Außenwirtschaftstag im Zeichen neuer globaler Zentren

„Was schätzen Sie, wieviele Länder sind in die Lieferkette eines Smartphones eingebunden?” fragte beim Außenwirtschaftstag der IHKs in MV am 4. Mai Melanie Vogelbach das Publikum. Die Bereichsleiterin Internationale Wirtschaftspolitik, Außenwirtschaft bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) nahm Gebote entgegen. Beim höchsten, 25, sagte die Referentin: „Fast – wenn Sie die Zahlen drehen: 52 Länder sind eingebunden.” Eine Information, die, verdichtet in einem Satz, das Thema des Impulsvortrags verdeutlichte: „Die neue Geopolitik: Paradigmenwechsel für die Wirtschaftspolitik?”

Resilienz kostet Geld

Die starke Verknüpfung der internationalen Märkte schafft – neben den unbestrittenen Vorteilen – intensive wechselseitige Abhängigkeiten und damit auch Anfälligkeiten und dies in einer Phase, in der die Wirtschaft mit gleich mehreren „Black Swans” konfrontiert ist – laut Finanzmathematiker Nassim Nicholas Taleb ein „historisches, ökonomisches, wirtschaftliches oder persönliches Ereignis, das von Beobachtern nicht hervorgesagt wurde, aber massive Folgen hat”. Ob Corona-Krise, der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine: Ereignisse wie diese erfordern, dass sich Unternehmerinnen und Unternehmer resilienter aufstellen.
„Und das kostet”, machte Melanie Vogelbach unmissverständlich deutlich. Da ist hilfreich, dass Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Reinhard Meyer in seiner Rede beim Außenwirtschaftstag bekräftigte, dass die Landesregierung zur Unterstützung von Unternehmen im Jahr 2023 rund 1,4 Millionen Euro für die Außenwirtschaftsförderung zur Verfügung stellt, unter anderem für Messeförderung, Unternehmertage wie den Baltic Sea Business Day und Wirtschaftsdelegationen.
„Die Wirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns ist geprägt von kleinen und mittleren Unternehmen. Die Außenwirtschaft ist häufig ein nachgeordnetes Thema unternehmerischer Entscheidungen. Hier wollen wir die Unternehmen stärker aufstellen mit wirksamen Instrumenten wie beispielsweise finanzieller Unterstützung für Firmengemeinschaftsstände auf überregionalen Messen, des einzelnen betrieblichen Ausstellers oder der Förderung der Erarbeitung von Konzepten zur Markterschließung“, sagte Meyer.

Schwerpunkt Ostseeraum

Auch will das Land seine Position als Ostsee-Anrainer nutzen: „Hier wollen wir uns verstärkt mit den Themen Erneuerbare Energien, Wasserstoffwirtschaft und CO2-freie Ostsee beschäftigen. Dabei haben Länder wie Dänemark, Norwegen, Schweden und Finnland für uns eine hohe Bedeutung.” Mit und für die Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern wolle das Land einen engeren wirtschaftlichen Austausch fördern. „Das sichert Wertschöpfung und Arbeitsplätze bei uns im Land“, sagte Reinhard Meyer.

Zusammenarbeit mit Stettin

Zudem werde mit der Erschließung und Vermarktung des Industrieparkes Berlin-Stettin die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit der Metropolregion Stettin deutlich verstärkt.
„Unternehmen wie die TopRegal GmbH und Birkenstock in Pasewalk setzen auf eine grenzüberschreitende Kooperation bei der industriellen Entwicklung des Großraums Stettin. Mit dem Deutschen Haus in Stettin und dem engen Austausch der Industrie- und Handelskammer Neubrandenburg  für das östliche Mecklenburg-Vorpommern mit den polnischen Nachbarn wird der Austausch wesentlich unterstützt“, sagte Meyer.
Dass dieser Austausch auf Dauer angelegt ist, verdeutlichten die Geschäftsführer der Deutsch-Polnischen, der Deutsch-Baltischen und Deutsch-Ukrainischen Auslandshandelskammer, letzterer zugeschaltet aus Kiew. Weil Austausch auch bedeutet voneinander zu lernen, waren sich Podium und Publikum einig: „Wir in MV sollten mit dem Baltikum eine Innovationspartnerschaft eingehen”. Fazit von Teilnehmer Christian Schmoll, Geschäftsführer der Tamsen Maritim GmbH:
„Diese Veranstaltung ist für unser Land sehr wichtig. Weil wir zeigen können, was wir in MV zu bieten haben: tolle Ingenieure und tolle Produkte.”
Sabine Zinzgraf