Ausbildung von Geflüchteten: eine Bilanz
Seit Beginn des Projekts “Integration durch Ausbildung – Perspektive für Flüchtlinge” konnte bereits eine große Anzahl von Geflüchteten beraten werden. Etwa 140 Geflüchtete begannen 2022 eine Ausbildung. Die Schlüsselaspekte dafür sind die Lernbereitschaft und das Sprachniveau.
Auszubildende aus Syrien, Gambia und Afghanistan
Vier junge Geflüchtete Kamel Al-Hasani, Ali Rizwan Rahimi, Muhammed Secka und Mohammad Ayoubi erzählten bei der ÜAB in Buchen über ihren Weg in die Ausbildung:
- Der 38-Jährige Kamel Al-Hasani ist in Syrien aufgewachsen und 2015 nach Deutschland gekommen. Durch Vermittlung der IHK Rhein-Neckar konnte er eine Ausbildung als Technischer Produktdesigner bei der UniversalProjekt Laden- und Innenausbau GmbH in Hardheim aufnehmen. Diese hat er inzwischen erfolgreich abgeschlossen und arbeitet weiterhin im Ausbildungsbetrieb.
- Ali Rizwan Rahimi, 22 Jahre alt, wuchs in Afghanistan auf und befindet sich gerade inmitten der Ausbildung zum Koch bei der Johannes-Diakonie in Mosbach.
- Muhammed Secka kommt aus Gambia und macht eine Ausbildung zum Medientechnologen beim Familienunternehmen Indyarts in Mosbach.
- Mohammad Ayoubi ist in Afghanistan aufgewachsen und macht eine Ausbildung zur Fachkraft für Metalltechnik bei Eirich in Hardheim.
Die vier sind einer Meinung: Man soll eine Ausbildung in seinem Lieblingsberuf machen.
Ich habe eine Ausbildung im Straßenbau begonnen, bis ich nach ein paar Monaten gemerkt habe, dass es nicht mein Traumberuf ist. Jetzt mache ich eine Ausbildung zum Koch und bin sehr glücklich, dass ich diese Entscheidung getroffen habe.
erzählte Ali Rizwan Rahimi.
Herausforderung: Sprache
Alle Geflüchteten redeten an diesem Abend aber auch über die Herausforderungen in der Ausbildung — die Arbeitskultur sei eine andere als in ihren Herkunftsländern und daran mussten sie sich erst einmal gewöhnen. “Sprache“ ist das Wort, welches am häufigsten an diesem Abend fällt und die größte Aufgabe für Geflüchtete ist. Das Niveau sollte mindestens B1 sein, damit man der Ausbildung, vor allem den Theorie-Inhalten in der Berufsschule, folgen kann. Da sind sich die Experten einig.
Wenn Geflüchtete zu schnell eine Ausbildung aufnehmen, führt es häufiger zu Abbrüchen.
so Holger Simonides von der Agentur für Arbeit.
Die Sprachförderung steht an erster Stelle und sollte abgeschlossen sein, bevor die Ausbildung startet
ergänzt Peter Egner vom Jobcenter Neckar-Odenwald.
Zusätzlich zur sprachlichen Förderung unterstützen die Agentur für Arbeit und das Jobcenter die Geflüchteten im Verlauf der Ausbildung bei Bedarf zum Beispiel durch Nachhilfestunden.
Die Sprache ist die wichtigste Voraussetzung für einen erfolgreichen Start in die Ausbildung, wie die Experten Max Falckenthal (Asteelflash Eberbach GmbH), Holger Simonides (Agentur für Arbeit), IHK-Bildungsberater Dirk Axtmann, Peter Egner (Jobcenter Neckar-Odenwald), Michael Gehrig (Maschinenfabrik Gustav Eirich GmbH & Co KG) und Heiko Ihrig (Zentralgewerbeschule Buchen)(v.l.) betonen.
Rechtliche Fragen
Zum rechtlichen Rahmen gab Sarah Kehne vom Netzwerk “Unternehmen integrieren Flüchtlinge (NUiF)“ Input und beantwortete die Frage: Welche Regelungen gelten für die Ausbildung der Geflüchteten? Das Netzwerk unterstützt seit 2016 kostenfrei Unternehmen, die Geflüchtete in ihren Betrieb aufnehmen möchten. Um die Frage “Wer darf wann arbeiten“ zu beantworten, empfahl Sarah Kehne den Unternehmen sich drei Fragen zu stellen und diese zu beantworten:
- Welchen Status hat die geflüchtete Person?
- Wie lange ist die Person seit der Registrierung in Deutschland?
- Welcher Beschäftigungsform soll der Geflüchtete nachgehen?
Bei der Beantwortung dieser Fragen werden die Unternehmen von der IHK Rhein-Neckar unterstützt und bei nicht anerkannten Geflüchteten wird ein Kontakt zur Ausländerbehörde vermittelt. Dort können Fragen rund um den Aufenthaltsstatus geklärt werden.
“Betrieb und Berufsschule sollten sich regelmäßig austauschen”
Michael Gehrig ist der Ausbilder von Mohammad Ayoubi bei der Maschinenfabrik Gustav Eirich GmbH & Co KG in Hardheim und teilte am Ende der Veranstaltung seine Erfahrungen aus Unternehmenssicht:
Es ist wichtig einen Fahrplan vorzugeben. Ich telefoniere in regelmäßigen Abständen mit der Berufsschule und frage nach, wie der aktuelle Stand ist. Betrieb und Berufsschule sollten sich regelmäßig austauschen.
betonte Michael Gehrig.