ISM Köln 2020: Crazy. Crunchy. Sehenswert.
von Dr. Beate Bößl, IHK (05.02.2020)
Geführte Touren: Unser Foto zeigt die Hinweistafel.
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Geführte Messetouren
Die ISM Köln gilt als die größte Süßwarenmesse der Welt. Wer möchte, kann für 20 Euro geführte englischsprachige Thementouren buchen. Die mit dem Titel „Nachhaltigkeit: Lasst uns den Planeten retten“ führt beispielsweise zum Schokounternehmen, das Seepferdchen rettet. Und von dort zum Anbieter, der Grashüpfer in Schoko gießt. Das ist etwas crazy. Aber auch crunchy. Nach dem Besuch an zehn weiteren Messeständen hat man ein erstes Gespür dafür, was etablierte Unternehmen um- und was Start-ups antreibt.
Insekten im Schokomantel: Das Foto zeigt den Messestand, den Unternehmensvertreter und Tour-Guide Sophie.
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Fünf globale Trends
Niedlich: Unser Foto zeigt große Schaumzucker-Schlangen mit Gesicht.
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Seepferdchen-Rettung: Unser Foto zeigt eine Messewand mit einem Foto, das für die Aktion wirbt.
„Fünf globale Trends bestimmen den weltweiten Nahrungsmittel und Getränkemarkt “, verrät Touren-Guide Sophie über das Headset – und eilt mit ihrer etwa 20-köpfige Entourage durch die Messegänge. Dort lächeln den Teilnehmern von links niedliche, überdimensionale Schaumzuckerschlangen zu. An einer anderen Ecke steht, beim traditionsreichen Printen-Stand, eine Deko-Büste mit rau wirkender Spitzenkleid-Stola. Sophie sagt, es seien 1. Convenience, 2. Pleasure, 3. Health, 4. Naturalness und 5. Sustainability, also Nachhaltigkeit, die vom Markt gewünscht werden und die Entwicklungen anstoßen würden. Vor allem aber sei es die Generation Y mit ihren Millennials, die einen gesellschaftlichen Wandel pushen und Hersteller zu verantwortungsvollem Handeln auffordern.
Dekorativ: Unser Foto zeigt einen Stand mit einer Deko-Büste mit einem weiß-beigen Spitzenkleid.
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Weitere Überlegungen, was denn nun früher da war, Schokohenne oder Schokoei, gibt es am Stand einer etablierten europäischen Firma, die ihre sehr süßen Pralinen seit Längerem schon statt in Mini-Plastikbecher direkt in Schoko-Förmchen einfüllt bzw. ihren Kunden wahlweise auch „compostable cups“ anbietet. Der freundliche Firmenvertreter, zweifellos ein gestandener Vertriebler, reagiert auf Interesse und Nachfragen mit einem Rat: „The more you ask, the more the market will push up on everything!” – je mehr Kunden fragen, je eher wird der Markt Dinge voranbringen. Dazu zieht er, wie aufs Stichwort, eine puffig-fluffig grün eingewickelte Osterüberraschung aus dem Regal und erklärt: Früher sei dessen Verpackungsfolie aus Plastik gewesen, heute aus einem Material, das komplett ökologisch abbaubar sei.
Apropos, Zauber und Magie. Aufmerksamkeit zieht ein Anbieter aus Finnland auf sich, der zwar nur wenige Quadratmeter Ausstellungsfläche, aber vermutlich den glitzerndsten violetten Anzug der ISM trägt. Relativ unbeeindruckt von der nahenden ISM-Gästeschar, trinkt er erst einmal in großen Schlucken aus einer 1,5 Liter Wasserflasche. Das Verständnis für den Flüssigkeitsbedarf wächst beim Blick auf seine so übersichtliche wie filigrane Produktauswahl: Angeboten werden „Party Bugs“, Grillen in den Geschmacksrichtungen Salty Liquorice oder Mexican BBQ, reich an Antioxidantien und damit passend für all diejenigen die, so sagt es Sophie unterwegs, „gesund leben und gesund sterben wollen.“
Fluffig verpackt: Das Material vom Schoko-Ei ist natürlich kompostierbar.
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Showtime: Unser Foto zeigt einen Mann im violetten Glitzeranzug, vor ihm drei Probierteller mit Insekten.
