DIHK-Industrieumfrage 2023
So schlecht wie nie zuvor bewerten die Unternehmen die aktuelle Wirtschaftspolitik der Bundesregierung. Mit der Note 4,8 (auf einer Skala von eins „sehr gut“ bis sechs „ungenügend“) fällt die Einschätzung der Betriebe eine Notenstufe schlechter aus als noch vor drei Jahren (3,9). Die Unternehmen bewerten nahezu alle 24 Standortfaktoren im Vergleich zur Vorumfrage 2020 schlechter.
"Stärker denn je belasten strukturelle und oft hausgemachte Probleme unseren Industriestandort. Zunehmende bürokratische Auflagen, hohe Energiekosten und langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren prägen die betriebliche Praxis", so DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben.
Daher werden diese Faktoren in der DIHK-Umfrage Industrie von den Unternehmen mit "mangelhaft" bewertet – beim letzten Mal lagen die Werte noch deutlich höher. Auch die Komplexität und Praxistauglichkeit des Steuerrechts kommt bei den Betrieben äußerst schlecht weg (4,8 nach 4,6 im Jahr 2020).
"Der Standort Deutschland verliert für die Industrie und ihre Partnerbranchen rapide an Attraktivität", warnt Wansleben. "Die Folge ist, dass notwendige Investitionen unterbleiben oder an anderen Standorten getätigt werden. Das kann sich unser Land nicht leisten, wenn wir es mit der Zukunft der Industrie am Standort Deutschland und deren Transformation in Richtung Digitalisierung und Dekarbonisierung ernst meinen."
© DIHK
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Das Wichtigste in Kürze
- So schlecht wie nie zuvor bewerten die Unternehmen die aktuelle Wirtschaftspolitik der Bundesregierung. Mit der Note 4,8 fällt die Einschätzung der Betriebe eine Notenstufe schlechter aus als noch vor drei Jahren (3,9). Stärker denn je treten die Strukturschwächen am Industriestandort Deutschland hervor. Strukturelle Defizite treffen auf eine alarmierende konjunkturelle Entwicklung. Die Wettbewerbsfähigkeit des Netzwerk Industrie als enger Verbund von Produzenten, Zulieferern und Dienstleistern droht zu erodieren.
- Die Unternehmen bewerten nahezu alle 24 Standortfaktoren im Vergleich zur Vorumfrage 2020 schlechter. Lediglich die Einstellung der Bevölkerung zu Großprojekten bleibt in der Einschätzung unverändert bei 4,3. Der ungewichtete Mittelwert aller Bewertungen rutscht mit 4,0 auf den Tiefpunkt seit Umfragebeginn 2008 (2020: 3,6; 2017: 3,3; 2014: 3,2).
- Schlusslicht bei der Bewertung der Standortfaktoren sind erneut die „Fülle und Verständlichkeit von bürokratischen Auflagen“, die Betriebe zu erfüllen haben. Die Bewertung verschlechtert sich weiter auf mangelhafte 5,2 (nach 4,8). Auch die „Effizienz der Behörden (inklusive Bürokratie)“ landet bei den Unternehmen auf den hintersten Plätzen (5,0, 2020: 4,4). Besonders unzufrieden zeigen sich die Firmen außerdem mit der „Höhe der Energiekosten“, die ebenfalls mit 5,0 (2020: 4,5) eingestuft werden. Der Standortfaktor Energiekosten rutscht damit unter die schlechtesten drei der Standortfaktoren. Besonders alarmierend: Die „Energieversorgungssicherheit“ befindet sich mit der aktuellen Bewertung von 3,4 nur noch im Mittelmaß. In der Befragung vor drei Jahren war dies noch der Standortfaktor mit der besten Bewertung. Die Benotung der Energieversorgungssicherheit verschlechtert sich gegenüber der Vorumfrage so stark wie bei keinem anderen Standortfaktor (3,4; 2020: 2,6).
- Dauerbaustellen bleiben die „Dauer und Komplexität von Planungs- und Genehmigungsverfahren“ und das Steuerrecht. Die Bewertungen der Planungs- und Genehmigungsverfahren verschlechtern sich weiter auf 4,9 (nach 4,7 in 2020). Zwar haben Bund und Länder im November 2023 mit dem Pakt zur Planungs-, Genehmigungs- und Umsetzungsbeschleunigung zahlreiche gesetzliche Maßnahmen beschlossen. Diese müssen allerdings noch in alle relevanten Gesetze des Planungs- und Genehmigungsrechts umgesetzt werden. Als mangelhaft werden schließlich auch die Komplexität und Praxistauglichkeit des Steuerrechts (4,8 nach 4,6) sowie die Höhe der Steuern und Abgaben (4,7 nach 4,4) eingeschätzt.
- Die beste Bewertung aller Standortfaktoren geben die Unternehmen der „Vernetzung von Forschung/Hochschulen mit Unternehmen“ (2,9, 2020: 2,8). Auch die „Verfügbarkeit von Zulieferunternehmen und Dienstleistern vor Ort“ ist befriedigend (3,0 nach 2,7)