Energiewende

Hoffnungsträger Wasserstoff

Wasserstoff gilt als zentraler Baustein, damit eine Energiewende gelingen kann. Ein Vorreiter aus Schleswig-Holstein möchte mit dem grünen Kraftstoff den Verkehr emissionsfrei gestalten.
Der Verkehrssektor ist laut Umweltbundesamt für 20 Prozent der Treibhausgasemissionen Deutschlands verantwortlich. Da sich grüner Wasserstoff speichern lässt, gilt er als großer Hoffnungsträger der nachhaltigen Verkehrswende. Im Norden Schleswig-Holsteins erleben die Autofahrer und Fahrgäste des Linienverkehrs bereits, wie diese Mobilitätswende zukünftig aussehen kann.
In Nordfriesland hat die GP Joule Gruppe das deutschlandweit größte, grüne Wasserstoffmobilitätsprojekt umgesetzt. Das nordfriesische Unternehmen stellt aus regionaler Windkraft grünen Wasserstoff her, den Lkw, Pkw und ÖPNV-Busse an zwei öffentlichen Tankstellen in Husum und Niebüll tanken. Mit der eFarm ­– so der Name des Projekts – möchte GP Joule mit regional erzeugtem Strom den Verkehr in Nordfriesland emissionsfrei und klimaneutral gestalten. „Den Strom produzieren wir hier im Norden für ganz Deutschland, deshalb war uns wichtig, dass auch die Menschen vor Ort profitieren“, betont André Steinau, Geschäftsführer der GP Joule Hydrogen GmbH. 2016 entstand so die Idee zur eFarm: mehr Akzeptanz für den Ausbau erneuerbarer Energien in der
M4a_FL_Aufmacher_Energie_Februar_4500_BTgp_joule_final_5864
André Steinau, Geschäftsführer der GP Joule Hydrogen GmbH, vor der eFarm in Niebüll © IHK/Dewanger
Bevölkerung schaffen und überschüssige Strommengen speichern und nutzen zu können. „Zuerst mussten wir Gesellschafter für das Konzept begeistern, aber die Nordfriesen als Vorreiter der Energiewende konnten wir schnell überzeugen“, so Steinau. Unter den 20 Gesellschaftern sind auch Bürgerwind- und solarparks, sodass rund 3.500 Nordfriesen an dem Projekt beteiligt sind. „Perspektivisch können wir die zwei bis drei Terrawattstunden Strom, die man jährlich wegen überlasteter Netze abschaltet, in Wasserstoff umwandeln und transportieren“, sagt er. Ein weiterer Vorteil sei, dass bei Sonne und Wind produzierter Wasserstoff jederzeit getankt werden kann, da er lagerbar ist.
Den Strom produzieren wir hier im Norden für ganz Deutschland, deshalb war uns wichtig, dass auch die Menschen vor Ort profitieren.

André Steinau

Als nächstes möchte der Mittelständler die Schwerlastmobilität in Deutschland dekarbonisieren, indem er wasserstoffbetriebene Lkw inklusive Kraftstoff an Logistiker und Speditionen vermietet. „Wir unterstützen Unternehmen auf ihrem Weg in einen CO2-freien Transport“, so Steinau. Dafür baut und betreibt das Unternehmen in der Nähe der Fuhrparks die Tankstellen und schafft dezentrale Elektrolysekapazitäten, die Grünstrom in Wasserstoff umwandeln.
Für seine Innovationen erhielt GP Joule bereits mehrere Preise. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr zeichnete die eFarm etwa mit dem Deutschen Mobilitätspreis aus. Der Preis ehrt engagierte Menschen und herausragende Projekte, die innovativ, nachhaltig und gemeinschaftlich die Mobilität der Zukunft gestalten. „Die Auszeichnung belohnt den Mut aller Beteiligten, etwas Neues im großen Maßstab anzupacken. Sie bescheinigt der Idee hinter eFarm und damit GP Joule eine Strahlkraft über die Landesgrenzen hinweg“, sagt André Steinau. Es bleibt spannend, welche preiswürdigen Projekte das Unternehmen in Zukunft umsetzen wird.
Aenne Boye