Green Deal: Industrieausschuss des Europäischen Parlaments erkennt Rolle von CO2-armem Wasserstoff an

Die Abgeordneten des Industrieausschusses des Europäischen Parlaments haben sich am 18. März 2021 zur europäischen Wasserstoffstrategie positioniert. In einem unverbindlichen Initiativbericht, der am 22. März verabschiedet wird, erkennt der Ausschuss die Rolle von CO2-armem Wasserstoff als „Brückentechnologie“ in der „kurzen und mittleren Frist“ an.
CO2-armer Wasserstoff wird somit neben aus erneuerbarem Strom hergestelltem Wasserstoff als eine Klimaschutzoption für Unternehmen bewertet. CO2-armer Wasserstoff wird meist aus Erdgas hergestellt, wobei beim Herstellungsverfahren mit dem höchsten Technologiereifegrad die anfallenden CO2-Emissionen abgeschieden werden (blauer Wasserstoff).
Die Abgeordneten fordern die Europäische Kommission auf, einen regulatorischen Rahmen zu schaffen, der den Hochlauf eines Wasserstoffmarkts in der EU befördert. Im Grundsatz sieht der Ausschuss die geltenden Regeln für den Erdgasmarkt als Ausgangspunkt. Konkret wird beispielsweise empfohlen, am Prinzip der Entflechtung (unbundling) festzuhalten. Netzbetreiber dürfte so nicht zugleich Betreiber von Elektrolyseuren zur Herstellung von Wasserstoff sein. Zudem fordern die Abgeordneten einheitliche Definition für klimafreundlichen Wasserstoff und die Etablierung eines Herkunftsnachweissystems, die den reibungslosen Handel mit Wasserstoff ermöglichen sollen. Auch für den Import von Wasserstoff soll die EU Nachhaltigkeitsstandards setzen.
Darüber hinaus bedarf es nach Ansicht des Ausschusses Maßnahmen, die die Nachfrage nach Wasserstoff steigern und somit Leitmärkte entstehen lassen. Erwähnt werden Quoten für eine begrenzte Anzahl spezifischer Endverbrauchssektoren oder Regeln für die öffentliche Beschaffung von Produkten, die mit klimafreundlichem Wasserstoff hergestellt wurden. Einen besonderen Fokus legt der Bericht auf grünen Stahl, der laut Ausschuss u.a. durch die Anrechnung auf die CO2-Flottengrenzwerte für PKW einen Nachfrageschub erleben könnte.
Der Bau von Herstellungsanlagen für grünen und CO2-armen Wasserstoff soll laut Bericht durch finanzielle Instrumente wie Carbon Contracts for Difference unterstützt werden. Diese sollen jedoch nur in einer Übergangsphase zum Einsatz kommen. Über CO2-Differenzkontrakte werden die Betriebskosten einer Anlage zur Herstellung eines klimafreundlichen Guts bezuschusst. Die Höhe der Beihilfe wird hierbei an das Preisniveau des Europäischen Emissionshandelssystems gekoppelt.
Um den hohen Strombedarf für die Herstellung von grünem Wasserstoff decken zu können, drängen die Abgeordneten auf einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien. Hierzu sollen u.a. Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigt und die regionale Zusammenarbeit gestärkt werden.
Der Bericht wird voraussichtlich Ende April im Plenum zur Abstimmung gestellt. Die Europäische Kommission plant, Ende des Jahres im Rahmen des Green Deal Gesetzgebungsvorschläge zur Dekarbonisierung des Gassektors und Schaffung eines europäischen Wasserstoffmarkts vorzulegen.
Quelle: DIHK