RWE-Standort Lingen ist bei H2-Transformation weltweit Vorreiter

IHK-Präsidium tagte im Informationszentrum des Kraftwerkstandortes Lingen
„RWE erzeugt weltweit Strom aus erneuerbaren Energien und ist an mehr als 30 internationalen Projekten auf allen Stufen der Wasserstoff-Wertschöpfungskette beteiligt. Bei der Transformation vom Gaskonsumenten zum Gasproduzenten ist RWE dabei an keinem Standort so weit wie in Lingen“, erklärte Heiko Eisert, Projektmanager Standortentwicklung/ Gas Support bei RWE Generation SE am Gaskraftwerk Emsland, im Rahmen der Sitzung des Präsidiums der IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim. Das IHK-Gremium tagte jetzt im Informationszentrum des Kraftwerksstandortes Lingen, um sich vor Ort einen Überblick über den aktuellen Stand der Transformation des Energiestandortes Lingen zu verschaffen.
Nach Angaben von Eisert sei der Standort Lingen für Wasserstoffprojekte unter anderem deshalb besonders attraktiv, da hier aktuell eines der größten Umspannwerke Deutschlands entstehe. „Zukünftig kommen hier in Lingen bei der Amprion zusätzliche 1,8 Gigawatt grüner Windstrom aus der Nordsee an. Darüber hinaus bieten die bereits vorhandenen Anschlüsse an das öffentliche Gasnetz und die Wasserverfügbarkeit hervorragende Voraussetzungen für die Produktion von grünem Wasserstoff. Dieser kann anschließend entweder für Produktionsprozesse zur Verfügung gestellt oder für die Re-Verstromung in wind- und sonnenarmen Perioden zwischengespeichert werden“, führte Eisert weiter aus.
Derzeit erzeugt RWE am Standort in Lingen Strom noch aus Gas und Kernkraft. Zukünftig soll zusätzlich zum Betrieb des Gaskraftwerks Wasserstoff produziert werden. „Bis 2030 will RWE mindestens zwei Gigawatt Elektrolyse-Kapazität für die Erzeugung von grünem Wasserstoff errichten“, so Eisert. Einer der ersten Schritte sei in diesem Jahr die Errichtung einer 14 Megawatt (MW) Elektrolyse-Pilotanlage in Lingen. Ebenfalls in Lingen solle 2024/2025 die Errichtung von zwei 100 MW-Elektrolyseanlagen folgen. Für dieses Bauvorhaben stehe aber die Fördermittelbewilligung aktuell noch aus. Diese geplante 200-MW-Anlage sei Teil von RWEs Bestrebungen, im Rahmen des Projekts GETH2 bis 2026 einen 300-MW-Elektrolyseur am Standort Lingen zu errichten. Eisert erwartet, dass der in Lingen produzierte grüne Wasserstoff helfen werde, den Ausstoß von Kohlendioxid deutlich zu reduzieren. Die Präsidiumsmitglieder zeigten sich überzeugt, dass der zügige Aufbau der Wasserstoff-Infrastruktur der gesamten Wirtschaftsregion zugutekommen werde, und dankten RWE für das Engagement.
Gleichzeitig wurde allerdings deutlich, dass seitens der Präsidiumsmitglieder auch Zweifel an der Umsetzung der Energiewende durch die Bundesregierung bestehen. Zu befürchten seien erhebliche Kosten und Risiken. Die Energiewende müsse aber am Ende gelingen, wenn der Industriestandort Deutschland Bestand haben solle. Eine De-Industrialisierung sei keine Option. „Vor allem die aktuelle Energiepreisentwicklung ist eine Belastung für die allermeisten Unternehmen. Niedrige Preise sind deshalb das Gebot der Stunde. Die entstehen auch auf dem Strommarkt nur durch mehr Angebot – nicht durch weniger. Darum ist es aus Sicht unserer IHK keine gute Idee, das Kernkraftwerk Emsland am 15. April abzustellen“, erklärte IHK-Präsident Uwe Goebel.