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Natur erhalten, Leben verlängern
Naturerhaltende Maßnahmen und lebensverlängernde Angebote im Süßwarensegment: Auf dieser 50. ISM Köln sind sie nicht nur in der Start-up-Zone in Halle 5.2 sehr präsent. Es scheint, als hätten auch die etablierten Firmen mehr Mut gefunden, darüber zu reden, was sie teils schon seit sehr vielen Jahren (aber bis dato eher im Stillen) an sinnhaften Dingen tun. Es ist nämlich – und auch dafür sensibilisierten die Guided-Tours der ISM Köln 2020 - nicht nur so, dass allein „die Neuen“ den Planeten retten. Es ist vielmehr so, dass hier ein Unternehmen davon berichtet, wie es bereits vor langer Zeit Palmöl austauschte und dort eines davon, dass inzwischen Produkt-Folien aus Mais verwendet werden. Wieder andere Aussteller erklären, wie sie als Pionier natürliche Lakritz-Bonbons an den Markt brachten, wie sie sich intensiv an der Suche nach alternativen Verpackungen beteiligen und berichten, es sei eine Freude, dass die Konsumenten endlich bereit seien, sich für Neues zu öffnen und, endlich, nachhaltigere und durchaus auch teuere Produkte nachfragen.
Ausgewogen: Süßwaren ohne Palmöl.
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Hoher Standard: Schokolade mit höchstem Fairtrade-Anspruch.
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Hoher Standard: Schokolade mit höchstem Fairtrade-Anspruch.
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ISM-Countdown – mehr im ihk-magazin 3/2020
Abseits der Überlegung, dass es in zehn Jahr, auf der ISM Köln 2030, bitte nicht eine (dann gerettete und angewachsene) Seepferdchen-Population sein möge, die kandiert und gezuckert wird, während ein Lolli&Bonbon-Start-up aus dem Jahr 2020 den Grashüpfer rettet, ließ sich beim ISM-Erstbesuch dieser 3-2-1-Countdown notieren:
Drei: Wie putzig und verspielt die Branche tickt: Süß sind nicht nur die Produkte. Süße sind auch Plüschmonster, mit Bonbons gefüllte tanzende Einhörner oder Verpackungen, die wie die Berliner Zwillings-Panda-Babys dreinschauen.
Schokoladenkugeln: Unser Foto zeigte eine Verpackung mit Pandamotiv.
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Falls verirrt, bitte an die IHK senden: Gelbes und blaues Plüschmonster an einem Messestand.
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Zwei: Wie traditionelle Produkte neu überlegt werden: Etwa bei der Firma, die Strohhalme aus Getreide herstellt und gleich noch solche anbietet, bei denen Leitungswasser den Geschmack von Erdbeermilch entwickelt. Oder beim Unternehmen, das Cranberries trocknet und knuspriger macht.
Essbar: Unser Bild zeigt ein Glas mit einem Strohalm aus Getreide.
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Crunch: Unser Foto zeigt dieses Wort auf dem Plastikmodell einer Craneberry.
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Eins: Wie hervorragend es ist, dass auf der ISM Cologne auch knapp zehn Aussteller aus der Region Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim sind, über die wir im ihk-magazin 3/2020 ausführlicher berichten werden – und die teils auch geehrt wurden. Beispielsweise für ein innovatives Produkt. Oder auch, weil sie zu der kleinen Gruppe der Unternehmen gehören, die auch bei der ersten ISM im Jahr 1970 bereits als Aussteller dabei waren. Demnächst mehr – und einige Fotos vorab:
Aus Geeste nach Köln: Der Messestand vom Unternehmen Coppenrath Feingebäck.
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Aus Osnabrück in Köln: Der Messestand der InterCool 24 GmbH.
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Aus Osnabrück in Köln: Der Messestand der Windel GmbH & Co. KG.
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Aus Osnabrück in Köln: Der Messestand der Confiserie Heidel.
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Aus Neuenhaus nach Köln: Der Messestand vom Unternehmen Borggreve.
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Aus Osnabrück in Köln: Der Messestand von myChoco.
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Aus Osnabrück in Köln: Der Messestand von EggyFood/Your Daily Protein.
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