Konjunktur: Aufschwung aus dem Corona-Tal

Der Wirtschaft im IHK-Bezirk Rostock gelingt im Herbst ein erster Befreiungsschlag aus den Fesseln der Coronapandemie. Der IHK-Geschäftsklimaindex vollzieht einen kräftigen Sprung um 22 Punkte auf 121 Indexpunkte. Regional zeigt sich der Aufschwung in unterschiedlicher Intensität. Das Wirtschaftszentrum Rostock kann mit besonders guten Daten glänzen.

Geschäftsklima im IHK-Bezirk Rostock

Der gewerblichen Wirtschaft im IHK-Bezirk Rostock gelingt im Herbst ein erster Befreiungsschlag aus den Fesseln der Coronapandemie. Die deutliche Mehrheit der Unternehmen verzeichnet wieder gute Geschäfte und blickt positiver in die nähere Zukunft. Dies resultiert in merklich gewachsenen Investitionsabsichten und einer erhöhten Einstellungsbereitschaft der Betriebe.
Der IHK-Geschäftsklimaindex vollzieht einen kräftigen Sprung um 22 Punkte und erreicht mit 121 Indexpunkten bereits einen Wert der leicht über dem Vor-Corona-Niveau liegt. Zu diesen Ergebnissen kommt die Auswertung der Antworten von über 400 Unternehmen im Rahmen der Konjunkturumfrage der IHK zu Rostock im Herbst 2021.
Erstmalig seit Frühsommer 2019 berichten die Unternehmen über gewachsene und überdurchschnittliche Auftragsbestände. Ein Zeichen dafür, dass der Aufschwung deutlich mehr als ein Strohfeuer sein kann. Einen Dämpfer für das weitere Wachstum und zugleich großen Unsicherheitsfaktor stellt für viele Befragte der teils eklatante Mangel an Produktionsressourcen dar. Sowohl die aktuellen Lieferengpässe bei der Beschaffung von Energie, Rohstoffen und Vorprodukten sowie die damit verbundenen Preissteigerungen als auch der Personalmangel und steigende Arbeitskosten stellen - neben den weiter bestehenden pandemiebedingten Unsicherheiten - eine Hypothek für den wirtschaftlichen Erholungsprozess dar.

Geschäftslage: mehrheitlich positiv

Nach den ersten Zeichen für einen wirtschaftlichen Abschwung im Jahr 2019, vollzog sich mit Einsetzen der Pandemie ein schockartiger Absturz in eine Rezession. Die Zeichen stehen jedoch gut, dass der konjunkturelle Wendepunkt bereits erreicht ist. Im Rahmen der aktuellen Herbstumfrage bewerten 50 Prozent der Unternehmen ihre gegenwärtige Situation als „gut“. Der Anteil der negativen Bewertungen schrumpft im Vergleich zur Vorumfrage von Mai von 35 auf zehn Prozent. Der Geschäftslagesaldo steigt in der Folge um eindrucksvolle 42 auf 40 Prozentpunkte.

Geschäftserwartungen: Optimismus gewinnt Oberhand

Die Erwartungen für die zukünftige Geschäftslage spiegeln sowohl die deutliche Verbesserung der aktuell bestehenden wirtschaftlichen Lage als auch die vorhandenen Unsicherheiten wider. Lag der Erwartungssaldo zu Jahresbeginn mit minus 24 Prozentpunkten nahe seinem historischen Tiefstwert, so kehren sich die Vorzeichen im Herbst deutlich um und der Erwartungssaldo liegt mit 4 Prozentpunkten sogar leicht über seinem langfristigen Mittelwert. Fast ein Viertel der Unternehmenslenker:innen blickt hoffnungsvoller in die nähere Zukunft und geht von einer weiteren Verbesserung der Geschäfte aus. Fast sechs von zehn Befragten rechnen mit einer gleich bleibenden und damit „guten“ bis „befriedigenden“ Entwicklung.

Investitionen werden hochgefahren

Die Investitionsabsichten der Unternehmen hellen sich kräftig auf. Der Investitionssaldo steigt im Vergleich zum Vorumfrage um 26 auf elf Punkte und erreicht damit wieder das Vorrezessionsniveau vom Jahreswechsel 2018/19. Der Anteil der Betriebe mit höherem Investitionsbudget liegt bei 35 Prozent. Auch der Anteil der Unternehmen, die keine Investitionen planen, sinkt auf 27 Prozent.
Bei den Hauptmotiven für die geplanten Investitionen haben der Kapazitätsaufbau (plus neun Prozent) und Innovationen (plus zehn Prozent) deutlich zugelegt. In Anbetracht der stark gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise als auch der Höhe der Arbeitskosten gewinnen auch kostensenkende Rationalisierungsinvestitionen an Bedeutung (plus acht Prozent).

