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Gesunde Portion Größenwahn
Know-how, Kontakte und nicht zuletzt auch Geld - Business Angels unterstützen Existenzgründer auf ihrem Weg zum Erfolg. Der aus Flensburg stammende Unternehmer und Investor Finn Age Hänsel engagiert sich als Business Angel seit Jahren für Start-ups - und für eine gründungsfreundliche Kultur in Deutschland.
Vom Gründer zum Investor: Finn Age Hänsel
© Sanity Group GmbH
Natürlich gehe es bei jedem Investment auch darum, am wirtschaftlichen Erfolg teilzuhaben. Für Start-ups stehe jedoch nicht in erster Linie das Geld im Vordergrund. "Erfahrung, das Standing und Beratung - darauf kommt es für die meisten wirklich an." Wie bei jedem Investment ist immer auch ein gewisses Risiko mit von der Partie. "Von meinen knapp mehr als zehn Investments sind auch schon wieder drei auf dem Start-up-Friedhof verschwunden. Risiko gehört zum Geschäft", sagt Hänsel.
Für ihn komme es auf die richtige Kombination aus einer Idee, einem guten Umfeld und einer starken Persönlichkeit an. "Die Gründer müssen es wirklich ernst meinen und bereit sein, sich zu 100 Prozent ihrer Idee zu widmen." Bei Teilzeitgründern oder Menschen, die mal etwas ausprobieren wollten, sei die Gefahr zu groß, dass sie bei der nächsten Hürde ausstiegen. "Durchhaltevermögen ist entscheidend, um ein Unternehmen erfolgreich von der Gründung bis hin zum Exit zu führen", so Hänsel.
Sein erstes Unternehmen The Iconic, ein Online-Modehändler in Australien, baute Hänsel gemeinsam mit dem Inkubator Rocket Internet SE auf. "Dies gelang nur dank dem Netzwerk und der Unterstützung anderer Unternehmer." Das habe abhängig gemacht von einem bestimmten Geschäftsmodell, andererseits aber auch viel Erfahrung gebracht. Heute leitet Hänsel mit einem Partner ein eigenes Start-up für Cannabis, die Sanity Group GmbH in Berlin. "Ich selbst habe in meinen Unternehmen immer von den Erfahrungen anderer Business Angels profitiert. Das möchte ich weitergeben."
Chancen für jede Region
Daher engagiert sich Hänsel auch als Vorstand im Bundesverband Deutscher Start-ups. "Wir versuchen, die Rahmenbedingungen für Gründer in Deutschland zu verbessern." Die Szene konzentriere sich zurzeit stark in den großen Städten wie Berlin. Dank der Digitalisierung spiele räumliche Nähe jedoch nicht mehr eine so große Rolle. Das bedeute große Chancen für jede Region.
"Wir haben eine starke Start-up-Szene nicht durch, sondern trotz der Politik", sagt Hänsel. Zu tun gibt es einiges. Digitale Behörden, ein besserer Zugang zu staatlicher Finanzierung und Förderung, der Aufbau von attraktiven Coworking-Spaces und die Unterstützung regionaler Initiativen - Hänsels Liste ist lang. "Man darf die Start-up-Szene als Motor für das Wirtschaftswachstum auf keinen Fall unterschätzen", warnt er.
Business Angels leisten mit ihrem Wissen und ihrer Investitionsbereitschaft einen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung. "Gründer mit einer starken Vision und einer gesunden Portion Größenwahn können mit dem Vertrauen und den finanziellen Mitteln erfahrener Unternehmer einiges bewegen", so Hänsel. Und: Hat die Idee Erfolg, dann profitiert auch der Investor.
René Koch
Veröffentlicht am 29. Oktober 2019
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