Wirtschaft auf dem Weg aus der Krise??

Geschäftslage und -erwartungen erneut verbessert, Industrie am hoffnungsvollsten

Rostock/Stralsund, 22. Mai 2023. Auch wenn von Entwarnung noch keine Rede sein kann, es scheint mehr als ein Strohfeuer zu sein: Der IHK-Geschäftsklimaindex steigt zum zweiten Mal in Folge und erreicht, im Vergleich zum Jahresbeginn, mit neun zusätzlichen Punkten einen Indexwert von 108 Punkten. Dieser liegt damit nur noch knapp unter seinem langjährigen Durchschnittswert von 112 Indexpunkten. Zu diesen Ergebnissen kommt die Auswertung der Antworten von 375 Unternehmen im Rahmen der Konjunkturumfrage der IHK zu Rostock, die Mitte April bis Anfang Mai 2023 stattfand.
Die aktuelle Geschäftslage der befragten Unternehmen hat sich im Vergleich zu den zurückliegenden Umfragen verbessert und auch die Zuversicht der Betriebe hat zugelegt.
„Der Aufwärtstrend kann jedoch keineswegs darüber hinwegtäuschen, dass sich die Wirtschaft im IHK-Bezirk Rostock weiterhin in einer konjunkturell herausfordernden Situation befindet, mit der Folge, dass die Beschäftigungspläne der Betriebe sich nur leicht verbessert zeigen und bei den Investitionen Zurückhaltung die Maxime für die kommenden Monate bleiben wird“, bringt IHK-Präsident Klaus-Jürgen Strupp zum Ausdruck, dass derzeit noch der Schub nach vorn fehlt.
Angesichts der nach wie vor hohen Energiepreise, den wirtschaftlichen Verwerfungen infolge des anhaltenden russischen Angriffskriegs in der Ukraine und zuletzt deutlich gestiegener Zinsen erweist sich die gewerbliche Wirtschaft im IHK-Bezirk Rostock jedoch als sehr robust. Die weiterhin eher zurückhaltenden Erwartungen der gewerblichen Wirtschaft und die – zwar verbesserten, aber weiterhin noch eher geringen – Auftragsbestände der Betriebe lassen allerdings derzeit noch nicht auf einen echten Aufschwung hoffen.
Eine Ausnahme stellen die Industriebetriebe dar: Das Verarbeitende Gewerbe schätzt den eigenen Status quo deutlich positiver ein als die Gesamtwirtschaft. Fast die Hälfte der befragten Industrieunternehmen melden gute Geschäfte. Lediglich sechs Prozent sind unzufrieden. Auch hinsichtlich der Erwartungen für die kommenden zwölf Monate überwiegen die hoffnungsfrohen die pessimistischen Einschätzungen: 19 Prozent gehen von einer weiteren Verbesserung und zwei Drittel von einer gleichbleibenden Entwicklung aus.

Energie: Anhaltender Preisdruck

Die hohen Energiepreise bleiben die dominante Kategorie in der Rangfolge der betrieblichen Hemmnisse und Probleme und stellen für mehr als jedes zweite befragte Unternehmen ein Risiko dar (57 Prozent). Die zuletzt wieder sinkenden Preise für Energieträger führen jedoch dazu, dass das Risiko „Energiepreise“ in der Einschätzung der Betriebe von den historischen Höchstwerten (Herbst 2022: 76 Prozent, Januar 2023: 71 Prozent der Befragten benannten sie zurückliegend als Risiko) wieder auf knapp unter das Niveau vor dem russischen Überfall auf die Ukraine gefallen ist. In dieser Umfrage gewinnt die Problemkategorie „Arbeitskosten“ (49 Prozent) deutlich an Relevanz und stellt mit dem unverändert hoch eingeschätzten Fachkräftemangel (47 Prozent) die beiden anderen Plätze der „Top 3-Probleme“ der befragten Betriebe dar. Die Situation hoher Rohstoffpreise (43 Prozent) entspannt sich ein wenig und die noch vor einem Jahr kritische Verfügbarkeit von Rohstoffen und Vorprodukten (Frühsommer 2022: 45 Prozent) hat sich aktuell merklich entspannt (23 Prozent).
„Viele Unternehmen beklagen auch in dieser Umfrage bestehende bürokratische Hindernisse. Es ist dringend notwendig, dass wir im Bund, im Land und auf kommunaler Ebene bei den Bürokratiethemen, die auf der Wirtschaft lasten, schneller und besser in den Verfahren werden, um die Herausforderungen sich rapide verändernder Energiemärkte oder der anstehenden ökologisch bedingten Transformation im betrieblichen Alltag bewältigen zu können“, betont Peter Volkmann, amtierender Hauptgeschäftsführer der IHK zu Rostock.
„Es ist nicht mehr akzeptabel, dass bei Genehmigungsverfahren für dringend überregional benötigte Stromtrassen zur Beförderung der bei uns gewonnenen regenerativen Energie ungefähr eine Dekade ins Land zieht, bis diese dann in Betrieb genommen werden. Auch gilt es, durch hohe Strompreise und Netzentgelte bestehende Wettbewerbsnachteile für die bei uns ansässigen Betriebe endlich auszugleichen“, sagt IHK-Präsident Strupp.

Unternehmen in Rostock zuversichtlicher

Innerhalb des IHK-Bezirks stellt sich die konjunkturelle Situation wie gehabt sehr verschieden dar. Anders als bei den Betrieben im Landkreis Vorpommern-Rügen und besonders im Landkreis Rostock sind die Firmen im regionalen Wirtschaftszentrum Rostock deutlich zuversichtlicher für die kommenden Monate: Hier überwiegen sogar die optimistischen die skeptischen Zukunftseinschätzungen. Die Unternehmen in der Universitäts- und Hansestadt konstatieren zusätzlich einen positiveren Status quo („gut“: 43 Prozent). Im Landkreis Rostock beträgt der Anteil der befragten Betriebe mit positiver Lage 39 Prozent und im Landkreis Vorpommern-Rügen 33 Prozent.