Finanzierung: weitgehend unproblematisch

Finanzierungsseitig sollte der Umsetzung der Investitionspläne wenig entgegenstehen. Der Zugang der Betriebe zu Fremdfinanzierungsquellen stellt sich weiterhin unkritisch dar. Wie in den Vorumfragen haben die meisten der befragten Unternehmen einen guten Zugang zu Fremdkapital (36 Prozent) bzw. sind nicht auf eine Fremdfinanzierung angewiesen (31 Prozent). Lediglich 14 Prozent der Firmen berichtet über einen schlechten Zugang oder abgelehnte Finanzierungsanträge. Auch der Anteil der Firmen, die auf gestiegene Zinsen als Verschlechterungsgrund verweisen, ist nach - pandemiebedingt hohem Liquiditätsdruck – wieder rückläufig und liegt mit 18 Prozent wieder auf Vorkrisenniveau. Lediglich die geforderten Sicherheiten bei Kreditfinanzierungen werden von den betroffenen Unternehmen kritischer eingeschätzt (55 Prozent).
Die aktuelle Finanzlage der Betriebe entspannt sich zunehmend: 70 Prozent konstatieren eine unproblematische Situation. Zu Jahresbeginn lag dieser Anteil bei 54 Prozent. Ebenso deutlich geht der Anteil der von Insolvenz bedrohten Unternehmen von 5,9 auf 1,5 Prozent zurück.

Exporte erholen sich nur langsam

Die weltweit heterogene Pandemiesituation, Lieferengpässe bei wichtigen Vorprodukten und eine beträchtliche Menge Sand im globalen Logistikgetriebe, z. B. aktuelle Containerengpässe, führen dazu, dass die Exportaussichten im IHK-Bezirk nicht mit der allgemeinen Erholung Schritt halten können. 21 Prozent der Umfrageteilnehmer sind grenzüberschreitend aktiv, davon rechnet ein Viertel mit steigenden Ausfuhren in den nächsten zwölf Monaten. Jedes fünfte geht jedoch von einem Rückgang im Auslandsgeschäft aus. Der Exportsaldo steigt dennoch von minus sechs auf einen Prozentpunkt.

Beschäftigung: Personal für den Aufschwung gesucht

Die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen im IHK-Bezirk Rostock wächst mit der sich aufhellenden wirtschaftlichen Perspektive deutlich und führt dazu, dass die Beschäftigungsaufbauabsich-ten die Personalreduktionspläne im Vergleich zur Vorumfrage merklich übertreffen. Der Beschäfti-gungssaldo steigt um fast 18 auf zwölf Punkte.
Besonders die Industrie und das Dienstleistungsgewerbe planen mit kräftigen Beschäftigungszuwächsen. Die Bauwirtschaft und das Gastgewerbe sehen kaum Spielraum für einen Beschäftigungszuwachs (Saldo – Bau: null Punkte, Gastgewerbe minus 2 Punkte).
Die relativ trüben Beschäftigungsaussichten in Bau- und Gastgewerbe resultieren tatsächlich jedoch in starken Maße aus einem Mangel an Arbeitskräften. Drei von vier Betrieben der beiden Branchen konstatieren, dass der Mangel an qualifizierten Mitarbeitern ein ernstes Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung ihres Unternehmens sei (branchenübergreifend: 58 Prozent). Ergänzend geben 73 Prozent der Beherbergungs- und Gaststättenbetriebe an, dass sie derzeit offene Stellen längerfristig nicht besetzten können, da sie keine passenden Arbeitskräfte finden.

Probleme: Lieferengpässe und steigende Preise für Energie und Rohstoffe

Dass bestimmte Schlüsselqualifikationen am Arbeitsmarkt auch nach dem konjunkturellen Abschwung nur schwer zu bekommen sind, zeigt sich in dem Fakt, dass der „Fachkräftemangel“ auch gegenwärtig das wichtigste Thema in der Rangfolge der Unternehmenshemmnisse ist: fast sechs von zehn Befragten sehen dies als ernstes Risiko für ihr Geschäft an (Vorjahreswert: 42 Prozent).
Weitere Sorgenfalten treiben den Unternehmer:innen jedoch die Preisentwicklung für Energie (47 Prozent) und Rohstoffe (44 Prozent) sowie die aktuellen Lieferengpässe bei der Beschaffung von Rohstoffen, Materialien und Vorprodukten (42 Prozent) auf die Stirn und haben damit das Potenzial einen Aufschwung auszubremsen. Lagerbestände im produzierenden Gewerbe leeren sich und es wächst die Sorge, Aufträge ablehnen und Verträge nicht erfüllen zu können. Einhergehend mit dem Hochfahren der Produktion steigt die Nachfrage nach Arbeitskräften und in Anbetracht der partiellen Knappheit an Personal und Fachkräften entsteht Druck auf die Arbeitskosten, der diese im Problemempfinden der Betriebe mehr Raum einnehmen lässt (plus 19 auf 38 Prozent im Vergleich zum Vorjahr).

Geschäftsklima in den Regionen des IHK-Bezirks

Regional differenziert sich das gute wirtschaftliche Gesamtbild, wenngleich der Trend für alle Teile des IHK-Bezirks in dieselbe Richtung zeigt. Während die wirtschaftliche Entwicklung besonders in der Hanse- und Universitätsstadt Rostock (Lagesaldo: 45 Prozentpunkte, Erwartungssaldo: 19 Prozentpunkte) aber auch im Landkreis Rostock (Lagesaldo: 43, Erwartungssaldo: 2) schnell an Fahrt aufnimmt, stellt sich der Pfad zum Aufschwung im Landkreis Vorpommern-Rügen mühsamer dar (Lagesaldo: 32, Erwartungssaldo: minus 8).