Nachrichtenflut: Die Mehrzahl ist davon überfordert

Morgens rollt die Medienwelle an – und ebbt danach nicht wieder ab. Ein Großteil der Menschen, die sich im Netz über aktuelle Ereignisse und das Zeitgeschehen informieren, hält sich so regelmäßig up-to-date. 50 % verfolgen mehrmals täglich im Internet die Nachrichten, weitere 32 % tun dies einmal täglich, 13 % immerhin mehrmals pro Woche. Nur 5 % informieren sich seltener. Das sind die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung (5/2024)
des Digitalverband Bitkom e.V. mit Sitz in Berlin.

Die Nachrichtenfülle überfordert und verunsichert

Allerdings: Es fällt es vielen Menschen zunehmend schwer, angesichts der Fülle im Netz den Überblick zu bewahren: Die Hälfte (50 %) fühlt sich davon häufig überfordert. 58 % wissen oft nicht, welchen Nachrichten im Internet sie vertrauen können. 62 % reduzieren ihren Nachrichtenkonsum manchmal bewusst, wenn sie die Informationsflut überfordert.
Das ist problematisch. Denn eine funktionierende Demokratie braucht informierte Bürgerinnen und Bürger. Angesichts der zunehmenden Menge an Informationen aus einer stetig wachsenden Anzahl journalistischer und nicht-journalistischer Quellen im Netz ist es für viele Menschen schwer geworden, Tatsächliches von Falschem zu unterscheiden. „Überforderung und ein daraus resultierender Nachrichten-Eskapismus sind insbesondere in Kriegs- und Krisenzeiten zwar nachvollziehbar, ebnen auf lange Sicht aber Desinformation und Fake News den Weg. Wir brauchen deshalb eine umfassende Stärkung der Medienkompetenz, die in der Schule beginnen muss und im Alter nicht aufhören darf“, so Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. Das Bedürfnis nach Orientierung bei Nachrichten im Internet ist aktuell extrem groß: 90 % der Menschen, die online Nachrichten aufnehmen, wünschen sich angesichts der Nachrichtenfülle den einen Ort im Netz, an dem sie verlässliche und wahre Informationen finden.

Klassische Medien im Netz liegen vorn

Insgesamt konsumieren 90 % der deutschen Internetnutzer ab 16 Jahren (55 Mio. Menschen) online Nachrichten zu aktuellen Ereignissen und dem Zeitgeschehen aus Bereichen wie Politik, Wirtschaft, Sport oder Kultur. Gefragt, welche Quellen sie dafür in der Regel aufrufen, ergibt ein vielfältiges Bild: Am meisten werden Nachrichten-Webseiten oder Apps genutzt (78 %). Dahinter folgen soziale Medien, über die sich 44 % informieren. Ein Viertel (27 %) informiert sich über Messenger-Dienste, 26 % per Video über YouTube-Kanäle und 18 % hören Podcasts zu aktuellen Ereignissen bzw. dem Zeitgeschehen. 17 % haben E-Mail-Newsletter oder spezielle Briefings abonniert.
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Betrachtet man die überwiegend genutzten Nachrichten-Websites und Apps näher, ergibt sich folgendes Bild: 47 % informieren sich in der Regel über Webseiten und Apps von klassischen überregionalen, lokalen oder internationalen Printmedien, also etwa spiegel.de, bild.de, faz.net und anderen. 44 % informieren sich über Webseiten oder Apps von öffentlich-rechtlichen sowie privaten Fernseh- und Radiosendern, etwa tagesschau.de, wdr.de, n-tv.de und anderen. Dahinter folgen die Startseiten von Internetzugangsprovidern wie t-online.de, gmx.de oder web.de (35 %), Webseiten oder Apps von Fachmedien beispielsweise zu Themen wie Mobilität oder Sport (21 %) sowie News-Webseiten, die ausschließlich online erscheinen (16 %). 11 % geben an, sich auf Seiten von Redaktions- und Rechercheverbünden wie correctiv.org u.a. zu informieren.

Ältere lesen lieber, Jüngere schauen Bilder & Videos

In welcher Form werden Nachrichten am liebsten konsumiert? Das Lesen von Texten ist bei 48 % am beliebtesten, wobei dieser Wert bei den Älteren ab 65 Jahren (59 %) mehr als doppelt so hoch ist wie bei den Jüngeren unter 30 Jahren (28 %). 20 % schauen am liebsten Bilder mit kurzen Texten an, wie sie vor allem in sozialen Medien verbreitet werden, wobei dies 30 Prozent der Generation U30 von sich sagt und nur 10 % der Gruppe ab 65 Jahren. 17 % bevorzugen Bewegtbild, also Videos (16 bis 29 Jahre: 26 %; 65+: 15 %). Und jeder und jede Zehnte (11 %) hört am liebsten Audio-Beiträge oder Podcasts.
Wer sich online über aktuelle Ereignisse und das Zeitgeschehen informiert, bringt dafür täglich durchschnittlich 48 Minuten auf. Bei knapp einem Viertel (23 %) sind es sogar mehr als 60 Minuten.

Instagram: Für Jüngere der wichtigste News-Kanal

Unter denjenigen, die sich über soziale Medien oder Messenger zu aktuellen Ereignissen und dem Zeitgeschehen informieren, gibt es klare Favoriten – aber auch klare Altersunterschiede: Bei den unter 30-Jährigen ist Instagram mit 90 % der Spitzenreiter. Mit weitem Abstand folgen in dieser Altersgruppe WhatsApp (50 %), TikTok (44 %), Facebook (39 %), X bzw. Twitter (27 %) und Snapchat (22 %). Bei den über 30-Jährigen spielt Facebook (68 %) die größte Rolle beim Nachrichtenkonsum in sozialen Medien, gefolgt von WhatsApp (67 %), Instagram (50 %), Telegram (24 %), TikTok (23 %), X (17 %) und LinkedIn (13 %).
Nicht nur in sozialen Medien, sondern generell beim Nachrichtenkonsum im Netz werden regelmäßig nur die Überschriften und nicht die ganzen Artikel gelesen: Mehr als die Hälfte (54 Prozent) tut dies nach eigener Aussage sogar häufig. Gleichzeitig kritisieren 86 Prozent derjenigen, die online Nachrichten konsumieren, dass die Überschriften oft mehr versprechen, als letztlich im Artikel steht. 88 Prozent empfinden Überschriften zu oft als reißerisch und auf Klicks ausgerichtet.

Zwei Drittel nehmen Falschmeldungen wahr

Welche Informationen basieren ausschließlich auf Tatsächlichem – und welche entpuppen sich als beabsichtigt oder unbeabsichtigt falsch oder irreführend? 85 % der Netznutz stimmen der Aussage zu, es sei insgesamt schwer, den Wahrheitsgehalt einzelner Meldungen zu überprüfen. Ebenso viele (85 %) sind der Meinung, dass Falschmeldungen den gesellschaftlichen Zusammenhalt zerstören. Drei Viertel (76 %) sehen Falschmeldungen als mitverantwortlich dafür, dass extreme Parteien in Deutschland an Einfluss gewinnen. (5/2024/bö)
Zwei Drittel (67 %) derjenigen, die sich im Internet über aktuelle Ereignisse und das Zeitgeschehen informieren, haben in den vergangenen 12 Monaten Falschmeldungen wahrgenommen