Fachkräftesicherung
Für Erwachsene über 25 Jahren können Teilqualifikationen (TQ) eine Chance sein, Schritt für Schritt einen Berufsabschluss nachzuholen. TQs sind aus anerkannten Berufen abgeleitet und werden bundesweit einheitlich von IHKs in verschiedenen Berufszweigen angeboten, beispielsweise für Maschinen- und Anlagenführer oder Industriemechaniker, für Verkäufer, in der Lagerlogistik oder in der Hotellerie und Gastronomie.
Es gibt zahlreiche Menschen, die keinen Berufsabschluss erwerben konnten oder die schon lange Zeit nicht mehr im ursprünglich gelernten Beruf tätig sind. Diese ungelernten Kräfte und Quereinsteiger zu qualifizieren, ist im Zuge der Sicherung des zukünftigen Fachkräftebedarfs ein zentrales Ziel von Politik und Wirtschaft.
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Die Teilnahme an einer TQ erfolgt über einen Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit.
Teilqualifizierung
Die wichtigsten Fakten
- Inhalt: Eine TQ ist aus staatlich anerkannten Ausbildungsberufen, deren Ausbildungsrahmenplänen und Rahmenlehrplänen abgeleitet.
- Aufbau: Eine TQ gliedert sich in 5 bis 8 aufeinander aufbauende Bausteine.
- Dauer: pro Baustein 2 bis 6 Monate; insgesamt circa 2/3 der regulären Ausbildungsdauer
Zielsetzung
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Diese Zielgruppe kann mit Teilqualifikationen Schritt für Schritt berufliche Kenntnisse und Fertigkeiten erwerben und am Ende einen Berufsabschluss nachholen.
Teilqualifizierungen spielen auch eine wichtige Rolle im Kontext der Transformation der Arbeitswelt und dem generellen Strukturwandel. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Teilqualifizierungen in der Förderung der beruflichen Weiterbildung eine zunehmend zentrale Position einnehmen.
Zielgruppen
Teilqualifikationen richten sich an an- und ungelernte Personen über 25 Jahren, für die eine reguläre Berufsausbildung nicht mehr zielführend ist. Dazu zählen vor allem:
- Erwachsene ohne Berufsabschluss
- Beschäftigte mit einem nicht mehr aktuellen Berufsabschluss (Aushilfen und Quereinsteiger ohne arbeitsmarktrelevante Qualifikation oder ohne Beschäftigungsperspektive)
- Arbeitslose oder von Arbeitslosigkeit Bedrohte
- Personen mit Migrations- oder Fluchthintergrund mit Bleibeperspektive
Ablauf
Teilqualifikationen haben den Vorteil, dass sie aus anerkannten Berufen abgeleitet sind. Das ist eine ideale Voraussetzung, um sich auch ohne eine reguläre duale Ausbildung der IHK-Abschlussprüfung und damit dem Berufsabschluss zu nähern.
Schritt für Schritt werden die Teilnehmenden wieder an das Lernen heranführen, Erfolgserlebnisse generiert und dadurch auch Prüfungsängste abgebaut.
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1. Qualifizierungsbedarf
Vor Beginn wird individuell der Qualifizierungsbedarf evaluiert. Auf diese Weise kann eine TQ die individuellen beruflichen Vorerfahrungen berücksichtigen.
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2. Theorie und Praxis
Die berufliche Handlungsfähigkeit steht im Vordergrund. Jeder Baustein beinhaltet neben fachtheoretischem und fachpraktischem Unterricht auch betriebliche Praxisphasen.
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3. Kompetenzfeststellung
Am Ende einer jeden Teilqualifikation erfolgt eine theoretische und eine fachpraktische Kompetenzfeststellung. Dies ist keine Prüfung im formalrechtlichen Sinn, sondern eine Bewertung und Dokumentation des Qualifizierungserfolgs. Bei erfolgreicher Kompetenzfeststellung wird ein aussagekräftiges Zertifikat ausgestellt.
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4. Externenprüfung
Wenn alle Einheiten eines Berufsbilds erfolgreich abgeschlossen sind, beziehungsweise Teile durch gängige Berufspraxis belegt werden können, kann sich der Teilnehmende zur Abschlussprüfung des Berufs bei der zuständigen Kammer (IHK/HWK), der sogenannten Externenprüfung, anmelden. Bei erfolgreichem Bestehen hat der Teilnehmende seinen Berufsabschluss erworben.
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Der Berufsabschluss am Ende einer TQ ist zwar wünschenswert, aber nicht zwingend das Ziel. Auch die Teilnahme nur an ausgewählten, einzelnen Bausteinen ist möglich.
Finanzierung
Beschäftigte werden für die Teilnahme unter Fortbestehen des Beschäftigungsverhältnisses und unter Fortzahlung des Gehalts freigestellt. Der Betrieb erhält dafür im Gegenzug einen Arbeitsentgeltzuschuss von der Agentur für Arbeit, die ebenfalls die Lehrgangskosten übernimmt.
Hier finden Sie erste Informationen zu den Rahmenbedingungen der Finanzierung. Über konkrete finanzielle Fördermöglichkeiten informieren und beraten Sie die Agenturen für Arbeit, Sozialzentren und Jobcenter vor Ort.
Aufgaben der IHK
Die Industrie- und Handelskammern informieren und beraten Betriebe und Interessierte im Rahmen der Weiterbildungsberatung zu verschiedenen Qualifizierungsmöglichkeiten, unter anderem auch zu Teilqualifikationen.
Es werden dann ausschließlich standardisierte, bundeseinheitliche Konzepte verwendet und die IHK übernimmt die Kompetenzfeststellungen. Diese werden nach bundesweit vergleichbaren und qualitätsgesicherten Standards durchgeführt, um nach jedem Baustein den Lernstand zu erheben und zu dokumentieren. Nach erfolgreichem Bestehen einer IHK-Kompetenzfeststellung erhalten die TQ-Teilnehmer ein IHK-Zertifikat.
Die IHK gewährleistet Qualität:
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- IHK-Kompetenzfeststellungen zur Lernstandserhebung
- IHK-Zertifikate als anerkannter Nachweis über berufliche Qualifikationen
- schrittweise Vorbereitung auf die IHK-Abschlussprüfung
Lesen Sie hier mehr zu Informationen zu den Teilqualifikationen in den Berufsbildern Koch/Köchin, Fachleute für Restaurants und Veranstaltungsgastronomie und Hotelfachleute.
Erfahren Sie hier mehr über Teilqualifikation und welche es überhaupt gibt.