für alle Branchen essenziell; Logistik und Mitarbeitermobilität sind dabei nur zwei Stichworte.
Was sind aktuell die größten Baustellen?
Große Baustellen gibt es leider bei allen Verkehrsträgern. Der letzte Netzzustandsbericht der DB InfraGO AG hat dem Schienennetz in Schleswig-Holstein bescheinigt, dass es das schlechteste in ganz Deutschland ist. Darunter leiden Personen- und Gütertransport. Viel zu lange wurden Strecken und Brücken auf Verschleiß gefahren. Steigende Bedarfe – etwa im Zuge großer Neuansiedlungen – können so kaum gedeckt werden. Der Straßenausbau stockt, weil Genehmigungs- und Planungsverfahren viel zu langwierig sind. Und das enorme Potenzial der Schiffslogistik für effizienten und klimafreundlichen Transport kann durch zunehmende Verschlickung der Häfen und bröckelnde Kaikanten nicht gehoben werden.
Wo müssen wir den Hebel ansetzen, damit es vorangeht?
Gerade jetzt, in Zeiten von klammen, öffentlichen Haushalten, bei gleichzeitig riesigem Investitionsstau und anstehenden Industrieansiedlungen, müssen wir vor allem schneller und effizienter werden. Und die maritime Prägung Schleswig-Holsteins muss viel deutlicher als Standortvorteil genutzt werden, indem unsere Hafeninfrastruktur gestärkt wird: Der Transportweg über das Wasser ist klimaschonend und erfordert einen geringeren Personalaufwand. In Niedersachsen und Dänemark sehen wir einige Beispiele, wie es
deutlich besser geht.
Interview: Petra Vogt
Veröffentlicht Juli 2024