Schwierige Lage und ein Funke Hoffnung
Konjunkturbericht Frühjahr 2024
J: Jahresbeginn; F: Frühjahr; H: Herbst
Der Konjunkturbericht der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim zur Jahresmitte 2024 meldet für die meisten Branchen Stagnation. „Bekannte Herausforderungen wie hohe Personal- und Materialkosten sowie bürokratische Hürden machen den Unternehmen in der Region zu schaffen“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes bei der Vorstellung der Ergebnisse. Dennoch: „Mit Blick auf den Herbst könnte die Konjunktur in einigen Bereichen wieder etwas anziehen.“
Die Geschäftslage bei den Unternehmen verzeichnet insgesamt für die Oberpfalz und den Landkreis Kelheim zwar einen erneuten Rückgang, sie bleibt jedoch im positiven Bereich. Lediglich das Beherbergungsgewerbe und der Tiefbau berichten seit Jahresbeginn 2024 wieder von besseren Geschäften. Ganze Industriebereiche schwächeln, und mit ihnen ihre Lieferketten. Der Dienstleistungssektor bleibt eine tragende Säule der regionalen Wirtschaft, leidet jedoch auch unter den gestiegenen Personal- und Materialkosten. Dass Energie- und Rohstoffpreise sinken, schlägt sich hier noch nicht positiv durch.
EU, USA und Asien im Fokus
Neben dem wichtigsten Markt, der Eurozone, pushen nach Angaben der Industrieunternehmen politische Trends und Wachstumsimpulse neue Investitionen in den USA und mehreren asiatischen Ländern. „Der Trend zu mehr Auslandsinvestitionen bei gleichzeitig sinkenden Inlandsinvestitionen setzt sich fort”, beobachtet Helmes. Die Prognosen der heimischen Exportbetriebe sind insgesamt jedoch sehr vorsichtig. So erwarten lediglich die Produzenten von Vorleistungsgütern in den nächsten Monaten eine Zunahme an Aufträgen. Treiber sind Nord-, Mittel- und Südamerika und – mit deutlichem Abstand – China.
Für die nächsten Monate behalten die Unternehmen die Rohstoffpreise eng im Blick. Es werden zum Beispiel Auswirkungen des Nahost-Konflikts auf die Erdölpreise befürchtet. Trotzdem rückt die Erschließung neuer Märkte im Nahen und Mittleren Osten verstärkt in den Fokus der heimischen Unternehmen.
Regionaler Arbeitsmarkt stabil
Die Saisonausschläge in den Arbeitsmarktzahlen im IHK-Bezirk sind sehr gering. Der Arbeitskräftemangel in den Betrieben schwächt sich leicht ab, bleibt jedoch ein strukturelles und demografisches Problem. Jedes zweite Unternehmen kann offene Stellen längerfristig nicht besetzen, allerdings wird nach Angaben eines Fünftels der Betriebe die Planung von Neueinstellungen zurückgehen. Der Anteil der Unternehmen mit erheblichen Geschäftshemmnissen durch fehlendes Personal sank innerhalb eines Jahres von 33 auf 23 Prozent. Beschäftigungszuwächse in den nächsten Monaten erwarten Dienstleister und Tourismusbetriebe.
Gemischte Erwartungen an den Herbst
Bei den Geschäftserwartungen zeigt sich eine kleine Aufhellung, dennoch halten sich derzeit noch Pessimisten und Optimisten die Waage. Lediglich bei den Dienstleistern und in der Industrie klettert die Kurve in den leicht positiven Bereich. Die Erwartungen an die Kapazitätsauslastung stehen bei 23 Prozent der Befragten auf „steigend“.
Das Investitionsklima hat sich erneut abgekühlt. „Unkalkulierbare Weichenstellungen in der Bundespolitik, die chinesische Exportoffensive im Hightech-Segment und die Auswirkungen der US-Wahlen verunsichern weite Teile der Wirtschaft“, so IHK-Chef Helmes. Weiterhin spiegeln sich hierzulande in den insgesamt rückläufigen Planungen die Kosten-Standort-Nachteile etwa bei Energie und Personal wider. Der Spielraum für Kostenweitergaben ist mit Ausnahme des Dienstleistungsbereichs im Vergleich zum Vorjahr deutlich geschrumpft.
Mit jeweils 58 Prozent der Antworten sind die Themen Inlandsnachfrage, wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen und der Fachkräftemangel die TOP-3-Risiken für die weitere Konjunkturentwicklung. Bei Dienstleistungsbetrieben und Industriesparten wie z.B. im Maschinenbau und in der Elektroindustrie zeigen sich positive Signale. Ein breites Wachstum der regionalen Wirtschaft ist in den nächsten Monaten im Gegensatz zur weltweiten Entwicklung perspektivisch jedoch nicht in Sicht.
Regionale Stimmen
In der Baubranche rutscht laut IHK-Umfrage der Wohnungsbau weiter ab. Tiefbau und Sanierungen hingegen laufen gut. Florian Kiener von der Kiener Massivhaus GmbH & Co KG aus Maxhütte-Haidhof ist froh, dass er sich seit ein paar Jahren nicht mehr nur auf Neubauten fokussiert. „Wir verlagern unsere Aktivitäten derzeit weg vom klassischen Bauträgergeschäft hin zu Renovierungen, Sanierungen und der Beseitigung von Schadensfällen.“ Zwar müsse man dabei gegenüber dem Neubau den dreifachen Aufwand reinstecken, bevor man einen Euro verdient habe. Der Unternehmer ist dennoch froh, sich breit aufgestellt zu haben. Dabei ist die Wohnungsnot so groß wie nie hierzulande. Kiener glaubt erst an eine Wende im Hochbau, wenn an Stellschrauben gedreht wird. „Die Rahmenbedingungen müssen sich ändern, Die Baustoffpreise und die Zinsen sind zu hoch, das Förderwesen zu unflexibel und die vorgegebenen Baustandards am oberen Ende der wirtschaftlichen Umsetzbarkeit.“
Zulieferbetriebe wie die Schaumstoff-Technik-Regensburg GmbH sind ein guter Indikator für die wirtschaftliche Großwetterlage. Der 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählende kleinere Mittelständler produziert hochwertige Transportverpackungen vor allem für die Halbleiterindustrie mit Kunden vor Ort in Regensburg, aber auch weiter weg in Europa und Asien. Ordern die Hersteller von Halbleitern weniger Verpackungen, dann weiß man, dass die Großen etwa in der Automobilindustrie schwächeln. „Wir haben von Januar bis März einen Umsatzeinbruch von 20 Prozent verzeichnet. Weil aber der Forecast für den Herbst wieder anzieht, passen wir unsere Ressourcenplanung des Materials und des Personals vorbeugend an“, sagt Geschäftsführer Christian Fellerer.
(14.05.2024)