Früherkennung

Unternehmenskrisen meistern

Jedes Unternehmen hat in seiner Entwicklung zu irgendeinem Zeitpunkt mehr oder weniger ernste Schwierigkeiten zu überwinden. Für den Unternehmer ist es deshalb wichtig, die Fähigkeit zu entwickeln, Krisen frühzeitig zu erkennen, ihnen möglichst vorzubeugen und sie – falls erforderlich – möglichst rasch zu bewältigen.
Ursachen und Gründe, die zu einer Unternehmenskrise führen, können vielfältig sein. Dazu zählen zum Beispiel Markt- sowie Gesetzesänderungen, verändertes Kaufverhalten der Kunden, Rezession oder Deflation sowie unternehmerische Fehlentscheidungen, wie veraltete Strategien oder unzureichendes Finanzmanagement, Krankheit oder Unfall.
Krisen beeinträchtigen die Funktionsfähigkeit und Stabilität eines Unternehmens. Doch bieten Sie auch die Möglichkeit, das Unternehmen mit einem gut strukturierten Sanierungsplan neu auszurichten.
“Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihm nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.” (Max Fischer)

Bewältigung von Krisen

Für den Weg aus einer Unternehmenskrise gibt es kein spezielles Rezept. Das Krisenmanagement muss sich an der jeweiligen Situation des Unternehmens orientieren. Einzuleitende Maßnahmen hängen davon ab, ob sich Ihr Unternehmen in der Frühphase einer Krise befindet oder ob es unmittelbar vor einer drohenden Insolvenz steht.
Die Unternehmenswerkstatt (UWD) ist ein kostenfreies Online-Portal für jede Phase Ihres Unternehmenszyklus.
Unternehmer:innen erhalten Unterstützung, in Form des Tools „Krisenthermometer“, womit Sie eine erste Standortbestimmung, Handlungsansätze und Impulse je nach Ergebnis erhalten.
Zudem steht Ihnen ein umfangreiches Notfall-Handbuch als Unterstützung zur wirksamen Absicherung Ihres Unternehmens zur Verfügung.
Die Broschüre “Krisenmanagement” vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie sowie die umfangreichen Checklisten vom BMWK bieten Hilfe bei dem Erkennen, Vorbeugen und Abwenden von Unternehmenskrisen. Mit Checklisten, Aufzählungen und Erklärungen können Sie potenzielle Problemstellen im Unternehmen erkennen und Vorbeugungsmaßnahmen treffen. Auch finden Sie Handlungsempfehlungen und Ansatzpunkte für die unterschiedlichen Arten von Unternehmenskrisen.

Sofortmaßnahmen

Sofortmaßnahmen können helfen, eine drohende Illiquidität zu vermeiden und Zeit zu gewinnen, um die Sanierung zu planen:
  • Bringen Sie eine Bareinlage in Ihr Unternehmen ein.
    Möglicherweise ist es Ihnen möglich einen stillen Gesellschafter einzuwerben oder bestehende Beteiligungen zu erhöhen.
  • Verkaufen Sie Betriebsvermögen, das nicht unbedingt benötigt wird. Dabei gibt z. B. auch so genannte Sale-and-lease-back-Lösungen.
  • Treiben Sie ausstehende Forderungen ein und nutzen Sie dafür ggf. auch Inkasso-Firmen. Verkürzen Sie die Zahlungsziele! Schaffen Sie ggf. Anreize für schnelle Zahlungen (Rabatte)
  • Zögern Sie Ihre Zahlungen so lange wie möglich hinaus
Mit Sofortmaßnahmen schaffen Sie sich zunächst einmal Zeit, um sich den folgenden Aufgaben der Sanierung widmen zu können.

Kurzfristiges Ziel: Liquiditätsverbesserung

  • Bitten Sie Ihr Kreditinstitut und Ihre Lieferanten um etwas Geduld. Sprechen Sie offen mit Ihnen über Ihre Situation! Schaffen Sie dabei Vertrauen.
  • Versuchen Sie mit Ihrem Kreditinstitut einen günstigeren Kreditrahmen auszuhandeln, was allerdings bestenfalls bei Vorlage eines aussichtsreichen Sanierungskonzeptes möglich sein dürfte.
  • Treten Sie Ihre Forderungen ggf. an ein Factoring-Unternehmen ab. Dies setzt allerdings eine bestimmte Forderungsstruktur und einen bestimmten recht hohen Forderungsumfang voraus.
  • Besprechen Sie die Situation ggf. mit den Mitarbeitern. Besteht die Bereitschaft, bei den Gehältern Zugeständnisse zu machen? Würde die Verzögerung von Gehaltszahlungen akzeptiert werden?
Achtung: Vernachlässigen Sie bei einer Entspannung der Lage nicht die langfristige Sicherung des Unternehmens!

Mittelfristiges Ziel: Stabilisierung des Unternehmens

  • Überprüfen Sie Ihr Unternehmenskonzept und passen Sie es ggf. den Marktgegebenheiten an
  • Passen Sie Ihre Kosten der Unternehmenssituation an
  • Sorgen Sie für eine effektivere Organisation des Unternehmens
  • Bauen Sie ein effizientes Mahnwesen auf
  • Zahlen Sie Ihre Mitarbeiter leistungsbezogen

Langfristiges Ziel: Möglichkeiten zur Stärkung des Unternehmens

  • Ändern Sie die Unternehmens-Rechtsform
  • Suchen Sie neue Gesellschafter
  • Gliedern Sie Unternehmensteile aus oder legen Sie bisher getrennte Unternehmensteile zusammen
  • Suchen Sie einen günstigeren Standort
  • Entwickeln Sie neue Produkte, Programme, Sortimente!
  • Erschließen Sie neue Märkte
  • Führen Sie moderne Produktionstechnologien ein, die langfristig Kosten einsparen
  • Treffen Sie 'make or buy'-Entscheidungen (selbst produzieren oder dazu kaufen)

Sanierung

Wenn sich die Liquiditäts- bzw. die Ertragssituation in Ihrem Unternehmen nicht kurzfristig und anhaltend verbessert, wenn die Kreditmöglichkeiten weitgehend ausgeschöpft sind und dringende Zahlungen anstehen, Ihre besorgte Hausbank vielleicht schon um ein Gespräch gebeten hat, dann ist abzusehen, dass eine Krise in Ihrem Unternehmen andauert. Bei tatsächlicher Insolvenz ist eine grundlegende Sanierung (Turnaround) erforderlich.
Gute Erfolgsaussichten für eine Sanierung bestehen, wenn:
  • Sie Ihren Markt und Ihre Wettbewerber gut kennen,
  • Ihre Produkte oder Leistungen nach wie vor gefragt sind,
  • Sie sich auf kompetente, verantwortungsbewusste und motivierte Mitarbeiter stützen können und
  • Sie klare und transparente Zielvorgaben formulieren
  • die Flut Ihrer Probleme noch zu bewältigen ist
Grundsätzlich ist eine Sanierung eine Angelegenheit für die Unternehmensführung. Bilden Sie ein Sanierungsteam mit Ihren fähigsten Mitarbeitern und holen Sie sich gegebenenfalls die Unterstützung erfahrener Berater ins Haus. Unternehmensberatungen können unter bestimmten Umständen öffentlich bezuschusst werden – “Beratungsförderung für den Mittelstand