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Entdeckung der Langsamkeit
Touristen am Plöner See in der Holsteinischen Schweiz
© www.ostsee-schleswig-holstein.de
Bundesweit ist dieser Ansatz einmalig. Vielleicht sogar weltweit. Antz, der eigentlich als Referent für das Wirtschaftsministerium in Sachsen- Anhalt arbeitet, ist immer auf der Suche nach neuen Märkten und Ideen. Er rief den Wassertourismus in Sachsen- Anhalt ins Leben und machte historische Parks zu interessanten Reisezielen und einem imagebildenden Faktor.
Als sich Antz 2006 mit spirituellem Tourismus beschäftigte, erntete er nur verständnisloses Kopfschütteln. Dabei geht es um das urmenschliche Bedürfnis nach Sinnsuche und Geborgenheit, was im Klosterurlaub, in Pilgerreisen oder Kirchenbesuchen Ausdruck findet. Auch der Erfolg des Buches "Ich bin dann mal weg" von Hape Kerkeling ist ein Beleg dafür. Die Menschen, so Antz, bräuchten Rituale und Werte, an denen sie sich festhalten können. Spiritueller Tourismus ist für den Professor aus Magdeburg ein Teil des immer stärker werdenden Verlangens nach Ruhe, Entschleunigung und dem süßen "Nichtstun" im Urlaub. Auch wenn "Müßiggang" fast wie etwas Fremdes und Antiquiertes daher kommt und so gar nicht in unsere Zeit zu passen scheint, in der Nichtstun eher ein Laster als eine Tugend ist.
Für Antz, der den Begriff „Slow Tourism“ in Anlehnung an das "Slow Food" kreierte, schlummert darin ein großes wirtschaftliches Potenzial. Voraussetzung ist, dass passende Pakete geschnürt werden. "Wichtig ist dabei Authentizität – hektisches Personal in einem Hotel, das mit Ruhe und Erholung wirbt, passt nicht", erklärt der Kunsthistoriker und Philosoph, der sich den Tourismus längst zu eigen gemacht hat. „Neben globalisierten Reisemärkten entwickeln sich in Nischen und Zwischenräumen andere Formen des Reisens, die von Langsamkeit, Muße, Sinnhaftigkeit und Sinnlichkeit geprägt sind“, so Antz. Er ist überzeugt, dass dies die gesamte Reisebranche beeinflussen und neben dem Garten-, Gesundheits- und Naturtourismus auch Städte- und Kurzreisen prägen wird. Die Marketingkooperation Städte in Schleswig-Holstein e. V. (MakS) hat dies bereits erkannt und mit dem Projekt "Müßiggang in Schleswig-Holstein" einen Tourismuspreis ergattert.
Bundesweite Tagung
Der weite Horizont, die Küsten und der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer sind ideale Voraussetzungen zum Entspannen. Die natürlichen Anti-Stress- Faktoren müssen allerdings noch besser genutzt, vermarktet und vorhandene Angebote gebündelt werden. Nicht nur für Touristen aus Nordrhein-Westfalen oder Berlin, auch für Einheimische. Denn "Balkonien" wird immer beliebter: Einfach zu Hause bleiben, sich in den eigenen vier Wänden entspannen und Angebote vor Ort genießen. Hier, so Antz, verberge sich ein großes Potenzial für kleinere touristische Destinationen – wenn das Angebot interessant und abwechslungsreich sei. Eine Patentlösung gibt es aber nicht. "Man kann nicht alles über einen Kamm scheren", erklärt Antz.
Bisher existieren solche Angebote eher punktuell. Im Herbst soll daher zusammen mit der IHK erstmals eine bundesweite Tagung "Slow Tourism" in Schleswig-Holstein stattfinden.
Angela Schmid
Veröffentlicht am 1. März 2012
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