April 2024 | Unternehmensnachfolge

»Eine richtige Win-Win-Situation«

Wenn die Chemie zwischen zwei Menschen stimmt, dann können sie gemeinsam die größten Herausforderungen gut meistern. Das beste Beispiel dafür sind Matthias Zelck und Stephan Groß. Sie haben es geschafft, die Unternehmensnachfolge des Familienunternehmens Verkehrssicherheit Zelck unkompliziert und mit gleichbleibender Sicherheit für alle Mitarbeiter über die Bühne zu bringen – innerhalb von sechs Monaten.
„Das halbe Jahr hatte es in sich, aber wir haben alles gemeinsam entschieden“, sagt Matthias Zelck, der das Unternehmen 1993 gegründet hat. „Der herausforderndste Moment war eigentlich, meinen Mitarbeitern zu sagen, dass ich aufhören werde“, fügt er hinzu, nach wie vor bewegt von dem Moment.

Krisenfest durch breites Portfolio

Dass er sich überhaupt in der Branche selbstständig gemacht hat, kam durch den Tipp eines Verwandten, der sich in Bremen damit eine Existenz aufgebaut hatte. „Er legte mir ans Herz, dass das Zukunft hat – vor allem im Osten, wo nach der Wende vieles erneuert werden musste“, erzählt Matthias Zelck. Mit genau einem Schild ging es los, erzählt der 66-Jährige lachend.
Schnell wurde daraus mehr: Heute kümmert sich das Unternehmen nicht nur um Verkehrssicherung, wozu zum Beispiel die Einrichtung temporärer Verkehrsführungen gehört, sondern – neben vielem anderen – auch um die Planung und das Erstellen von umfangreichen Verkehrskonzepten, die Montage temporärer Lichtsignalanlagen und um die Absicherung von Veranstaltungen. Außerdem gibt es eine 24-Stunden Rufbereitschaft und einen Havariedienst für die ortsansässigen Versorgungsbetriebe.
Dieses breite Spektrum ermöglichte es Matthias Zelck, die Firma sicher durch alle Fahrwasser zu bringen. So seien während der Coronazeit zwar die Veranstaltungen weggebrochen, dafür hätte sein Team sich um Markierungen in Supermärkten und Absicherungen in Kliniken gekümmert.

Nachfolger mit viel Erfahrung in der Branche

All das liegt nun in den Händen von Stephan Groß. Der 38-Jährige hat das Unternehmen am 1. Januar 2024 offiziell übernommen. Ihn als Nachfolger gefunden zu haben, bezeichnet Matthias Zelck als glückliche Fügung. „Fachlich und persönlich bringt er alles mit. Und er ist zudem in einer Lebensphase, in die das Sesshaft-Werden im Zuge der Übernahme genau reinpasst. Das ist eine richtige Win-Win-Situation.“
Das bestätigt Stephan Groß direkt: „Ich habe lange in der Branche gearbeitet, war aber immer in ganz Deutschland unterwegs, hatte wenig Zeit für meine Familie. Für mich ist der Zeitpunkt ideal, denn ich habe mich bereits viel umgeschaut, viel gelernt und wollte nun wieder richtig Wurzeln schlagen.“ Für ihn sei zudem schon immer klar gewesen, dass er einmal sein eigenes Unternehmen führen möchte.
Für mich ist der Zeitpunkt ideal, denn ich habe mich bereits viel umgeschaut, viel gelernt und wollte nun wieder richtig Wurzeln schlagen.

Stephan Groß, Nachfolger

Schon beim ersten Zusammentreffen war den Männern klar, dass sie unternehmerisch sehr gut zusammenpassen. Und auch menschlich. „Das ist genauso wichtig, denn mein Unternehmen ist wie mein Kind, das gebe ich nicht irgendwem“, betont Matthias Zelck. Schnell haben sie den Nachfolgeprozess in Angriff genommen. Besonders herausfordernd sei die Umfirmierung vom Einzelunternehmen zur GmbH gewesen, sagt Stephan Groß.

Noch zu wenig Förderung für Unternehmensnachfolgen

Mit dem Verkauf hat sich Matthias Zelck aus dem täglichen Geschäft zurückgezogen. „Ich bin immer da, wenn es Fragen gibt, aber ich überlasse ihm sonst das Feld.“ Für Stephan Groß ist genau das ein großer Gewinn. „Ich weiß, dass er mir vertraut, bei allem, was ich anpacke.“ Und anzupacken gibt es immer viel, von der Umstellung des Betriebssystems über Personalentscheidungen bis zu den letzten Aufgaben im Zuge des Nachfolgeprozesses.
Für ihn selbst ist diese Phase ziemlich unkompliziert über die Bühne gegangen, doch grundsätzlich gebe es für Nachfolgeinteressierte wenig Unterstützung, sagt Stephan Groß. „Außer dem Angebot der Bürgschaftsbank gab es in meinem Fall keine weitere Förderung. Ich kann mir vorstellen, dass das für viele ein Grund sein kann, sich dagegen zu entscheiden. Für die Zukunft würde ich mir mehr Möglichkeiten der Förderung wünschen.“